Als ich das nächste Mal aufwache, scheint bereits die Sonne in mein Zimmer.
Grummelnd versuche ich, mich umzudrehen, die Augen wieder geschlossen weil ich geblendet werde, doch ich komme nicht weit, da mich etwas schweres auf meinem Bauch davon abhält.
Verwirrt taste ich das Etwas mit zusammengekniffenen Augen ab. Es fühlt sich an wie ein... Arm? Ich reiße erschrocken die Augen auf und zucke sofort zurück: direkt vor meinen Augen befindet sich ein nackter Oberkörper.
Mein Blick wandert weiter nach oben zu dem zugehörigen Gesicht – Jonah. Er stützt sich neben mir ab, ein schiefes Grinsen auf seinen Lippen.
Jetzt erst fällt mir letzte Nacht wieder ein. Jonah ist in mein Bett gekommen, weil er davor einen Horrorfilm schauen musste und dann Angst hatte, alleine zu sein. Nun schleicht sich auch auf meine Lippen ein Lächeln.
"Guten Morgen, Prinzessin.", begrüßt Jonah mich und küsst mich auf meine Nasenspitze. "Morgen, Joe.", nuschele ich verschlafen. "Wieso hast du dein T-shirt nicht mehr an?" "Mir war warm.", zuckt er mit den Schultern und lässt sich zurück ins Bett fallen. Müde kuschele ich mich wieder an ihn.
"Wie spät ist es?" Jonah bewegt sich kurz unter mir um auf sein Handy zu schauen, dann antwortet er: "Halb neun." "Okay." Dann können wir ja noch ein wenig liegen bleiben, das ist schließlich nicht allzu spät.
Doch nach einer Weile fällt mir unser ursprünglich für um fünf geplantes Date ein. "Warte, was? Wir hatten doch ausgemacht, dass du mich um fünf weckst!" Sofort setze ich mich wieder auf und starre Jonah mit aufgerissenen Augen an. Dieser lacht jedoch nur leise. "Ja, schon, aber du hast noch so friedlich geschlafen und da wollte ich dich nicht wecken. Außerdem finde ich, dass unser Date sowieso schöner wäre, wenn es schon dunkel ist." Gespielt desinteressiert zucke ich mit den Schultern. "Hm, wenn du mir sagen würdest wohin wir gehen, könnte ich dir meine Meinung dazu geben, aber so..." Jonah grinst schief. "Du bist wirklich die ungeduldigste Person, die ich kenne, sogar Beanie ist im Vergleich zu dir geduldig und das muss man erst mal schaffen."
Bei Corbyns Spitznamen zucke ich kaum merklich zusammen und mein Gesicht verdunkelt sich, aber im nächsten Moment habe ich mich wieder unter Kontrolle. Doch natürlich hat Jonah meine Reaktion auf Corbyns Erwähnung bemerkt und entschuldigt sich jetzt. "Tut mir Leid, ich wollte nicht... -" "Nein, schon gut, nur weil ich mich mit ihm gestri-", unterbreche ich ihn. Aber als mir einfällt, dass ich Jonah ja noch gar nichts davon erzählt habe, stoppe ich mich schnell wieder. "Naja... nur weil Corbyn und ich nicht wirklich gut miteinander können heißt das doch nicht, dass du oder auch die anderen Jungs ihn nicht mehr erwähnen dürft, wir sind hier nicht im Kindergarten. Ich muss so oder so lernen mit ihm klarzukommen, also fange ich lieber gleich damit an. Es ist okay, wirklich, ich komm schon klar. Mir geht's gut, echt. Ja, mir gehts gut. Gut. Wirklich gut." Verärgert zieht Jonah seine Augenbrauen zusammen und unterbricht mich. "Wenn du noch einmal sagst, dass es dir gut geht, raste ich aus. Dir geht es offensichtlich nicht gut. Also erzähl mir jetzt was los ist." "Aber-", fange ich unsicher an. "Nein, keine Widerrede, du verschweigst mir seit gestern irgendwas und das finde ich nicht gut, wir sollten uns vertrauen können.", fällt er mir ins Wort und fleht mich dann fast schon an: "Bitte, Cassie."
Er hat ja recht. Er ist mein bester, seit gestern sogar fester Freund und ich vertraue ihm. Das tue ich auf jeden Fall. Also atme ich tief durch und schaue Jonah fest in die Augen.
"...Du musst wissen, ich vertraue dir wirklich, daran besteht kein Zweifel, okay? Ich wollte eben nicht immer nur über mich und meine Probleme reden, sondern einfach mal - wenigstens für einen Nachmittag - so tun als wäre alles gut und ich ein glückliches Mädchen, das ein unkompliziertes, normales Leben führt." Jonah nickt verständnisvoll, doch stoppt dann abrupt. "Warte, was? Du wolltest so tun als wärst du ein glückliches Mädchen? Bist du etwa nicht glücklich?" "Ich..."
Ich seufze und schließe die Augen, da mir schon wieder die Tränen kommen. Das kann doch nicht wahr sein. "Nicht wirklich, nein... Aber das hat nichts mit uns zu tun, glaub mir..." Ich spüre wie Jonah zärtlich meine Hand berührt, woraufhin ich die Augen wieder öffne. Er lehnt sich mit dem Rücken an die Rückwand des Bettes und zieht mich an sich, sodass er mich von hinten umarmt. Erschöpft lehne ich meinen Kopf zurück an seine Brust. "Bitte erzähl es mir." Ich atme noch einmal tief durch, dann erzähle ich ihm alles. Von dem Missgeschick am Morgen, von meiner Rettungsaktion Corbyns, von meinem Gespräch mit Corbyn bevor Zach, Jack und ich bei Taco Bells waren und von meinem Gespräch mit Corbyn nach dem Essen. Nur unseren Beinahe-Kuss lasse ich aus. "...Und jetzt gehen Corbyn und ich uns endgültig aus dem Weg. Beziehungsweise ich ihm, er versucht immer noch die ganze Sache gerade zu rücken.", beende ich mein Geständnis.
Jonah hat mir während meinem ganzen Monolog zugehört ohne mich zu unterbrechen. Jetzt ist er anscheinend erst mal sprachlos, denn er starrt ins Leere, also warte ich geduldig seine Reaktion ab. "Ich... wow... Ich weiß echt nicht was ich sagen soll... das ist einfach nur... ich finde keine Worte dafür. Wenn du mir das Ganze erzählst kommt es mir so vor als wärst du schon um einiges länger hier bei uns in LA, als diesen einen Tag. Und von deinem Konflikt mit Corbyn habe ich auch nicht wirklich viel mitbekommen, nur den Anfang." Ich nicke nur und kämpfe gegen meine Tränen an, die sich, wie so oft in letzter Zeit, über meine Wangen einen Weg in die Freiheit bahnen wollen.
Jonah atmet tief durch, dann spricht er weiter: "Wenn du irgendetwas hast, was ich für dich tun kann, dann gib mir Bescheid, okay? Das mit Corbyn bekommen wir auf jeden Fall hin... Aber irgendwie habe ich so ein Gefühl, dass das Ganze nicht das einzige ist, was dich bedrückt. Du hast noch etwas anderes auf dem Herzen, oder?"
Eine einzelne Träne rollt meine Wange hinunter und ich schluchze bei dem Gedanken an ihn auf. Das regt mich so auf, ich will nicht immer gleich schwach werden, wenn ich auch nur einen winzigen Moment an ihn denke. Das kann doch nicht sein, es ist schließlich schon 3 Jahre her. Frustriert und tieftraurig zugleich beiße ich mir auf die Lippen und unterdrücke einen weiteren verzweifelten Schluchzer.
Wie immer wenn ich an ihn denke überfällt mich so eine Angst, dass ich das Gefühl habe, eine eiskalte Hand würde sich zugleich um meinen Hals und mein Herz legen und so fest zudrücken, dass ich keine Luft mehr bekomme. Unbewusst fange ich an keuchend nach Luft zu ringen. Meine Hände verkrampfen sich wie von selbst um meinen Hals, um die eiskalten Finger davon zu lösen, was natürlich nicht funktioniert, da diese gar nicht existieren. "Hey..." Jonah fährt mir beruhigend über den Arm als er meinen inneren Kampf bemerkt und löst sanft meine Finger vom Hals. "Schhhh, ich bin doch da, alles ist gut..."
Nun fließen meine Tränen unaufhaltbar über mein, von Schmerz und Angst verzerrtes, Gesicht. So eine Panikattacke hatte ich schon seit Langem nicht mehr und der Einzige, der mir helfen kann ist mein Bruder.
Als würde Jonah meine Gedanken lesen, hebt er mich eilig hoch und trägt mich aus dem Zimmer. Dabei ruft er immer wieder: "Daniel?! Daniel!" Ich nehme von weit weg aufgeregte Stimmen wahr, die sich anhören als wären sie Welten entfernt. "Daniel, deine Schwester, sie..." "Oh, verdammt! Ich dachte, das wäre vorbei..." "Was ist lo- Oh Gott, was ist mit ihr?!" "Corbyn, ruf einen Krankenwagen! Mach schon, schnell!" Meine Augenlider werden immer schwerer. Plötzlich werde ich aus Jonahs Armen gelöst, doch gleich darauf spüre ich andere Arme, die sich um mich schlingen. Sofort erkenne ich den, mir nur allzu bekannten, Geruch.
"Dani...", wispere ich erschöpft, dann werde ich von eiskalten Händen in die Tiefe gezogen und alles wird schwarz.

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𝐈 𝐡𝐚𝐭𝐞 𝐲𝐨𝐮, 𝐈 𝐥𝐨𝐯𝐞 𝐲𝐨𝐮 || 𝐖𝐡𝐲 𝐃𝐨𝐧'𝐭 𝐖𝐞 𝐅𝐅
Фанфик𝔼𝕤 𝕕𝕒𝕦𝕖𝕣𝕥 𝕝𝕒𝕟𝕘𝕖 𝕍𝕖𝕣𝕥𝕣𝕒𝕦𝕖𝕟 𝕒𝕦𝕗𝕫𝕦𝕓𝕒𝕦𝕖𝕟, 𝕊𝕖𝕜𝕦𝕟𝕕𝕖𝕟 𝕖𝕤 𝕫𝕦 𝕫𝕖𝕣𝕤𝕥ö𝕣𝕖𝕟 𝕦𝕟𝕕 𝕖𝕚𝕟 𝕘𝕒𝕟𝕫𝕖𝕤 𝕃𝕖𝕓𝕖𝕟 𝕖𝕤 𝕨𝕚𝕖𝕕𝕖𝕣 𝕙𝕖𝕣𝕫𝕦𝕤𝕥𝕖𝕝𝕝𝕖𝕟. **Erster Teil** -> Fortsetzung: "I hate that I love...