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Nach und nach lösen sich auch alle anderen aus der Umarmung und schauen erwartungsvoll, teilweise überrascht zu Corbyn, weil anscheinend keiner von ihnen erwartet hat, dass Corbyn uns etwas erzählen will.

"Ich werde heute um 15 Uhr nach Hause fliegen.", verkündet Corbyn und beißt sich kurz darauf auf seine Unterlippe.

Verwirrt ziehe ich die Augenbrauen zusammen. Nach Hause? Was soll das heißen, er ist doch schon Zu... Oh. Er meint nach Hause zu seiner Familie. Verstehe.

Oder, warte, nein doch nicht. Wieso will er heute zu seiner Familie fliegen? So spontan? Das muss doch irgendeinen Grund haben.

"Was?" "Wieso?" "Nach Hause? Jetzt?" "Aber wieso? Wir haben doch morgen ein Interview und-", reden alle anderen, bis auf Bell, auf ihn ein. Anscheinend verstehen sie genauso wenig wie ich.

In dem Moment fällt mir der Anruf seiner Schwester ein. Vielleicht hat es etwas damit zu tun.

"Seid bitte mal für einen Moment leise, ihr könnt ihn doch nicht so mit Fragen bombardieren.", unterbreche ich die anderen ruhig, aber bestimmt. Langsam verstummen sie und schauen zwischen Corbyn und mir hin und her.

"Warte, wusstest du etwa davon?", fragt mein Bruder verwirrt. "Nein, nein. Aber ich habe eine Vermutung...", antworte ich und sehe zu Corbyn. Er blickt mich skeptisch an. "Vielleicht sollten wir Corbyn einfach mal ausreden lassen und nicht gleich alle auf ihn einstürmen, ohne ihm überhaupt die Chance zu lassen es uns zu erklären.", meine ich und schaue ihn dabei lächelnd an. Ich weiß, wie sich das einfühlt, wenn die Fragen nur so auf einen einprasseln.

So ähnlich ging es mir nämlich, als meine Freunde zuhause erfahren haben, dass Dylan und ich nicht mehr zusammen, und somit auch nicht mehr das "perfekte Traumpaar", auf das alle neidisch sind, waren.

Dankbar erwidert Corbyn mein Lächeln und fängt an zu erklären. Dabei verschwindet aber sowohl sein, als auch mein Lächeln sehr schnell wieder, denn wie vermutet hat es wirklich etwas mit seiner Familie zu tun.

"Meine Schwester hat vorhin angerufen und mich darüber informiert, dass meine Eltern..." Er hält kurz inne und ich sehe wie schwer es ihm fällt, das Folgende auszusprechen. "Dass sie einen Autounfall hatten... Es ist noch nicht klar ob sie es schaffen... Deswegen werde ich nach Hause fliegen, Ashley ist komplett alleine weil Jordan nicht kommen kann und ich muss jetzt einfach bei meinen Eltern sein." An Dani, der vorhin den Fakt, dass morgen ein Interview auf dem Plan steht, eingeworfen hat, gewandt, entschuldigt er sich: "Tut mir Leid, aber ich kann bei dem Interview morgen nicht dabei sein. Entweder geht ihr ohne mich hin oder wir müssen es verschieben."

Überrumpelt nickt mein Bruder. "Klar. Ich... Das ist schrecklich, ich... Ich bete für deine Eltern, sie sind immer so stark... Bestimmt werden sie bald wieder auf den Füßen sein. Komm her." Er steht auf und zieht Corbyn in seine Arme. "Ja, sie werden es schaffen, das müssen sie einfach.", nickt Corbyn und wenn ich mich nicht täusche, treten ihm dabei Tränen in die Augen.

Mein Mund ist plötzlich wie ausgetrocknet.

Ein Elternteil zu verlieren und auch von vorneherein zu wissen, dass es keine Chance mehr gibt, ist ja schon schlimm genug. Aber die Tatsache, dass gleich beide Eltern es vielleicht nicht schaffen, nach einem Unfall weiterzuleben und die permanente Angst, sie zu verlieren muss einen förmlich erdrücken. Diese Ungewissheit breitet sich im ganzen Körper aus und zerfrisst dich langsam von innen heraus.

Auch Jack, Zach und Jonah umarmen Corbyn und sprechen kurz leise mit ihm.

Dann gehe ich zu ihm. "Gib die Hoffnung bloß nicht auf, sie werden es schaffen, okay?" Corbyn nickt dankbar lächelnd.

𝐈 𝐡𝐚𝐭𝐞 𝐲𝐨𝐮, 𝐈 𝐥𝐨𝐯𝐞 𝐲𝐨𝐮 || 𝐖𝐡𝐲 𝐃𝐨𝐧'𝐭 𝐖𝐞 𝐅𝐅Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt