Als nach einer Weile immer noch keiner die Terrassentür geöffnet hat, stehe ich auf und suche den Boden nach irgendetwas ab, das ich werfen kann. Zum Glück wohnen wir direkt am Wald, sodass ich schnell einen Tannenzapfen finde. Damit werfe ich wahllos an eines unserer oberen Fenster. Ich warte kurz und werfe dann nochmal. Nach ein paar Sekunden wird das Fenster geöffnet und... Cassandra taucht auf. Wieso musste es auch ausgerechnet das Fenster von ihrem Zimmer sein?
Ich stöhne leicht auf, weil das Schicksal es heute anscheinend nicht gut mit mir meint, da entdeckt Cassandra mich. Ihre Augen weiten sich erschrocken als sie mich mit komplett nassen Klamotten, blutender Hand und den Boden voller Glasscherben sieht. "Oh mein Gott...", haucht sie leise. Ich schaue zu ihr nach oben. Sie hält sich eine Hand vor den Mund, ihre Augen weit aufgerissen. Sie verschwindet vom Fenster und ich bete innerlich, dass sie mir gleich die Tür öffnet, trotz meines Scheißverhaltens ihr gegenüber gestern und heute. Und tatsächlich – kurz darauf wird die Tür geöffnet und heraus kommt Cassandra mit einer Decke überm Arm. Erleichtert atme ich auf.
Sie läuft zu mir und hält mir wortlos die Decke hin. "Danke." Sie zuckt nur die Schultern als wäre es selbstverständlich und will sich schon wieder umdrehen, aber ich halte sie vorsichtig am Arm fest. "Cassandra." Sie schaut erst auf meine Hand an ihrem Arm, dann direkt in meine Augen. "Ich meine das ernst. Das hättest du nicht tun müssen. Ich habe mich dir gegenüber verdammt scheiße verhalten und das tut mir Leid." "Das sollte es auch.", sagt sie trocken. "Und jetzt lass mich los." Ich schlucke und nehme meine Hand von ihrem Arm. "Natürlich, sorry.", murmele ich.
Doch anstatt nach innen zu verschwinden, dreht sie sich nochmal zu mir um und fragt: "Kommst du jetzt mit rein, oder was? Deine Hand muss verbunden werden." Ein winziges Lächeln schleicht sich auf meine Lippen als ich ihr ins Haus folge. Sie wartet auf mich und geht dann mit mir ins Badezimmer im oberen Stock.
"Zieh deine Klamotten aus, sonst erkältest du dich noch." Ich schaue sie wissend an. "Ahh ja. Natürlich soll ich mich nur ausziehen damit ich mich nicht erkälte. Nicht etwa weil du nochmal meinen Körper bewundern willst oder so. Nein." Sie verdreht, mit einem kaum wahrnehmbaren Lächeln auf den Lippen, ihre Augen. "Jetzt mach einfach. Sonst wirst du wirklich noch krank.", erwidert sie und murmelt noch: "Obwohl, das bist du ja eh schon." Entrüstet stoße ich sie leicht in die Seite. "Hey, das hab ich gehört!" Cassandra grinst mich zögerlich an. "Solltest du auch." Ich schüttele lachend meinen Kopf. "Und jetzt mach. Oder soll ich dich wohl auch noch ausziehen?" Ich grinse. "Die Vorstellung gefällt mir." Stirnrunzelnd sieht sie mich an. "Du hast eine Freundin." Verwundert blicke ich auf sie herunter. "Woher weißt du das?" Sie schnaubt leise. "Schon mal was von Instagram, Snapchat und co. gehört? Das ist so was, wo man Bilder mit der Öffentlichkeit teilt, sodass alle mitbekommen was gerade so in seinem Leben los ist und so." Ich lächele. "Ich hätte nicht gedacht, dass du mir da folgst." Cassandra wird leicht rot und dreht sich weg. "Okay, ich hole dir jetzt frische Klamotten, so lange kannst du dich ja dann endlich ausziehen." Damit dreht Cassandra sich um und verlässt das Bad.
C A S S A N D R A
Ich gehe zu Corbyns Kleiderschrank und schiebe die Türen zur Seite. Dann suche ich einen orangenen Pulli und eine schwarze Jeans mit Löchern heraus. Sollte ich auch noch eine Unterhose und Socken mitnehmen? Wahrscheinlich ist es besser. Also durchsuche ich die Schubladen und suche eine Boxershorts und weiße Socken aus. Danach gehe ich wieder zurück zum Bad und klopfe an die Tür. "Kann ich reinkommen?" "Ja.", ertönt Corbyns Stimme hinter der Tür, also trete ich ein. Als ich mich umdrehe steht Corbyn mit nur einem Handtuch um den Hüften vor mir. Verdammt, er sieht heiß aus. Und das ist nicht gut. Ich widerstehe dem Drang mir auf die Lippe zu beißen.
"Wieso passiert uns das immer wieder?", fragt Corbyn leise. Ertappt reiße ich meinen Blick von seinem nackten Oberkörper los und schaue ihm in die Augen. "Was passiert uns immer wieder?" "Dass ich halbnackt vor dir stehe und du mich anstarrst. Oder letztens als du nur in ein Handtuch gewickelt über den Flur gelaufen bist und ich dich angestarrt habe.", antwortet Corbyn amüsiert. "Achso." Ich werde rot. "Keine Ahnung." Er grinst und kommt näher. Ich weiche irritiert einen Schritt zurück. "Hey, keine Sorge, ich wollte nur meine Klamotten haben.", beruhigt er mich lachend und hebt unschuldig seine Hände. Er greift nach ihnen, doch ich halte sie hinter meinen Rücken. Fragend schaut er mich mit zusammengezogenen Augenbrauen an. "Vielleicht sollten wir erst deine Hand versorgen, damit deine Sachen nicht gleich wieder schmutzig werden." Er lacht in sich hinein. "Okay." Ich nicke und wir schauen uns an, ohne dass einer von uns etwas unternimmt. Er beißt sich auf die Lippe und kommt mir zögernd wieder näher. Diesmal bleibe ich stehen. Vorsichtig streicht er mir eine Haarsträhne, die mir ins Gesicht gefallen ist, hinters Ohr. Sein Gesicht kommt meinem näher, sodass ich seinen warmen Atem auf meinen Lippen spüren kann. Mein Blick huscht über sein Gesicht und als ich in seine türkisfarbenen Augen blicke, ist es als würde ich aus einer Trance erwachen. Ich schlucke hart und schiebe ihn sanft, aber bestimmt von mir weg. "Corbyn, ich..."
Erschrocken, als würde er erst jetzt bemerken was er tut, blickt er mich an. "Oh mein Gott, tut mir Leid." Ich schaue ihn nur geschockt an und sage dann: "Du hast eine Freundin, Corbyn, und soweit ich das mitbekommen habe liebst du sie auch sehr." Er fährt sich unruhig durch die Haare und schaut mich flehend an. "Natürlich tue ich das. Oh Gott. Bitte, sag Christina nichts, ich habe wirklich keine Ahnung was gerade mit mir los war. Lass uns das hier bitte einfach... vergessen." Ich nicke, werfe ihm noch einen kurzen Blick zu und gehe zum Badschrank herüber um Verbandszeug zu suchen.
Als ich es gefunden habe, atme ich tief durch, schiebe meine ganzen verwirrenden Gedanken beiseite und drehe mich dann wieder um. Corbyn steht hinter mir und wartet. "Okay, setz dich mal hin." Er setzt sich auf den Klodeckel. "Das brennt jetzt wahrscheinlich sehr aber da musst du eben durch." Er grinst mich zögerlich an. "Das wird dir bestimmt Freude bereiten, mich leiden zu sehen." Ich verdrehe leicht lächelnd die Augen. "So gemein bin ich dann auch wieder nicht." Ich gebe Desinfektionsmittel auf ein Wattepad und tupfe damit vorsichtig Corbyns Schnitte ab. Er atmet zischend ein.
"Was ist überhaupt passiert?", frage ich, einerseits um ihn abzulenken aber auch, weil es mich interessiert. "Dein toller Bruder hat mich mit Klamotten ins Pool geschubst, dann hat er die Tür abgeschlossen, weshalb ich nicht... ahh, verdammt, tut das weh..." Reflexartig krallt er seine gesunde Hand in meinen Ärmel. "Erzähl weiter." Er atmet laut aus, lässt mich wieder los und fährt fort. "Ich konnte nicht rein, weil er die Tür abgeschlossen hat. Dann ist mir eben arschkalt geworden, wegen den nassen Klamotten und so und ich hab mich über Daniel aufgeregt. Vielleicht habe ich auch ein klitzekleines bisschen überreagiert als ich auf den Glastisch geschlagen habe. Der ist natürlich kaputt gegangen und meine Hand hat, wie man sieht, ein paar Schnitte abbekommen. Dann bin ich auf die Idee gekommen, mit Tannenzapfen gegen eines der oberen Fenster zu werfen. Das war eben deins und den Rest kennst du ja." Ich nicke. "Und warum das Ganze? Was hatte Daniel denn für einen Grund, dich ins Pool zu schmeißen und dann auch noch die Tür zuzumachen?", erkundige ich mich verwirrt. Inzwischen bin ich mit dem Desinfizieren fertig und wickele gerade einen Verband um Corbyns Hand. Er atmet gequält aus. "Eigentlich geht dich das nichts an.", redet Corbyn sich raus und presst seinen Kiefer aufeinander.
Ich halte empört inne und schaue ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. "Ernsthaft? Ich kümmere mich hier um dich, ohne mich würdest du dir da draußen wahrscheinlich noch den Arsch abfrieren und jetzt bist du schon wieder so... argh! Ich glaubs einfach nicht." Ich lasse seine halbfertig verarztete Hand los und stürme aus dem Bad.

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𝐈 𝐡𝐚𝐭𝐞 𝐲𝐨𝐮, 𝐈 𝐥𝐨𝐯𝐞 𝐲𝐨𝐮 || 𝐖𝐡𝐲 𝐃𝐨𝐧'𝐭 𝐖𝐞 𝐅𝐅
Fanfiction𝔼𝕤 𝕕𝕒𝕦𝕖𝕣𝕥 𝕝𝕒𝕟𝕘𝕖 𝕍𝕖𝕣𝕥𝕣𝕒𝕦𝕖𝕟 𝕒𝕦𝕗𝕫𝕦𝕓𝕒𝕦𝕖𝕟, 𝕊𝕖𝕜𝕦𝕟𝕕𝕖𝕟 𝕖𝕤 𝕫𝕦 𝕫𝕖𝕣𝕤𝕥ö𝕣𝕖𝕟 𝕦𝕟𝕕 𝕖𝕚𝕟 𝕘𝕒𝕟𝕫𝕖𝕤 𝕃𝕖𝕓𝕖𝕟 𝕖𝕤 𝕨𝕚𝕖𝕕𝕖𝕣 𝕙𝕖𝕣𝕫𝕦𝕤𝕥𝕖𝕝𝕝𝕖𝕟. **Erster Teil** -> Fortsetzung: "I hate that I love...