Z W Ö L F

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Es dämmerte. Die Vögel sangen deren einstudierten Lieder. Und ich, naja ich öffnete schwerfällig die Augen als mich Vincent D'Angelo an der Schulter stupste.

"Frühstück?", fragte er mich fröhlich. Gähnend zog ich mir die Decke über den Kopf und schwafelte mit noch verschlafener Stimme: "Bist du etwa Frühaufsteher?" "Heute schon." Vinc marschierte aus meinem Schlafzimmer und ich erhob meinen Oberkörper schwerfällig vom Bett. Ich zog eine herkömmliche Jeans mit einem Shirt an. Flott erledigte ich meine Bad-Routine und setzte mich auf den gedeckten Frühstückstisch. Da viel mir auf das Vinc oberkörperfrei vor mir saß. Etwas unangenehm war es mir, daher ließ ich auch so einen unüberlegten Kommentar: "Ist dir nicht kalt?" Dieses lachen dass er von sich gab ließ mich ehrlichgesagt erschaudern. "Schüchtert dich mein Oberkörper denn so ein.", lachte er. "So einen Waschbrettbauch sieht man halt auch nicht alle Tage.", gab ich versteift von mir und zeigte auf sein Sixpack. Ich bereute es schon eine Sekunde später, was ich von mir gab.

"Isst du etwa nichts?", fragte ich ihn als er mir den Kaffee einschenkte. "Nein, ich hatte heute schon eine Malzeit.", antwortete er. So kannte ich mich selbst nicht.

"Danke.", kam allmählich von mir aus dem nichts. Mit diesem besonderen Blick musterte er mich. Ein Anblick der unbeschreiblich war. Augen wie ein Welpen, ein leichtes Grinsen, leicht zerzauste Haare und Lippen die er aufeinander presste. Doch irgendetwas an dem ganzen konnte nicht stimmen, ich spürte er ganz tief in mir. Oder war es nur meine eigene Unsicherheit? Womöglich schon.

"Weißt du ich habe da draußen eigentlich noch eine Menge vor. Deshalb muss dieser Plan funktionieren.", sagte ich unsicher und schlürfte am Kaffee. "Was denn?"

"Ich muss Greeze finden. Nachsehen ob es meinen Ex-Betas gut geht und so viele Menschen suchen gehen.", erzählte ich gedankenversunken. Er schwieg. "Ich hab noch so vieles vor.", fügte ich hinzu.

"Warte... Sagtest du gerade Greezly?", fragte er hastig. "Ja den meinte ich. Es gibt hier nur einen Greezly weit und breit."

"Er hat das Pergament. Das Pergament das uns hier raus führt.", hetzte er und fischte sein Shirt von der Couch. "Unmöglich?! Warum hat er es dann nicht genutzt?", runzelte ich die Stirn. Er zog sein Shirt über den Kopf und stellte fest: "Weil er es möglich nicht nutzen wollte.  Vielleicht traute er sich nicht."

Kopfschüttelnd ging ich mit meiner Kaffeetasse zum Waschbecken und stellte sie hinein. Ich biss schnell von meinem belegten Brot ab und suchte meine Jacke. "Wir müssen sofort los!", sagte ich mit vollem Mund. Er hielt mich am Arm fest und zog mich zurück auf die Couch. "Ey! Wir sollten keine Zeit verlieren!", belehrte ich Vinc und versuchte mich aus seinen eiskalten Händen zu befreien. Doch sein Griff war so fest, dass selbst ich keine Chance gegen ihn hatte und sitzen bleiben musste. "Eventuell sollte unsere kleine Mission geplant werden?!", rechtfertigte er sich. "Was gibt's denn da zu planen? Wir sollten los bevor jemand anderes das Pergament findet. Dazu musst du mich bittegarschön auch loslassen.", triumphierte ich und fuchtelte mit der anderen Hand in der Gegend herum. Augenrollend ließ er mich los und bekleidete sich ebenfalls mit Schuhe und Jacke.

Jeden Tag war die Luft im Oakville anders. Heute erinnerte es mich an den angrenzenden Wald wo ich aufwuchs. Die Fichten und Tannen wippten im Takt und die Vögel sangen außer Takt.

"Kann ich dich mal was fragen?", störte Vincent meine innere Ruhe. Ich nickte und starrte dabei immer noch in die Bäume hinauf. "Wie hast du es geschafft ein Abkommen mit den Vampiren zu erlangen. Ich meine Vampire hassen Wölfe doch aus Prinzip und lassen sich um kein Geld überreden. Dieses Ereignis stand in allen Tagesblättern vom Blutring und Mondkönigshaus, ich erinnere mich daran als wäre es gestern gewesen."

Als er den Blutring erwähnte drehte sich schon alles in mir um. Das berühmte Königshaus der Blutsauger. Da bekam dieses Schloss nicht umsonst diesen abscheulichen Namen. Jemand mit Menschenblut, wie Menschen oder verwandelte Werwölfe, sollte diesen Ort besser meiden. Ich jedoch musste keine Befürchtungen haben, denn ich bin reinblütig und besitze kein Menschenblut in mir.

"Ich denke dass sollte auch besser ein Mythos bleiben.", gab ich souverän von mir. Doch er gab sich mit dieser Antwort nicht zufrieden und hackte weiter nach: "Hattest du etwa etwas mit einem Vampir?" Lachte er und wackelte entzückt mit den Augenbrauen. Sofort winkte ich ab und viel im fast ins Wort: "Nein. Und außerdem ist der Begriff Vampir viel zu harmlos für diese Kreaturen. Für mich sind und bleiben sie Blutsauger, die nichts anderes im Sinn haben als Blut. Habe es am eigenem Leibe erfahren müssen."

"Naja, ich kenne einige die äußerst freundlich sind und ihren Blutdurst sehr gut kontrollieren können.", erzählte er. Wir kamen bei Greezly's Laden an und ich führte ihn sofort zu der Ziegelsteinmauer. "Ach komm schon, mich würde es wirklich brennend interessieren was damals geschah!", versuchte Vincent es erneut. Erfolglos.

Ich krallte mich an den Ziegeln fest und kletterte nach oben. Vincent kam mir sofort nach und wir beide saßen auf der Mauer und blickten in den Innenhof hinab. "Schönes Plätzchen.", musste Vinc zugeben. "Eines ist jedoch gut, nämlich dass diese Kreaturen kein Sonnenlicht ertragen. Somit ist man zumindest tagsüber Blutsaugerfrei.", gab ich meinen letzten Kommentar zu diesem morbiden Thema ab.

Hinter dem Baum bewegte sich plötzlich etwas und dieses etwas gab sich auch zu erkennen. Er sah aus wie einer der vom Schloss war. Mutwillig sprang ich von der hohen Mauer hinab und eilte sofort zu dem Fremden. Packte ihn ohne zu zögern am Kragen und schlug ihn heftig gegen die gegenüberliegende Mauer. "Wo ist Greeze!!", schrie ich den Mann an der vor mir zappelte. Ich rüttelte und schüttelte ihn während ich aggressiv brüllte: "Wo ist er verdammt!! Sag schon, raus mit der Sprache!!"

Vincent stürmte auf mich zu und riss mich von dem Fremden weg. "Bist du verrückt geworden." Der Mann griff sich an den Hals und atmete tief auf. "Ich bin nicht vom Schloss, ich suche Greeze doch selbst!", erklärte er zitternd am ganzen Körper. "Oh Gott, dass tut mir leid! Ich wollte nicht...", murmelte ich verschämt. Vinc ließ mich los und griff schleunigst dem armen Mann unter die Arme. "Geht es ihnen gut?", fragte er ihn besorgt. Der Fremde nickte nur und schielte mich verstört an.

Ich schien hier noch komplett verrückt zu werden.

"Kein Wunder, dass dein Rudel so gut verteidigt war.", sagte Vincent als er wieder alleine zurück kam. "Ich habe keine Ahnung was in mir vorging.", erklärte ich.

YUNA - the hidden omegaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt