D R E I Z E H N

214 25 12
                                    

Etwas verstört musterte mich Vincent. "Starr mich nicht so an!" Augenrollend antwortete er: "Mir bleibt nichts anderes über nach dieser Aktion." Angespannt biss ich die Zähne zusammen. Ich wusste ganz genau dass er recht hatte.

"Wo würde ein Greeze ein geheimes Pergament verstecken?", dachte ich laut nach. "Jedenfalls nicht in seinem Laden, nicht im Hof und womöglich sehr versteckt.", beantwortete ich mir selbst als ich sah das Vinc nur die Eiche anstarrte. Fokussiert und fast scannend musterte er den Baum. Fragend sah ich ihn an. "Wo, wo keiner damit rechnen würde oder?", sagte er. Ich stimmte mit einem energischen nicken zu.

Einen halben Wimpelschlag später rannte er mit einer Geschwindigkeit, die keiner Messen könne, zu den Baum und kletterte einen Ast nach dem anderen hoch. Ich habe noch nie einen Wolf gesehen der so unfassbar schnell ist. "Komm mal hier hoch!", rief er von der Baumkrone hinab. Ich zögerte nicht und kletterte eifrig den Baum hoch. Als ich oben bei Vincent ankam und gemütlich an einem Ast anlehnte. Lag er einen Finger unter meinem Kinn an und richtete meinen Kopf so aus wie er es haben wollte. "Was siehst du?"

"Einen großen See in der Ferne, den ich zuvor noch nie gesehen habe.", schilderte ich ihm. "Nein nicht den, ich meinte eigentlich das Dach.", lachte er. "Sollen wir jetzt etwa jedes einzelne Schindel umdrehen?", stöhnte ich. "Ganz genau."

-

Nun sind gefühlte zehn Stunden vergangen und wir haben jedes einzelne Dachschindel gewendet. Nichts gefunden. Wir beide lagen auf dem Dach und blickten in den Himmel. "Was jetzt?" "Sag's du mir Yuna Magdalena Morgan."

Entschlossen stand ich auf und sagte: "Spaß haben." Etwas unwissend sah er mich von unten an und ich nahm Anlauf. Sprang von dem mindestens zehn Meter hohem Haus und landete wie eine Katze wieder auf den Beinen. Vincent tat es mir gleich. Ich presste meine Beine vom Boden weg und rannte. Ich rannte in den Süden, da wo ich den See sah. Ich hatte einen großen Vorsprung, doch Vinc holte mich dennoch sofort ein und flitzte an mir vorbei. Woher er diese Geschwindigkeit hatte war mir sehr schleierhaft.

Ich versuchte ihm nach zu kommen, doch er war einfach schneller als ich. Schneller wie jeder Wolf. Als ich an dem See ankam sah ich ihn davor stehen und ins Wasser blicken. Etwas außer Atem stellte ich mich neben ihm. "Du musst mir unbedingt sagen wie du es schaffst so unfassbar schnell zu sein.", schnaufte ich. "Da gibts nichts zu sagen.", antwortete er stumpf. Mit einem Stirnrunzeln musterte ich ihn. "Gute Gene.", rechtfertigte er sich.

Meine Aufmerksamkeit wendete sich wieder dem See zu. Glas klar. "Und kalt.", sagte Vincent als er ins Wasser griff. Als hätte er hören können was ich dachte. Ich griff ebenfalls ins Wasser und streifte es sogleich von mir ab. "Kalt.", stimmte ich ihm zu. Plötzlich schmunzelte er etwas in sich hinein. "Was?", wollte ich neugierig wissen was ihn amüsierte.

Frech schielte er mich an. Ich musste lachen, doch wusste nicht wieso. Sogleich Strecke er seine Arme aus und schubste mich. Ich konnte knapp noch nach seinem Arm greifen und riss ihn mit. Wir platschten beide ins Wasser. Es war eisig kalt. Doch es war mir in diesem Moment so egal, denn ich und Vincent lachten. Wir lachten und lachten. Dann legte er seine beiden Hände auf meinen Kopf und dungte mich ins Wasser. Mit meinen Wolfsklauen griff ich aus Reflex an seinen Arm und kratzte ihn. Als er mich wieder los ließ kicherte ich: "Selber schuld!" "Du pass auf!", drohte er mir gespielt.

"Dich mag ich, Yuna Morgan.", sagte Vinc und kam mir im Wasser zögerlich näher. Ich wich etwas zurück und spritzte ihm Wasser ins Gesicht. Verdutzt führ er mit beiden Händen über sein Gesicht, zögerte nicht lange und zahlte es mir sogleich heim.

Nach einer Zeit fing ich schon etwas zu zittern an und merkte wie die Kälte mich übernahm. Ich kletterte aus dem See und Vincent auch. "Wurde dir etwa kalt, Wölfchen?", lachte er. Ich blickte hinauf in den Himmel und erkannte, dass es Mittags war. Ich verwandelte mich und schüttelte mich um mein Fell von dem Wasser zu befreien. Ich nickte zu Vinc um ihn zu animieren sich auch zu verwandeln. "Ne, ein anderes mal!", sagte er und rannte voraus. Ich schnellte ihm als Wolf sofort hinterher und holte ihn sogar ein. Als Wolf war ich einfach um ein vielfaches schneller, sodass ich ihn mit links einholte. Frech stürmte ich an ihm vorbei. Mal sehen wer hier ein Wölfchen ist!

Plötzlich stand ich wieder vor Greeze's Haus. Mein Instinkt leitete mich dort hin zurück, aber weshalb? Ich schnüffelte die Gegend ab und andere Gerüche zu wittern, jedoch fand ich keine Besonderheit. Ich sprang die Mauer hinauf und krallte mich in die Wand ein und hinauf klettern zu können. Als ich über die Mauer spähte zog mir allmählich ein auffälliger Geruch in die Nase. Ich witterte Angst, schrecklich viel Angst. Als würde ich vor meinen Wolfsaugen einen Leitfaden sehen. Eine leuchtend blaue Spur, die mich direkt zur der Eiche in der Mitte führte.

Aber dort war ich doch schon. Jedoch als Mensch.

Als auch Vincent einmal eintraf und mich beobachtete, als ich konzentriert die Spur verfolgte, sagte er: "Was witterst du?" Blut. Plötzlich roch ich auch noch Blut. Eine Art von Blut die ich von einem Werwolf noch nie roch. Schnell inspizierte ich Vinc genau, da der Blutgeruch von ihm kam. Ich musterte ihn und seine nassen Klamotte und entdeckte seine Wunde, die ich ihm zu verdanken hatte. Sie heilte nicht. Schnell zog der den Ärmel darüber und kühlte die Stimmung ab: "Wird wohl gleich wieder heilen. Manchmal dauert das eben etwas länger."

Skeptisch wendete ich den blick wieder zurück zur Eiche und sprang allmählich von der Mauer hinab in den Hof. Ich tappte vorsichtig der Spur nach und kletterte letztenendlich auf den Baum hinauf. Da wurde mich wieder bewusst das Wölfe nicht zum klettern geschaffen wurden. Wenn ich eine Großkatze wäre, hätte ich definitiv keine Probleme mit Bäumen.

Als ich leicht von einem Ast abrutschte, mich aber trotzdem noch fing kicherte Vincent nur amüsiert. Mit strengen Blick knurrte ich ihn an und kletterte weiter. Unsicher stieg ich auf den letzten Ast und sah ein blaues glühen aus dem Baum heraus.

Mit meinen Klauen kratzte ich in den Baum. Immer mehr und schneller. Die Holzspäne flogen mir alle ins Gesicht, doch ich konnte es nicht mehr stoppen. Als wäre es ein Trieb, ein Instinkt. Plötzlich stieß ich auf etwas hohles. Ein kleines Loch oder eher eine Röhre. In dem sich ein Stück Papier befand. Ich heulte kurz auf um Vinc herbeizurufen, denn ich wollte das Pergament nicht zerstören. Wenige Wimpelschläge später, saß auch er auf der Eiche und griff vorsichtig in die Röhre und holte die Schriftrolle heraus.

Keine Sekunde später wuchs die Stelle, wo das Pergament verweilte, zu. Als wäre dort nie etwas gewesen. Nervös rollte er das Blatt Papier auseinander. Uns entgegnete ein grelles, blaues Licht, das so blendete dass ich glaubte zu erblinden.

YUNA - the hidden omegaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt