C A S S A N D R A
Mit meinen Koffern bepackt betrete ich mein Gästezimmer.
"Schön dass du dich auch mal wieder blicken lässt nach 12 Stunden Funkstille." Erschrocken schnappe ich nach Luft als ich Bell auf meinem Bett sitzen sehe. "Gott, Bell, du hast mich erschreckt.", lache ich, werde jedoch sofort wieder ernst als Bell nur genervt eine Augenbraue hochzieht. "Tut mir Leid...", entschuldige ich mich zerknirscht, stelle die Koffer neben der Tür ab und setze mich neben Bell auf das Bett. Nervös warte ich auf die Schimpftirade, die jetzt sowieso kommen wird, egal ob ich versuche mich zu erklären oder nicht. Bell ist immer erst dann bereit zu reden, wenn sie ihre Wut rausgelassen hat, was auch sehr sinnvoll ist, denn danach ist sie meistens schon etwas besänftigt.
"Jack, Daniel, Jonah, Zach und ich haben dich angerufen und du bist weder bei einem von uns rangegangen, noch hast du auf eine unserer tausenden Nachrichten geantwortet, Cassandra! Das kannst du nicht machen, echt nicht, wir hätten fast die Polizei gerufen!", beschwert Bell sich entrüstet. "Ich meine, okay, vielleicht hattest du bei den Jungs deine Gründe nicht ranzugehen, aber bei mir? Ich bin deine beste Freundin und du hältst es nicht mal für nötig mir eine Nachricht, einen Anruf oder auch nur irgendein Lebenszeichen zukommen zu lassen? Das verletzt mich." Beschämt senke ich meinen Blick auf meine Hände. Sie hat ja recht, ich hätte ihr alles erzählen sollen, schließlich sind wir schon ewig beste Freunde.
Wenn ich ihr irgendetwas nicht erzählen kann, dann auch keinem anderen. Wem sonst sollte ich es auch erzählen? Meinem Bruder? Besser nicht, er würde ausrasten und unendlich wütend auf Corbyn sein, ich will nicht, dass meinetwegen die Band zu Schaden kommt. Das gleiche gilt für Jonah, Zach und Jack. Und meiner Mom will ich es eigentlich auch nicht unbedingt erzählen, sie würde es niemals vor Dani verheimlichen können und dadurch wäre die Band auch wieder in Gefahr.
Aber Bell kann ich vertrauen.
"Bell, ich... lass es mich dir erklären, bitte. Ich weiß, das war echt... verdammt egoistisch von mir und ich hätte dir sofort alles erzählen sollen, aber ich konnte nicht, ich... ich wollte hier einfach nur so schnell wie möglich weg...", versuche ich mich zu erklären. "Langsam, langsam... Wieso wolltest du hier weg?" Gequält schaue ich sie an. Aber ich habe meinen Entschluss gefasst, ich werde ihr jetzt alles erzählen. Von Anfang an. Inklusive Corbyns Kuss im Krankenhaus, wegen dem er mich beim Spiel dann ironischerweise nochmal küssen musste, unserem "Moment" in der Abstellkammer, dem darauf folgenden Streit, der mich dazu veranlasst hat zu Peter zu flüchten und meine geplante Abreise morgen früh.
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"Wow...", gibt Bell, überwältigt von meiner "Rede", von sich und starrt mich mit großen Augen an. Dass selbst sie sprachlos ist bestätigt mir nur nochmal mehr, dass mein Leben sich in ein reinstes Chaos verwandelt hat, denn normalerweise kann ich Bell nur schwer zurückhalten wenn sie erst einmal angefangen hat zu reden.
Erschöpft lasse ich mich der Länge nach ins Bett fallen. "Mhm.", murmele ich in das Kissen, in dem ich mein Gesicht vergraben habe. Vielleicht sollte ich einfach hier liegen bleiben, warten bis mich jeder vergessen hat und dann ein neues Leben mit einer komplett neuen Identität anfangen. "Oh nein, Cassandra Seavey, das wirst du nicht tun!", ruft Bell bestimmend, packt meinen Fuß und versucht mich aus dem Bett zu zerren. "Hey!", rufe ich empört und kralle mich in das Bettzeug. "Woher wusstest du überhaupt was für einen masterhaften Plan ich mir ausgedacht habe?" "Das war nicht schwer zu erkennen, glaub mir. Und jetzt komm! Da! Raus!", ruft Bell angestrengt und packt nun auch noch mein anderes Bein. "Nein!", weigere ich mich und kralle mich noch fester in Kissen, Bettdecke und alles was ich zu greifen bekomme.
Trotz allem rutsche ich langsam immer weiter ans untere Ende des Bettes, bis ich schließlich mit einem Poltern zu Boden falle. "Autsch, Bell!", rufe ich empört und reibe mir meinen kribbelnden Ellbogen, den ich mir an der Bettkante angestoßen habe. "Sorry, aber anders hätte ich da nicht wieder rausbekommen.", zuckt Bell entschuldigend mit den Schultern, kann sich ein kleines Lächeln aber nicht verkneifen. Ich ziehe skeptisch ein Augenbraue nach oben. Versöhnlich hält sie mir ihre Hand hin und zieht mich hoch. Ich seufze tief, dann setze ich mich wieder aufs Bett, diesmal jedoch ohne mich dort wieder verkriechen zu wollen.
"Ach Cassandra, wieso machst du dir das Leben denn nur so schwer?", fragt Bell mitleidig und setzt sich neben mich. "Ist ja nicht so als würde ich mir das aussuchen.", erwidere ich resigniert. Sie überlegt einen Moment, dann fährt sie fort. "Hm... Wahrscheinlich ist es wirklich besser wenn du erst mal Abstand von dem Ganzen hier nimmst und Zuhause in Ruhe über alles nachdenkst. Dann kannst du vielleicht auch rausfinden was du wirklich willst, hier wird das anscheinend nichts." Verwundert schaue ich zu Bell. "Was ich wirklich will? Was meinst du damit?"
Sie lächelt mich warm an. "Ich weiß nicht, frag doch mal dein Herz, mia cara (mein Liebling)."
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𝐈 𝐡𝐚𝐭𝐞 𝐲𝐨𝐮, 𝐈 𝐥𝐨𝐯𝐞 𝐲𝐨𝐮 || 𝐖𝐡𝐲 𝐃𝐨𝐧'𝐭 𝐖𝐞 𝐅𝐅
Fanfic𝔼𝕤 𝕕𝕒𝕦𝕖𝕣𝕥 𝕝𝕒𝕟𝕘𝕖 𝕍𝕖𝕣𝕥𝕣𝕒𝕦𝕖𝕟 𝕒𝕦𝕗𝕫𝕦𝕓𝕒𝕦𝕖𝕟, 𝕊𝕖𝕜𝕦𝕟𝕕𝕖𝕟 𝕖𝕤 𝕫𝕦 𝕫𝕖𝕣𝕤𝕥ö𝕣𝕖𝕟 𝕦𝕟𝕕 𝕖𝕚𝕟 𝕘𝕒𝕟𝕫𝕖𝕤 𝕃𝕖𝕓𝕖𝕟 𝕖𝕤 𝕨𝕚𝕖𝕕𝕖𝕣 𝕙𝕖𝕣𝕫𝕦𝕤𝕥𝕖𝕝𝕝𝕖𝕟. **Erster Teil** -> Fortsetzung: "I hate that I love...