S E C H S U N D F Ü N F Z I G

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Xixi's (P.o.v):

Erschöpft ließ ich mich auf meine Couch fallen und trank einen schluck Rotwein. Den hatte ich nötig, nach diesem ereignisreichem Tag. Vor wenigen Minuten verabschiedete sich mein neu gegründeter Hexenzirkel und verschwanden aus meiner Penthouse Wohnung. Ich war froh, dass alles so funktionierte wie geplant und uns Acair keine Strapazen machte. Jede Hexe und jeder Hexer waren mehr als einverstanden diesen schwierigen Zauber zu sprechen. Der Lohn dafür war eigentlich viel größer, als das was sie gaben. Endlich konnte man Abends ohne Angst die Wohnung oder das Haus verlassen, ohne ausgesaugt zu werden.

Plötzlich hämmerte es wie verrückt an meiner Tür. Ich hatte bereits einen finsteren Verdacht wer Grund hätte mir die Türe einzuschlagen. Stöhnend erhob ich mich vom Sofa und öffnete, den ungebetenen Gästen, mit einer Fingergeste die Türe. Acair sprang sofort, mit einem zornig suchendem Blick, hinein. Als er mich erblickte kam Acair schnellen Schrittes auf mich zu und hatte mir wohl alles an den Kopf werfen können.

„Woher wusstest du, dass ich mir eine neue Wohnung gekauft habe?", fragte ich ihn gespielt überrascht um meine Panik zu verbregen. Ich hatte einen mordsmäßigen Respekt vor Acair, nicht nur weil er unglaublich alt und stark ist, sondern auch weil er es damals schaffte eine neue Kreatur zu erschaffen. Der schlanke, dunkelhaarige Mann packte mich erbost am Kragen und brüllte mich an: „Lokalisierungszauber!! Was hast du gemacht, Xixi!!" Meine zitternden Hände ergriffen seine und lösten somit seinen Würgegriff etwas. Ich versuchte mich gerade hin zu stellen und meinte überzeugt: „Ich habe der ganzen Welt einen gefallen getan. Was ist ein Leben gegen das von Millionen?" Natürlich wusste ich, dass es Yuna's letzte Chance gewesen wäre. Und natürlich hatte ich ein schlechtes Gewissen ihr gegenüber, sie ist eine starke und kluge Werwölfin. „Es tut mir leid, ich musste diese einmalige Chance ergreifen!"

Hinter Acair tauchten Adrian, sein Liebhaber, und Damon auf. Damon's Blick dagegen war leer. Ich trat zu Damon sah ihm genau ins Gesicht: „Es tut mir so unfassbar leid, Damon." Seine königlichen violetten Augen leuchteten vor Zorn auf und Adrian hielt in präventiv fest.

Ich trat wieder zu Acair vor und sagte ihm ins Gesicht: „Eigentlich hättest du es sein müssen." Sein Blick ruhte auf mir, da er genau wusste worum es ging. „Du hättest die Spezies, die du erschaffen hast, wieder auslöschen sollen. Das hättest du schon unlängst tun sollen, bevor sie außer Kontrolle gerieten. Die Hexen vertrauen dir nicht mehr, da du die Chance sofort ergreifen hättest sollen. Du hast Millionen vom Leben am Gewissen, die die Vampire ausgelöscht haben."

Acair blickte zu Boden. Er wusste natürlich, dass ich recht hatte. Und er hatte die Gelegenheit, ebenso wie ich erkannt. „Ich weiß was ich auf dem Gewissen habe, es hält mich Nachts wach, glaube mir. Aber Yuna hätte ich niemals dafür aufgeopfert. Sie ist die stärkste und klügste Werwölfin die ich kenne. Sie hätte eine ganze Werwolfspezies verändern können. Sie ist eine Weltveränderin. Niemals hätte ich diesen Tausch eingefordert."

Nach einer Atempause sprach er weiter: „Ich hätte irgendwann die Vampire ausgelöscht und selbst wenn es das letzte sein wird was ich tun werde. Die Erschaffung dieser Kreaturen ist meine größte Sünde. Aber es hätte noch andere Gelegenheiten gegeben, die man nutzen hätte können."

Leicht lächelnd schüttelte ich den Kopf und sah Acair ehrlich in die Augen: „Du weißt selbst ganz genau, dass das nicht stimmt. Solch eine Gelegenheit wäre nie wieder gekommen."

„Aber es muss doch noch irgendetwas geben, dass wir tun können?! Das kann es doch nicht einfach gewesen sein?!", schrie Damon in einem Zwiespalt von Trauer und Wut. „Das muss es doch geben?! Sagt schon!!!", schrie er verzweifelt Acair und mich an. Traurig sah ich zu Acair und übermittelte ihm ohne etwas zu sagen einen Gedanken. Dann sah ich wieder zu Damon der gerade am zusammenbrechen war. Er tat mir unfassbar Leid. Keiner würde in seine Situation stehen wollen. Adrian nahm ihn tröstend in den Arm. Nichts muss schlimmer sein, als eine geliebte Person zu verlieren. Wirklich nichts.

Ich winkte Damon zu mir und sagte zu ihm, dass er alleine mit mir mitkommen sollte. Damon zögerte. „Geh mit ihm mit Damon, er wird dir helfen können.", meinte Acair zu ihm. Er sah vom Boden auf und kam mir hinterher. Er begleitete mich in einen geheimen Raum der sich nur mittels einem Zauber öffnen ließ. „Das hier ist meine Reservatenkammer. Ich bin als Zauberer bekannt dafür, Emotionen und Gefühl verändern zu können. Es ist, so könnte man sagen, meine persönliche Gabe. Ich wies auf die tausend verschiedenen Fläschchen in den langen Regalen hin. In den buntesten Farben leuchteten sie und hatten praktisch kein Ablaufdatum. „Ich habe diese Tränke alle samt selbst hergestellt. Sie verändern, löschen oder verstärken Emotionen. Für normal ist einer dieser Tränke unfassbar teuer. Ich schenke dir einen dieser, aufwendig hergestellten, Emotionstränke." Damons leerer Blick wanderte zwischen den unzähligen bunten Flaschen hin und her. Ich nahm ihn mit in die hinterste Ecke meiner Geheimkammer. Und las an den Beschriftungen hin und her, bis ich schließlich das richtige Regal fand. Die Gefäße waren hier noch aus Ton gefertigt und von außen natürlich vollkommen verstaubt. Ich nahm einen der kleinen Tonkrügen aus dem Regal heraus und pustete den Staub davon herunter. Ich konnte eingraviert in den Ton lesen:

Antitrauer-Trank

Ich gab, ohne wenn und aber, Damon den Krug in die Hand und sagte zu ihm: „Dies sind die am aufwendigsten zu Herstellenden Tränke. Sie löschen ein Gefühl. Meine Urgroßmutter hat sie damals mit viel Aufwand hergestellt, dass werden wir an der Schrift erkennen. Wenn du diesen Trank bis auf den letzten Tropfen austrinkst, wirst du über Yuna's Tod keine Trauer mehr verspüren. Du wirst Yuna nicht vergessen und sie weiterhin in deinem Herzen lieben, aber du kannst damit weiterhin leben. Fühl dich nicht schlecht, wenn du ihn trinkst. Ich bin mir sicher Yuna wird es auch so für dich wollen."

Ich merkte die Ambivalenz in ihm und fügte deshalb noch hinzu: „Du musst ihn nicht trinken. Aber er gehört nun dir und du kannst über deine Emotionen fortan entscheiden."

YUNA - the hidden omegaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt