E I N U N D V I E R Z I G

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Acair's (P.o.v):

Gestern reiste Damon auch schon wieder ab und entschied sich doch deinen Vater aufzusuchen. Er hatte uns mehrmals gefragt ob wir den Amtsmagier vom König kennen, aber das wusste tatsächlich niemand so genau. Selbst ich, wo ich jeden Hexer und Zauberer im Land kannte. Beim Mondkönig war es immer schwierig einen Überblick zu behalten, er machte eigentlich alles im Geheimen und weihte niemanden in seine Pläne ein. Außer Endris. Er war sozusagen sein engster Vertrauter, im Rudel wäre er der oberste Beta gewesen. Nun ja, jetzt wo er keinen Nachfolger hat wird er bestimmt noch einige Amtsjahre drauf legen müssen. So etwas wie Rente oder Pension gibt es für einen König nicht.

Nun braute ich wieder alle möglichen Tränke zusammen und frischte meine Zauberkräfte wieder auf. Bald wird es so weit sein, dass ich mich wieder zurück in mein altes, oder eher junges, Ich zurückverwandeln kann. In einem jungen Körper wird einiges leichter fallen, auch die Energie die ich sammeln muss, kann ich dann wieder besser lagern. Zaubern wird weniger qualvoll und ich kann mich auf Acair's Zauber richtig vorbereiten. Auch wenn ich womöglich weiß was die Konsequenzen für mich sein könnten.

Adrian kam erschöpft die Haustüre hinein und ließ sich auf einer der Stühle in der alten Küche fallen. Adrian war heute in Portland und erkundigte sich wegen der Umstände im Oakville. Er seufzte. Ich warf ihm einen fragenden Blick zu. "Der ist voll mit Vampiren, der Oakville meine ich.", sagte er augenrollend. "Was wollen die eigentlich von dieser maroden Gefängniswelt? Was hätten sie davon?", grübelte ich laut. "Einiges. Sie könnten zu jeder Tageszeit hinaus und würden sich dort frei austoben, ohne von jemanden gestört zu werden. Ich wette die Vampirkönigin hat etwas mit diesem Spektakel zutun. Vielleicht will sie ihr Schloss in die Gefängniswelt verlegen und eine Art Elite-Vampir-Welt daraus machen...", spekulierte er. Als er die Vampirkönigin erwähnte wurde mir kurz ganz schaurig. Sagen wir es einmal so, ich kannte sie leider sehr lange. Niemand kannte Ihren Vornamen, sie wurde nur als Blutkönigin betitelt. Sie war schamlos und die Theorie von Adrian war gar nicht mal so abwegig.

"Ich muss in den Oakville.", spukte Adrian schließlich aus. Meine Augen verengten sich. "Kannst du zufällig schon Portale erschaffen?", fragte er mich schließlich zögerlich. "Da gäbe es jedoch einige Bedingungen.", erwähnte ich mit erhobenen Zeigefinger. Er nickte. "Damit ich diese Magie wieder anwenden kann, muss ich zuerst wieder zu meinem alten Ich werden. Das heißt ich muss das Gebräu frühzeitig trinken, um die Energie zur Verwandlung aufwenden zu können. Dann sehen wir weiter."

"Okay, was soll ich tun?", meinte er kompromissbereit. "Ich brauche das grüne Gebräu, rechts im Regal. Dann musst du die Badewanne mit eiskaltem Wasser füllen. In das Wasser muss meine Weißeichenwurzel-Kette worin mein alter Körper gespeichert ist.", erklärte ich ihm und nahm die hölzerne Kette von meinem Hals die ich seit jeher trug. "Zusätzlich müssen diese Kräuter ins Wasser.", ich überreichte ich ihm eine handvoll Kräuter.

Entschlossen marschierte er ins Bad und drehte, hörbar, den Wasserhahn auf. Ich war mir nicht sicher, eigentlich hätte ich noch eine Zeit warten sollen mit der Wandlung. Es war ein brutaler Akt der meinen Geist und die Seele wandern ließ. Das kostete nicht nur Energie sondern auch Willensstärke. Wenn man nicht genug von einem der beiden hatte, konnte man für immer in der Luft steckenbleiben und nicht in einen neuen Körper wandeln. Ich nahm das grüne Gebräu zu mir und öffnete den Korken. Es war ein stark dosierter Energietrank der meinen Körper auch genau so gut überfordern konnte. Mit viel Hoffnung und Willensstärke, schüttete ich das Fläschchen in einem Ruck hinunter.

Ein eiskalter Schauer überfiel mich und ich zitterte plötzlich am gesamten Leib. Es war so als hätte ich 10 Espressos getrunken und kurz vor einer Herzattacke. Doch dieses Gefühl war mir sehr bekannt und ehe ich es spürte, kam die Erinnerung an diese enorme Kraft. Mir wurde ganz wohlig warm und meine Sinne schärften sich um das zehnfache. Ich seufzte vor Euphorie. Die Magie strömte in Bahnen durch meinen Körper und ich hatte beinahe das Gefühl es zu sehen. Es war zwar zu frühzeitig um diesen Trank einzunehmen, aber bereut hätte ich es in diesem Moment nicht.

Ich hörte wie Adrian das Wasser im Badezimmer abstellte und setzte meine Beine in Bewegung. Als Adrian mich sah, musterte er mich ganz wunderlich. Er konnte meinen Energieschub wohl in meinen Augen erkennen. In diesem Moment blieb mir nur die Freude auf meinen eigenen Körper übrig. "Soll ich gehen?", fragte er etwas eingeschüchtert. Ich zuckte mit den Schultern und überließ ihm die Entscheidung.

Ich prüfte noch einmal ob alle Zutaten im Wasser schwammen und zog mich anschließend aus. Diese menge an Energie, die in mir strömte, ließ mich nicht einmal frieren, als ich in das eiskalte Wasser steig. Ich spürte die Kälte auf meiner Haut aber es machte mir nichts aus. Ich nahm die Kette aus der Weißeichenwurzel in die Hand und fing an zu sprechen: "Proseleytum anima mea, proseleytum anima mea. Proseleytum anima mea, proseleytum anima mea!"

Ich tauchte unter und schloss die Augen. Doch ich sprach weiter und hielt die Kette fest in meinen Händen. Auch wenn das Wasser bereits in meine Lunge strömte, musste ich mich zwingen bis zum Schluss weiter zu sprechen. Es war qualvoll, und ein normaler Mensch würde dabei in Ohnmacht fallen. Doch meine Magie erhielt mich. Es war nun die Willensstärke gefordert. Der Wille weiter zusprechen, obwohl man Wasser schluckte und keine Luft bekam. Als ich den Moment spürte, ließ ich meine ganze Magie in die Kette fließen, die dabei hell erleuchtete. Ich spürte wie mein Geist und die Seele allmählich diesen Körper verließen und von der Kette aufgesaugt wurden.

Es war ein kurzer Moment der Stille. Der Seelenruhe. Nie war ich mir sicher ob sich so der Tod anfühlte, oder der Weg in den Tod. Doch ich übersprang ihn.

Als meine körperlichen Reflexe einsetzten, spürte ich den Drang nach Sauerstoff. Ich riss die Augen auf und stieß mich mit beiden Händen vom Boden der Badewanne ab. Als mein Gesicht an der Oberfläche ankam, schnappte ich tief nach Luft. Ich lechzte Minuten nach Sauerstoff und holte die Dosis auf, die ich verloren habe. Meine Augen konnten in diesem Moment nichts fokussieren, da mein Fokus auf Luft gerichtet war.

Als meine Sinne nun alle wieder gleich waren sah ich an mir herab und erkannte mich selbst wieder. Mein junger, sportlicher Körper und nicht mehr dieser eines alten Mannes. Ich stützte mich an den Rändern ab und stieg zitternd aus dem kalten Wasser. In der rechten Hand hielt ich immer noch die Kette, in der nun der alte Greeze gespeichert war.

Als mein Blick zu Adrian schweifte, musterte er mich entgeistert und murmelte abwesend meinen Namen: "Acair." Die Situation war ziemlich unheimlich für uns beide, da ich im Adamskleid vor ihm stand und nun aussah wie Acair Decanter. Ich dreht mich zum Waschbecken und sah mich in den Spiegel.

YUNA - the hidden omegaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt