F Ü N F Z I G

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Xixi lag wie ein Häufchen Elend am Boden und konnte sich keinen Millimeter mehr rühren. Er wurde brutal zugerichtet. Der Täter war auf und davon als er mich witterte. Mit Yuna in den Armen, konnte ich kaum noch jemanden mit mir tragen und von Acair ganz abgesehen. Ich hatte keine Ahnung wie ich zwei halbtote und einen extrem Geschwächten Menschen mitnehmen sollte. Ich rüttelte an Xixis Schulter um ihn aus seiner Starre irgendwie zu befreien. Doch sein Oberkörper rutschte von der Wand weg und er lag nun völlig am Boden. „Komm schon Xixi, das kann es doch nicht gewesen sein?", versuchte ich auf ihn ein zu reden. Doch er reagierte auf keines meiner Worte. Ich horchte genau auf seinen Herzschlag der exakt wie Yunas klang. Konstant aber langsam und sehr leise.

Ich hatte auch ein schlechtes Gewissen wegen Acair, den ich einfach so zurücklassen musste. Was ist, wenn ihm etwas zustoßen würde und ich ihm nicht einmal helfen könnte. Ein dramatischer Gedankengang. Ich konzentrieret mich wieder auf Xixi und das ganze Blut das auf ihm verteilt war. Es erinnerte mich an die Erinnerung die Yuna mit mir teilte, über Endris Tod. Ein Schauer lief mir über den Rücken hinab als ich daran dachte.

Plötzlich hörte ich Schritte. Sie hallten aus alles Richtungen durch den Tunnel. Man konnte nicht einmal einordnen woher sie kamen. Dann ein boshaftes Lachen und wie die Schritte des Mannes immer schneller und schneller wurden. Ich sah mich überall um. Vorne und Hinten doch ich konnte nichts sehen. Ich ließ meine violetten Wolfsaugen aufleuchten und versuchte damit mehr zu erkenne. Dann hörte ich nochmals einen Peitschenhieb, es knalle laut durch den Tunnel. Zuerst dachte ich Acair wäre das nächste Opfer gewesen, doch dann als ich nach Vorne zu Xixi sah leuchteten pötzlich die Augen des Täters auf.

Die exakt selbe Augenfarbe wie ich sie besitze. Seine violetten Wolfsaugen kamen immer näher und näher bis ich die Silhouette der Person sah. Anfangs dachte ich es wäre mein Vater, aber er wäre viel zu bequemlich für solch ein untergründiges Etablissement und würde eher jemanden beauftragen. Adrian würde so etwas niemals machen können und meine anderen Brüder kannten Xixi nicht einmal. Es blieb also nur noch eine Person mit dieser markanten, königlichen Augenfarbe übrig. Ungläubig schüttelte ich den Kopf und versuchte den absurden Gedanken wegzuschmeißen.

„Lange nicht mehr gesehen, Bruderherz!", rief die Silhouette zu mir hinüber. „Aber du bist doch Tod? Ich habe es gesehen! Wie ist das möglich?", murmelte ich schockiert. Er trat einige Schritte hervor, sodass eine der Fackeln sein Gesicht perfekt ausleuchtete. „Edris?!", schnaufte ich nochmals auf. Seine Grimasse war unverkennbar. Gezeichnet von tiefen Narben in seinem Gesicht, starrte er zufrieden auf Yuna in meinen Armen. „Wie ist das möglich?", fragte ich nochmal und musterte Endris genau. „Bist du denn nicht heilfroh, dass ich noch am Leben bin?", frage Endris mich mit einem zynischen Unterton, starrte aber immer noch auf Yuna.

„Tja, Auge um Auge, Zahn um Zahn.", sagte er verwunderlich ruhig und schaute wieder auf mich auf. „Mein Herz hat aufgehört zu schlagen und ich war für einige Stunden tatsächlich Tod. Doch ich wurde rehabilitiert, um genau zu sein wieder lebendig gezaubert von Xixi. Mein Manager hat mich zu ihm gebracht und ihn gezwungen es zu tun, zusätzlich hat er sich später selbst verzaubern müssen, um seine eigene Erinnerung wieder zulöschen. Ich habe meinen Manager getötet, da er schon meinen eigentlichen Tod hätte verhindern sollen.", erzählte Endris in einem ruhigen Ton als wäre es etwas völlig normales.

Mein Schock stand mir deutlich ins Gesicht geschrieben. Endris führ mit seinem Monolog fort: „Eigentlich dachte ich mein Vater wäre klug genug und hätte Yuna exekutieren lassen. Stattdessen ließ er sie veromegan." Endris lachte laut auf und wischte sich seine imaginäre Lachträne aus dem Gesicht. „ Dafür wird unser geliebter Erzeuger noch bezahlen. Aber wer hätte gedacht, dass sie sowieso sterben wird wegen der Veromegarung!"

„Sie wird nicht sterben!!", schrie ich als er meine größte Angst in Worte fasste. Endris machte eine wegwerfende Handbewegung. „Es wäre doch so einfach! Den nutzlosen Zauberer Xixi töten, dann wandert deine liebe Yuna gleich mit ihm ins Höllenreich! Aber das wäre zu einfach und auch viel zu langweilig. Sie soll leiden!"

Er trat einmal fest gegen Xixi, sodass er aus seiner Ohnmacht geweckt wurde. „Denn Yuna soll alles live miterleben!", fügte er hinzu als er Xixi an dem Kragen packte und ihn hoch hob. Ich trat einige Schritte zurück und konnte nur mitansehen wie er auf Xixi einprügelte, damit er Yuna wieder aufwachen lässt. „Okay, okay!! Ich machs!!", schrie Xixi als er am ganzen Körper zitterte und sich kaum auf den Beinen halten konnte. Endris schubste ihn achtlos zu uns nach vorne. „Na mach schon!", feuerte er Xixi ungeduldig an. Er legte seine blutverschmierte Hand auf Yunas Stirn und ging in sich.

„Naja und als ich mal nach Xixi schauen wollte, ob er sich nicht selbst wieder die Erinnerung zurückgezaubert hatte, spürte ich über seinen Körper eine starke Verbindung zu Yuna. So einfach kanns gehen!", lachte Endris auf.

Plötzlich regte sich etwas in meinen Armen. Es war Yuna die ihre Augen wieder öffnete und direkt in meine schaute. Ihre wunderschönen braunen und klaren Augen funkelten meine an. Für eine Sekunde herrschte absoluter Frieden und alles andere wurde ausgeblendet. „D... Damon...", flüsterte sie mit kratziger Stimme.

„Danke!", sagte Endris und riss Xixi sofort wieder zurück auf den Boden. Yuna und ich zuckten beide zusammen. „Ich machs dafür kurz und schmerzlos.", fügte er hinzu und nahm seinen Kopf in deine Hände. „Tu es nicht, bitte ich flehe dich an! Ich mache alles für dich, aber bitte lass mich am Leben!", griff Xixi nach Endris Armen und bettelte um sein Leben. Als Endris Arme versteiften und sein Gesicht dieses mörderisches Lächeln formte, traf ein gewaltiger Schwall auf ihn. Acair stand hinter mir und pustete Endris mit seinen Händen von Xixi weg. Anscheinend ist er genau im richtigen Moment aufgetaucht. Erleichtert atmete ich aus und nickte Acair dankend zu.

Endris rappelte sich wieder vom Boden auf und schaute erbost auf Acair der sich immer noch geschwächt an der Wand abstützte.

YUNA - the hidden omegaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt