N E U N Z E H N

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"Sesam öffne dich!", triumphierte meine Beste Freundin gespielt. Ich konnte vor staunen kaum mehr Atmen. "Ja, ja sowas hab ich ja noch nie gesehen." Ein Büro ganz für mich alleine. Von der hohen Decke hang ein riesiger, glitzernder Kronleuchter hinab. Die Wand rechts von mir war mit zwei hohen und großen Fenster bestückt, fast so wie in meinem Altbau im Portland. Große, seidene, blutrote Vorhänge hingen bei den Fenstern. Der Boden war mit teurem Parkett verlegt und in der Mitte des Raumes stand ein Schreibtisch. Er war aus dunklem Holz getischlert. Darauf stand eine retro, grüne Lampe wie im Büro von Frieda und Miss Longbottom. Hinter dem Sekretär befand sich ein deckenhohes Bücher- und Aktenregal. Voll mit Akten, des Oakville's und vieler anderer Dinge. "Miss Lake?", sprach mich plötzlich eine fremde Stimme an. Etwas perplex antwortete ich während ich mich wendete: "Ja, bitte?" Eine ältere Dame, die schon längst in der Pension sein müsste, stand schon etwas buckelig Stand vor mir. Nach der Uniform nach musste sie im Housekeeping arbeiten. "Dürfte ich bitte, nach dem ich gerade Ihr Zimmer gereinigt habe, ihr neues Büro abstauben?", meinte sie mit sanfter Stimme und einem leichten lächeln. Ich war erstaunt von der Höflichkeit und wie sie mich behandelte. Als wäre ich der König selbst. "Danke vielmals Miss, aber Sie müssen nicht...", wollte ich sagen doch da kam sie mir schon mit dem Staubwedel zuvor und fing an eifrig die Flächen abzustauben.

"Sie liebt abstauben.", flüsterte mir Frieda zu. "Und höre sehr gut!", rief die Reinigungsdame vom Büro heraus. "Und sie hört sehr gut.", fügte Frieda mit einem Augenrollen hinzu. "Ich hätte schon ihr Gebäck und Proviant gesucht, doch wie es aussieht haben Sie ja gar keines dabei?", meinte die Dame währed sie mit dem Staubwedel wedelte. "Ähm naja, dass musste eben alles sehr schnell gehen, wissen Sie.", antwortete ich etwas unüberlegt. "Ach ja? Wurden Sie etwa rausgeworfen?", fragte sie neugierig nach und verengte die Augen zu einem Schlitz. Miss Longbottom wurde da plötzlich auch ganz hellhörig. "Nein, Jeanette ist aufgestiegen meine Damen. Im Außendienst hatte sie keine Freizeit und trug nur die Dienstkleidung, daher besitzt sie auch keine eigenen Gegenstände.", kam mir Frieda mit einer souveränen Antwort zuvor.

Ich konnte nochmal durchatmen. Alte Frauen sind neugieriger als der Staat selbst und sobald sie etwas wissen, weiß es am nächsten morgen die ganze Stadt und steht in allen Zeitungen. Womöglich konnte Frieda anhand meines Blickes gerade Gedankenlesen, da sie schmunzelte.

"Gut, dann machen wir mal eine 'Haus'-Besichtigung.", das Haus betonte sie mit gestikulierten Anführungszeichen. Als wir bei der Bürotür hinaus marschierten, führ sie fort: "Tja, wir Bediensteten haben eigene Gebäude. Also ich würde jetzt nicht zum Mondkönig gelangen oder geschweige denn ins Freie. Das Schloss ist von außen mit einem Begrenzungszauber belegt, und von innen auch. Die Wachen habe nur ihre Routen die sie gehen müssen freigeschaltet und die Sekretärinnen nur Ihre Büros. Wie der Mondkönig immer zu sagen pflegt: Was im Schloss geschieht, soll auch im Schloss bleiben." Etwas verwirrt ergänzte ich sie: "Also wie ein Gefängnis?" Etwas enttäuscht nickte sie mit dem Kommentar: "Ein etwas glamouröseres Gefängnis, aber ja. Wir haben auch einen kleinen Garten zur Verfügung gestellt." Ich verstand was Vincent damit meinte, dass man aus dem Schloss auch nicht so einfach entkommen würde. "Es gibt verschiedene Abteilungen. Die Sekretäre, wie wir. Die Chefsekretäre, irgendwo da oben, die Wachen, Kämpfer, Diener, Köche und so weiter. Die Abteilungen untereinander bekommen sich in der Regel nicht oft zu sehen, wegen des Begrenzungszaubers.", erklärte sie etwas traurig. Ich griff ihr auf die Schulter und munterte sie auf: "Eins sag ich dir, jeder noch so gute Zauber hat ein Schlupfloch, selbst der vom Oakville."  Sie lächelte wieder.

Wir marschierten durch unzählige Gänge durch, und irgendwann zählte ich schon die ganzen Fackeln an den Wänden. "Einhunderteinundzwanzig...", sagte ich konzentriert. "Es gäbe natürlich auch einen viel kürzeren Weg, aber so habe ich eine sehr gute Ausrede warum ich nicht arbeiten konnte." Wir standen nach genau Zweihundert Fackeln vor eine Treppe die mit Pfeilen bestückt war. Nach unten ging es zu den normalen Zimmern und nach Oben zu den Elite-Zimmern.

Frieda hängte sich bei mir ein und wir beide stolzierten hochmütig nach oben und mussten dabei kichern. "Ich fühle mich echt glamourös.", meinte ich als wir durch den, mit rotem Teppich ausgelegtem, Flur durch gingen. Alle fünf Meter hing ein Kronleuchter von der Decke, und die Wände waren mit edler Tapete verkleidet. "So Zimmernummer 715, ist die heilige Zahl.", schmunzelte sie. "Wie kommen wir da jetzt rein, ohne Schlüssel?", fragte ich verblüfft. "Na wer sagt denn dass ich keinen habe?", lachte sie und drückte mir einen goldenen Schlüssel in die Hand. "Wenn selbst der Schlüssel golden ist...", fing ich den Satz an und brach ihn anschließend wieder ab.

Frieda drückte ihn mir in die Hand und wich von der gold, dunkelroten Türe beiseite. Es fühlte sich alles an wie ein Traum, alles war so perfekt. Eigentlich fast zu schön um wahr zu sein. Ich glaubte in letzter Zeit an keiner Wunder mehr, doch wenn dies kein Traum war dann kann ich nichts garantieren. Ich lächelte.

Ich steckte den Schüssel in das Schloss und drehte ihn drei mal. Ich drückte die ebenfalls goldene Türklinke runter und schon öffnete sich mein absoluter Traum. Dies konnte doch nicht Realität sein? Unmöglich. Glitzer und Glamour kamen mir entgegen. Ich landete in einem gemütlichem, großem Raum. Der Boden war aus bordorotem Teppich und die Wände mit einem teurem, warmen Holz verkleidet. Kleine Verzierungen zierten sich ebenfalls über die Wände. In der Mitte an den hohen Fenstern, die ebenfalls mit rotem Vorhängen verdunkelt wurden, stand ein großes, kingsize Bett. Es war aus schwarzem Leder und auch die Bettwäsche war aus schwarzer Seide. Rechts davon stand ein kleiner Nachttisch, worauf eine schwarze Nachttischlampe stand. Vor dem Bett stand eine gleich breite Truhe die für Wertsachen gedacht war, da ein Schloss daran war. An den Wänden waren kleine, schwach leuchtende Lampen befestigt, dadurch sah das Zimmer sehr Geheimnisvoll aus. An der linken Wand stand ein fast vier Meter langer Schrank, ebenfalls schwarz. Doch ich hatte ja nicht einmal Kleidung. Ich ging zu dem Schrank und öffnete ihn, er war voller Kleidung. Schöner, edler, teurer Kleidung. Fragend blickte ich Frieda an. "Die Frau die hier zuvor wohnte, hinterließ ihre gesamte Garderobe.", erklärte sie. Mein Mund blieb offen stehen.

An meinem Zimmer angeschlossen befand sich ein Badezimmer, das wie zu erwarten voll ausgestattet war. Wunderschöne fließen, und das Wort Edel wäre eine Untertreibung. Außerdem hatte ich in meinem Zimmer auch eine kleine Couchlounge aus ebenfalls teurem Leder, eine Minibar, und in der Elite konnte man sich das Essen ins Zimmer bestellen. Die Vorräte an Getränken und sonstigem sollten nie ausgehen, da täglich eine Hausdame kommen sollte. 

Vor Freude musste ich Frieda einfach umarmen. "Du siehst glücklich aus.", musterte mich Frieda und behielt ein heiteres Gesicht. "Glücklich ist wohl eine Untertreibung. Danke Frieda, wie soll ich dir das nur zurückgeben.", meinte ich. "Gar nicht, ich denke nur was du schon alles für mich getan hast. Du schuldest mir gar nichts!", sagte sie.

Frieda schlenderte aus meinem Zimmer hinaus und ließ mich zurück. Ich setzte mich auf die Couch und blickte an die Decke. Atmete aus und ein und überlegte ob das nun echt war, oder ich immer noch im Archiv schlief.

YUNA - the hidden omegaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt