S E C H Z E H N

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Das Licht wurde immer greller und greller. Meine Augen brannten wie die Hölle und dieses Licht bestand gefühlte Stunden. Doch als es endlich so schien als würde es ein Ende nehmen, umgab mich die pure Dunkelheit. Ich konnte mir nicht erklären in welch einer magischen Schleuse ich mich befand. Jedoch verließ mich diese Dunkelheit wieder und ich stand plötzlich in einem Raum.

Dieser Raum war sehr klein und mit hohen Decken versehen. Vor mir befand sich eine ebenfalls hohe, zweiflüglige Tür. An einer Wand stand ein Regal worauf Formulare lagen. Diese zeigten die Bestände der Gefangenen im Oakville auf. Ich schnappte mir einen der Zettel. Anschließend bewegte ich mich zu der Tür und versuchte sie zu öffnen. Doch diese war Verschlossen.

Das war doch klar. Ich griff mir auf die Stirn und seufzte. Dieser Raum war nur Betret- und Verlassbar von Menschen die den Schlüssel dazu besaßen. Nun musste ich mir schleunigst eine Geschichte überlegen, weshalb ich keinen Schlüssel besaß. Keine Minute später öffnete sich auch schon die Tür. Ich schnellte zurück zu dem Regal und tat so als würde ich gerade etwas notieren. Ein Mann mit Uniform trat herein. Überrascht warf ich die Haare zurück und grüßte freundlich. "Müssen Sie etwa auch gleich durch?", wollte der Schlossdiener wissen. "Ach gewiss nicht, ich habe meine Mission gerade eben abgeschlossen.", antwortete ich souverän und mit gespielter Selbstverständlichkeit. Der Herr war so höflich und hielt mir die Tür auf. "Dankeschön."

Erleichtertet trat ich hindurch und stöckelte durch einen langen Flur. Um mich befanden sich hohe Decken und Wände die mit goldenen, antiken Malereien versehen waren. Und wo ich so lange durch die Gänge des Schlosses spazierte, bekam ich es ebenfalls mit der Angst zu tun. Ich tippte auf meinen Ring und dachte: Bin jetzt erfolgreich im Mondschloss angekommen.

Es dauerte keine Sekunde, da kam schon eine Antwort von Vincent: Sehr gut. Wie gesagt dein neuer Name ist Jeanette Lake, vergiss das nicht. Hast du schon das Sekretariat gefunden?  Ich antwortete: Nein, aber ich folge gerade dem Wegweißer. Vinc verabschiedete sich wieder und ich war wieder zu meinem Übel meinem eigenen Gedankengetümmel überlassen. Na toll, ich soll da jetzt rein gehen und so tun als würde ich immer schon dort arbeiten. Nur dass ich die Abteilung gewechselt habe. Jetzt fällt mir erst auf die bescheuert dieser Plan eigentlich ist. Die werden sofort erkennen, dass das ein Blöff ist. Es müsste ein Wunder geschehen, wenn ich damit durch käme.

Erneut seufzte ich vor Verzweiflung. Für einen Moment wunderte es mich weshalb das Schloss so ruhig und ausgestorben schien. Dann fiel mir jedoch wieder auf, dass es ja Nachts war. Da hatte ich dann genügend Zeit um mir das Königshaus etwas genauer anzuschauen. Schließlich musste ich ja so wirken, als ob ich schon immer dort gearbeitet hätte.

Viele neue Eindrücke und Gerüche überfluteten mich. Links und Rechts befanden sich gefühlt tausend Türen und ich dachte, dass ich im Rat ankam. Natürlich waren alle Türen abgeschlossen, da ich aber Bürokauffrau war bevor ich in den Oakville kam, kannte ich noch etliche Dinge. Meistens wurde ein Schlüssel versteckt, da nicht jeder Arbeiter einen Schlüssel ins Büro besaß. Ich sah mich um und scannte alle möglichen Versteckte ab. Es stand links von mir ein hohes Regal, das voll mit diversen Dienstakten war. Ich tastete das Regal von oben ab und stieß auf eine Menge Staub aber auch tatsächlich auf einen Schlüssel. Voller Zuversicht sperrte ich den ersten Raum auf und trat in das Chef-Sekretariat. Womöglich befanden sich hier auch die wichtigsten Akten. Links und Rechts befanden sich zwei Schreibtische mit Namensschildern: Frieda Thomson & Ester Longbottom.

Bei dem Namen Frieda musste ich sofort an meine ehemalige Beta denken, doch leider war sie es nicht, da sie einen anderen Nachnamen hatte. Ich sah mich um und fand eine Akte die mit Abteilungen beschriftet war. Ich griff nach ihr und blätterte durch. Es gab tatsächlich viele die im Außendienst beschäftigt waren. Das waren sozusagen Leute die im weiten Umkreis Zivildiener waren. Mindestens hunderte von Seiten alleine für die Angestellten im Außendienst. Ich suchte nach dem Register J. Zu meinem Vorteil war diese Liste händisch geschrieben, so musste ich mich einfach im Register eintragen. Meinen Namen und wie lange ich im Zivildienst gearbeitet habe. Das war doch einfach. Die werden niemals alle Leute aus dem Außendienst kennen, also würde es auch keinem auffallen wenn da ein Name mehr steht. Außer sie würden genauer nachforschen. So trug ich mich also ein: Jeanette Lake

Ich verließ das Hauptsekretariat wieder und legte den Schlüssel zurück auf das Regal. Neugierig marschierte ich den langen Gang weiter und bog schließlich rechts ab. Dieses Schloss ist so riesig, dass ich überhaupt keinen Überblick darüber hatte wo ich nun war. Ich tippte wiederholt auf den schillernden Ring: Hab mich in eine Abteilungsmappe eingetragen. Ich arbeitete vorher im Außendienst. Eine verschlafene Stimme antwortete: Sehr gut. Wieso bist du noch wach? Irritiert rollte ich die Augen und antwortete: Wo um himmelswillen sollte ich denn schlafen? Er antwortete: Die Arbeiter im Schloss schlafen auch dort. Es gibt dort eigene Wohnungen beziehungsweise Zimmer. Überrascht meinte ich: Das ist toll, aber trotzdem muss ich bis morgen warten da ich mich nicht einfach in irgendein Zimmer legen kann. Morgen wird mir dann hoffentlich eines zugeschrieben.

Die Verbindung brach wieder ab. Womöglich schlief Vincent ein. Da hörte ich plötzlich laut klackernde Stiefel durch den Gang marschieren. Ich erschrak kurz, tat aber so als würde ich es nicht ungewöhnlich finden dass mir mitten in der Nacht jemand entgegen kam. Ein Mann in Uniform, womöglich ein Nachtwache, wandelte durch den Gang. "Was machen Sie denn noch so spät hier im Büroabteil?", wollte er verblüfft wissen. "Ich arbeite gerne Abends.", antwortete ich und versuchte dabei so ruhig wie möglich zu klingen. Mit gerunzelter Stirn ging der Wache weiter seine Wege und ich ebenfalls. Als er außer Sicht- und Hörweite war verschwand ich hinter einer Tür und landete in einem Archiv. Ich versteckte mich hinter einem der duzend Regale und nickte tatsächlich sofort ein.

YUNA - the hidden omegaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt