~37. Kapitel~

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Ich erhob mich und schlenderte die Türe, die ich lustlos öffnete. Wie nicht anders zu erwarten stand Luca vor mir und schob sich an mir vorbei, ohne mich auch nur eines Blickes zu würdigen. Ich seufzte leise. Ja quäl mich ruhig noch ein bisschen! Dachte ich genervt und folgte ihm durch den Flur. Als er abrupt stehen blieb, konnte ich allerdings nicht mehr bremsen und lief vollekanne in ihn rein.

Luca:,, Sind deine Eltern da"?

-Sein ernst!?-

Knurrte meine innere Stimme. Ich stimmte ihr zu. Nicht mal ein Hallo, aber ein sind deine Eltern da bringens oder was?! Er sah mich abwartend an und um seine Frage zu beantworten schüttelte ich den Kopf.

Michelle:,, Wieso"?

Luca:,, Weil.. egal".

Brummte er und drückte mich gegen die Wand, kurz darauf lagen seine Lippen auf meinen. Ein Kribbeln durchfuhr meinen Körper, aber es fühlte sich falsch an. Auch wenn ich ihn liebte, konnte er nicht mit mir rumspringen wie er es für richtig hält. Ich musste ihm klar machen, das ich keine seiner Schlampen bin, zu denen er immer kommen kann, wenn er es will und ansonsten so scheiße behandelt.

Ich atmete tief durch. Mein Herz klopfte stark gegen meine Brust und dennoch setzte ich ihm ein Ende. Mit zitternden Händen drückte ich ihn weg und drehte meinen Kopf zur Seite. Ich wollte ihn nicht ansehen, aus Angst mich in seinen wunderschönen blauen Augen zu verlieren.

Luca:,, Michelle bitte".

Seine Stimme klang so verzweifelt und verletzt, aber ich sagte nein und versuchte ihn wegzudrücken, doch er lehnte sich gegen mich. Er küsste meine Mundwinkel, meine Wange, meinen Hals und mein Schlüsselbein. Ich drückte ihn erneut weg. Eine Träne lief meine Wange runter. Er bemerkte es und wischte sie weg, dann sah er mir in die Augen.

Luca:,, Bitte... ich brauche dich".

Sagte er mit brüchiger Stimme. Mein Brustkorb zog sich zusammen. Ich konnte ihn nicht so sehen. Ich schüttelte meinen Kopf und atmete tief durch, dann presste ich meinen Körper zwischen seinem und der Wand vorbei und ging ins Wohnzimmer. Er fuhr sich frustriert mit der Hand durch die Haare und folgte mir schweigend. Während des Referats sprachen wir nur über das Nötigste. Seine Stimme klang die ganze Zeit über verzweifelt, aber ich konnte ihn nicht bemitleiden, nicht nach seiner Wortwahl von heute Mittag. Heute Mittag. Ich seufzte leise. Mein Herz tat weh und ich hatte heute Morgen wirklich Angst vor ihm, und jetzt?! Jetzt sitzen wir hier, als wäre nichts von dem passiert.

Ich spührte seinen durchbohrenden Blick auf meiner Haut. Als wollte ich dem Brennen, was seine Blicke auf mir hinterließen ausweichen, stand ich auf. Ich schluckte und sah ihn an. Er sagte nichts, aber das brauchte er auch nicht. Seine Augen sprachen für ihn. Trauer, Verzweiflung, Liebe, Leidenschaft und... und Wut. Er seufzte und stand auf. Da er größer als ich war, sah er zu mir herunter. Ich schloss meine Augen bei seiner Berührung und lehnte meinen Kopf gegen seine Hand, die auf meiner Wange ruhte. Ich empfand in diesem Moment so viel Schmerz, aber auch so viel Liebe. Seine Wärme breitete sich in mir aus und meine Wange kribbelte, aber ich durfte das alles einfach nicht. Ich konnte nicht.

Mit einem verzweifelten Seufzen wich ich von ihm zurück und sah in seine blauen Augen, die mich jedes mal fesselten. Er schluckte und zog mich an meinen Händen wieder an sich. Sein Körper war an meinen gedrückt und unsere Gesichter trennten nur wenige Zentimeter.

Luca:,, Ich habe Fehler gemacht..., ich habe dich scheiße behandelt... ich war ein Idiot, aber auch nur, weil ich Angst hatte, das ich dich verletze. Nur weil ich etwas für dich empfinde, hat Justin das mit dir gemacht. Ich bringe dich in Gefahr und ich weiß das ich nicht gut für dich bin, aber ich will dich trotzdem so sehr".

Flüsterte er mir zu. Ich bekam eine Gänsehaut und musterte ihn. Seine perfekten Gesichtszüge, seine atemberaubenden Augen, diese perfekte Nase, seine wunderschönen Lippen, einfach alles an ihm war perfekt. Er denkt das er nicht gut für mich wäre und vielleicht stimmt es sogar, aber ich will nur ihn. Er ist der Einzige, den ich bei mir haben will. Aber bisher waren seine Worte immer nur Lügen, oder Stiche ins Herz. Ich weiß das mein ganzes Nachdenken mich irgendwann zerstören wird, aber ich brauche es um mir im klaren zu sein. Will ich mir dieses hin und her wirklich weiter antun? Eigentlich ist Luca für mich so vieles, aber irgendwie auch nichts, eigentlich vermisse ich ihn und doch wiederum auch nicht. Ich kann einfach nicht erklären, was ich für ihn empfinde. Entweder ist es tiefe Liebe oder tiefer Hass. Ich verachte ihn und hatte Angst vor ihm, aber ohne ihn fühle ich mich einfach so leer. Ich will einfach das er mich will und seine Fehler zugibt. Ist das so schwer zu verstehen? Oder ist es zu viel verlangt? Er hatte seine zweite Chance bereits und jedes mal wenn wir uns näher kommen, stößt er mich wieder ein Stück von sich weg.

Acht Planeten,

204 Länder,

809 Inseln,

7.100.414.131 Menschen,

Und ich treffe ausgerechnet ihn! Den größten Idioten überhaupt, der mein Leben nur schwerer, aber auch schöner macht. Ich frage mich, wie alles geworden wäre, wenn Luca nie um mich gewettet hätte. Dieser Gedanke versetzte mir erneut einen Stich ins Herz. Mein Blick schweifte zu Luca, der mich traurig ansah. Seine Augen waren voller Schmerz, den ich für ihn widerspiegelte, denn mir ging es genauso. Nein! Mir ging es schlimmer. Sollte ich ihm verzeihen? Nur weil ich ihn noch in meinem Leben haben will? Sollte ich mich wegen ihm quälen? Nur damit er mich so behandelt? Ich seufzte erneut. Wieso ist alles so kompliziert?

Die Zeit verändert Menschen,

die Zeit verändert Gefühle,

die Zeit verändert Situationen,

die Zeit verändert Träume und Gedanken.

Aber das Einzige, was sie nicht verändern kann,

sind alte Momente, Erinnerungen und die Vergangenheit.

Haben Luca und ich eine Vergangenheit? Ja, aber haben wir die Möglichkeit auf eine schöne Zukunft? Wäre es gut mich ihm anzuvertrauen und mich ihm hinzugeben, nachdem was er getan hat? Wie er mich behandelt und mit meinen Gefühlen gespielt hat? Ich weiß es nicht. Ich weiß nicht mal, ob ich ihm vertrauen könnte, aber ich weiß das ich ihn brauche.

~He changed it~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt