A C H T Z E H N

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Miss Longbottom wechselte den Blick von meinem in Friedas Gesicht. Ich wusste nicht wie lange ich in dieser Art Schockstarre verblieb. Jedoch etwas auffällig lange. "Ich spreche Sie kurz unter vier Augen.", gab Frieda beherrscht von sich und führte mich aus dem Sekretariat geradewegs ins Archiv. Als sie die Tür hinter uns schloss, leuchteten ihre Augen vor Erleichterung auf. Meine eisblauen Augen leuchteten ebenfalls auf und wir umarmten sich. Ich konnte ein schluchzten von Frieda erhören als sie murmelte: "Ich dachte du wärst tot, Yuna." Ich löste mich von ihr und blickte ihr geradewegs in die Augen: "Sie verbannten mich in den Oakville. Der Mondkönig höchst persönlich." Meine Beta riss die Augen schockiert auf und musste sich selbst sehr beherrschen: "Der Mondkönig?", flüsterte sie. Ich nickte und ließ nochmals meine Veromegaten Augen aufleuchten. Sie musste nicht weiter fragen um zu wissen was mit mir geschehen war. "Wo ist Kayla?", wollte ich schließlich wissen.

Die beiden waren Zwillinge und sind beziehungsweise mir waren extrem wichtig. Sie waren meine engsten Vertrauten, meine Betas. Ich habe sie selbst verwandelt und ihnen ein neues gesundes Leben geschenkt. Unser Bann ist undurchbrechbar.

Frieda stiegen die Tränen in die Augen und strich sich nervös über ihre Perücke. Ich konnte anhand ihrer Reaktion erahnen, dass ich nichts gutes widerfuhr. Ich hielt ihre beiden Arme fest und starrte sie mit einem undurchdringlichem Blick an. "Was geschah?"

"Ich, ich, ich weiß es nicht. Eines Tages war sie nicht mehr da. Ich weiß noch nicht mal ob sie noch lebt. Sie ist doch meine Schwester.", fing Frieda an zu heulen. Ich hielt sie in meinen Armen und fühlte mit ihr mit. Kayla war auch mir besonders wichtig. "Eines Abends, da lag plötzlich ein Brief vor meine Haustüre. Vom Schloss.", als sie das Schloss erwähnte senkte sich ihr Ton. "Sie schrieben das Kayla verhaftet wurde. Aber warum? Warum nicht auch ich?", fuhr sie fort.

"Scheiße.", kam vor mir. Das ist meine Schuld. Alles meine Schuld. Ich sprach es schließlich auch aus: "Das war meine Schuld." Frieda ignorierte meine Aussage und fuhr fort: "Deshalb habe ich mir einen anderen Nachnahmen besorgt und bin Undercover ins Schloss gegangen, um meine Schwester wieder zu finden."

"Du wirst es nicht glauben, aber aus diesem Grund bin ich auch hier.", sagte ich schließlich. "Ach ja, wie bist du eigentlich aus dem Oakville-Forest entkommen? Ich meine ich kenne zwar nur die Sagen und Mythen davon, aber eines ist fix, man kann nicht entkommen?!", antwortete sie. "Aber was wundert es mich auch, Yuna Magdalena Morgan. Der Name sagt bereits alles aus.", fügte sie mit einem ironischem Unterton hinzu. Ich musste lachen als sie so über mich sprach und wurde darauf gleich wieder ernst: "Ich bin nicht mehr so wie ich war. Ich bin nicht mehr so stark." Kopfschüttelnd konterte Frieda: "Sagt die, die aus dem Oakville entkommen ist. Erzähl das meiner Oma!"

"Ich muss jedenfalls auch jemanden hier finden. Einen alten Freund von Oakville, er heißt Greeze und ist eines Abends entführt worden. Und da gäbe es dann noch jemanden." Frieda merkte sofort, wie mein Ton sich senkte als ich den 'noch jemanden' ansprach. Darauf antwortete sie nur mit einem verschmitzten lächeln. "Ich werde dir helfen, deine Freunde wieder zu finden, und dir hier einen Job zu besorgen.", meinte sie. "Danke Frieda. Ich werde dir ebenfalls helfen deine Schwester wieder zu finden. Versprochen."

"Ach ja, das hätte ich beinahe vergessen zu sagen. Eines der Elite-Personalzimmer wirst du natürlich auch ergattern.", lachte sie und wedelte glamourös in der Luft herum. "Schließlich bist du die mächtigste Alpha überhaupt. Und die letzten Monate musstest du in einem Drecksloch leben.", flüsterte sie leise. Kopfschüttelnd lachte ich über ihr Witze und war gleichzeitig heilfroh.

Als wir beide schon fast aus der Türe herausgehen wollten, hielt sie mich noch einmal fest und starrte auf meine linke Hand. "Ist der etwa von IHM?", frage sie mich mit einem Augenzwinkern. "Nein, von einem guten Freund vom Oakville, der mir half zu entkommen. Es ist ein Kommunikationsring. Wenn ich oder er in Aktiviert, können wir über die Gedanken gemeinsam kommunizieren.", erklärte ich und schaute stolz auf den prachtvollen Ring.

"Ich würde damit aufpassen, das Schloss hat so Art magische Sensoren, die aufzeichnen wenn sich ein Magischer Gegenstand in der Nähe befindet. Nicht hier, aber so viel ich gehört habe im Königshaus."

Ich verstand, und wir marschierten wieder zurück in das Sekretariat. Nun mussten wir uns eine gute Ausrede bei Miss Longbottom einfallen lassen. Besser gesagt ließ Frieda sich eine gute Ausrede einfallen: "Ach Miss Longbottom Sie glauben ja gar nicht wen ich hier getroffen habe! Meine ehemalige Arbeitskollegin!", triumphierte sie gut gespielt. "Ach wo habt ihr beide denn gemeinsam gearbeitet?", wollte Miss Longbottom wissen und zog ihre Brille von der Nase. Hektisch kam ich Frieda zuvor und antwortete: "Im Außendienst."

Die Informationen mussten gut zusammen passen, ansonsten könnte das irgendwann Schwierigkeiten geben. "Genau. Vor etlichen Jahren.", stimmte Frieda mir mit einem nicken zu. "Ah, tatsächlich.", gab Miss Longbottom ihr nicht vorhandenes Staunen von sich. Frieda setzte sich zu ihrem Schreibtisch und kramte bei ihrem Papierkram herum. Nach gefühlten Stunden zog sie dann ein etwas zerknülltes Formular heraus. Als ich das sah musste ich schmunzeln, da das genau Frieda war. Frieda und ihre Unordnung. "Du wirst in das Büro nebenan kommen, das ist mit diesem Verbunden durch diese Schiebetür.", meinte sie und deutete auf die fast Wandlange Schiebetüre, die momentan noch geschlossen war. "Du kommt gerade recht da die Sekretärin, für die Oakvillesoldaten zuständig war, in Pension ging." Meine Augen weiteten sich als ich meinen neuen Arbeitsplatz erfuhr. "Also der Chef dieser Abteilung ist jemand anderes, aber du führst Buch über die Geschehnisse und kommunizierst mit den Wachen.", erklärte sie. "Na Gott sei Dank, muss ich dass jetzt nicht mehr machen!", stöhnte Miss Longbottom und warf die Akte die mit 'Oakville-Forest' beschriftet war, an die andere Ecke ihres Schreibtisches.

Ich unterschrieb die Formulare und trug meinen neuen Namen darin ein. "Na gut, Jeanette. Dann zeigte ich dir mal dein neues Büro und deine Wohnpartei in der Eliteklasse.", meinte Frieda mit einem Augenzwinkern. Als Miss Longbottom das Wort 'Eliteklasse' fallen hörte, verschluckte sie sich fast an ihrem Kaffee. "Eliteklasse, weshalb ist sie schon dort. Das dauert doch eine lange Zeit, bis man dort hin kommt?", beschwerte sie sich. "Tja, da Miss Lake vorher im Außendienst bedienstet war, verdient sie jetzt einen besseren Standart. Das war doch bei mir auch so!", erklärte Frieda. Miss Longbottom gab ein etwas entgeistertes Geräusch von sich und murmelte leise für sich: "Und ich arbeite hier schon seit dreißig Jahren..."

Frieda lächelte und sperrte die große Schiebetüre mit ihrem Schlüsselbund auf. Als sie die Tür langsam aufschob, entgegnete mir mein neuer Arbeitsplatz wobei ich vor staunen fast nicht mehr sprechen konnte.

YUNA - the hidden omegaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt