F Ü N F U N D F Ü N F Z I G

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Eigentlich müsste man sagen, dass es der schönste Anblick meines Lebens war. Meine Liebe in meinem Bett liegend. Yuna war völlig blass im Gesicht und ihre Atmung wurde ungewöhnlich flach. In der Küche hörte ich bereits hektisches Geklimper und das schnelle sprechen von Zaubern. Ich rannte unverzüglich zu meinem Bett und legt meine bloße Hand auf Yuna's Stirn. Sie war eisig kalt, wie das Herz eines Omegas.

„Sie wacht nicht auf...", murmelte ich schockiert vor mich in. „Sie wacht nicht auf!!", schrie ich dieses mal. Mein Bruder Adrian kam angerannt und blickte traurig zu mir und Yuna. „Acair verleiht sich gerade Kraft und mischt einen Trank für sie an.", antwortete Adrian. „Er soll sich beeilen, ich fühle wie sie sich entfernt.", wimmerte ich und nahm meine zittrige Hand von ihrer Stirn. Stattdessen nahm ich ihre beiden Hände und hielt sie ganz fest. Ich küsste ihre Stirn und konnte mir eine Träne nicht verhalten.

Adrian ging, da er sich die Situation womöglich nicht mehr mitansehen konnte. Ich konnte es nicht ertragen sie so zusehen. Ich hatte sie doch ganz anders in Erinnerung die starke Yuna, die allein im Wald lebte und sich selbst verteidigte, vor den grauenhaften Kötern, in der Bar. Als ich sie so ansah konnte ich gar nicht glauben, dass es einmal diese Frau war die ihre wunderschöne Stimme nutze, um Geld im Oakville zu verdienen. Trotz ihrer Perücke habe ich sie jedes einzelne mal sofort erkannt. Sie musste es bestimmt sehr vermissen nicht mehr ihre Gitarre zu spielen und ihre besonderen Texte zu singen.

„Du darfst mich nicht verlassen Yuna.", sagte ich als ich über ihr Haar strich. Acair kam ins Zimmer gerannt und meinte darauf: „Jetzt noch nicht!" Ich ging sofort von der Bettkante weg, damit Acair genug platz hatte. Er holte ein grünes Fläschchen aus seiner Tasche und schraubte es hektisch auf. Er öffnete Yuna's Mund und kippte die grüne Flüssigkeit in ihren Rachen. Dann hielt er beide Hände über ihren Kopf und begann etwas schnell zu murmeln. Ich verstand kein einziges Wort davon was er da sagte. Jedenfalls schien es zu wirken, da plötzlich die Farbe in ihrem Gesicht etwas zurückkam und ihre Atmung plötzlich wieder normal und konstant wurde. Ich sah wie sich ihre Augenlieder leicht bewegten und sie wieder zu Bewusstsein kam. Erleichtert atmeten wir alle aus und sahen uns gegenseitig an. „Das sollte den Vorgang nun etwas gebremst haben.", sagte Acair etwas außer Atem.

Die beiden standen auf und gingen aus dem Zimmer und schlossen die Türe hinter sich wieder. Ich setzte mich wieder zu Yuna an die Bettkante und hielt ihre beiden Hände. Sie bemerkte meine sanften Berührungen und öffnete etwas zaghaft ihre Augen. Ihre warm, romantisch braune Augen blickten direkt in meine. Beruhigt atmete ich aus und schmunzelte leicht. Verwirrt sah sie meine Wange an und als ich bemerkte was sie so verwunderte wischte ich mir die Tränen sofort wieder weg. Sie schenkte mir ein leichtes Lächeln und sah mir wieder in die Augen. „Schön, dass ich dich noch einmal sehen darf.", sagte sie mit rauer Stimme. „Wir werden uns noch sehr oft sehen.", antwortete ich. Sie schmunzelte wieder traurig und räusperte sich.

„Danke für alles was du für mich getan hast. Du hast mein Leben tausendmal verschönert. Ich kann dir gar nicht sagen wie sehr ich dich...", fing Yuna an zu sprechen. „Nein ich möchte es zu dir sagen. Wenn es jemand verdient hat, es als erstes zu hören, dann bist du es meine Yuna. Ich liebe dich. Ich liebe dich mehr als alles auf dieser Welt. Mehr als die Sterne und das Universum und sogar mehr als den Mond, der uns Wölfen die Kraft verleiht. Du bist das Beste, dass mir hätte passieren können.", sprach ich zu ihr als meine violetten Wolfsaugen aufleuchteten.

Über Yuna's Wangen kullerte eine Träne nach der andern. Sie neigte den Kopf leicht und hob ihren dünnen Arm und streichelte über meine Wange. „Ach, wie sehr ich dich liebe, Damon.", lächelte sie. „Warum, muss das nur so ein Ende nehmen?", fügte sie hinzu.

„Das wird es nicht.", sagte ich. Dabei musste ich den jetzigen Oakville denken und wie alles den Bach hinunter ging. Auch was Vincent D'Angelo zu mir sagte, über den Oakville. Dass er verloren sei und die Vampire schon bald alle dort verbleiben werden. Eigentlich gab es keine Hoffnung, die ich Yuna ehrlicherweise geben konnte. Eigentlich war alles eine einzige große Lüge.

Ich sah wieder zu Yuna die sich an meinen Arm kuschelte. Ich lächelte und genoss den Moment für kurze Zeit. „Irgendwann sehen wir uns am Mond wieder.", sagte sie und musste dabei selbst schmunzeln. Die Auffassung war auch für mich amüsant. „Und wie können wir dort dann atmen?", fragte ich sie. „Brauchen wir nicht, denn dann sind wir Wolfsaliens!"

Beide mussten wir lachen bei der Vorstellung eines Wolfsaliens. Yuna musste etwas husten, fing sich aber schnell wieder.

Mein Wolfsgehör vernahm vom Nebenraum ein extrem schockiertes: „Oh mein Gott!!" Ich stand auf und sagte: „Bin gleich wieder da, aber lauf mir nicht weg!"

Ich riss die Türe in die Küche auf sah Acair ganz außer sich da stehen. „Was hat er gemacht?", murmelte er mit ganz aufgerissenen Augen. „Was hat wer gemacht?", fragte ich. „Xixi, was hat er nur angerichtet?!", sagte Acair mit dem Blick immer noch ins Leere. Verwirrt musterte ich ihn und wartete ungeduldig auf eine Erklärung.

„Ich habe meinen Geist in die Überwelten wandern lassen, um zu sehen was im Oakville so los ist. Aber diese Gefängniswelt ist vollkommen verriegelt, man kommt nicht mehr hinein und nicht mehr hinaus. Ich spüre das die Kraftquelle von Xixi und seinem Zirkel ausgeht. Er hat diese Welt in die Überwelten übergehen lassen und sie für immer und ewig unzugänglich gemacht." Jeder im Raum stand wie angewurzelt da und konnte den Mund vor entsetzten nicht mehr schließen. „Warum hat er das gemacht?", fragte Adrian. „Er sah die Gelegenheit alle Vampire aus der Welt zu verbannen und somit die Plage zu beenden. Er hat sie alle eingesperrt. Für immer und ewig."

YUNA - the hidden omegaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt