C O R B Y N
Verdammt, ich hasse mich.
Ich hasse mich so sehr.
Wie konnte ich Cassandra nur so provozieren? Sie hat mir doch überhaupt nichts getan. Spätestens als ich bei der Erwähnung ihres, meiner beschissenen Meinung nach, so perfekten Lebens wieder Tränen in ihren Augen hab glitzern sehen, hätte ich aufhören sollen, verdammt. Aber nein, ich musste ja wieder das Arschloch sein.
Jetzt, wo ich weiß was Cassandra für ein, ganz und gar nicht perfektes, Leben hat, ist sie mir leider nur noch sympathischer geworden. Weil sie eben nicht die verwöhnte Prinzessin ist, die ich immer in ihr gesehen habe.
Nein, im Gegenteil, sie ist ein starkes Mädchen, das sehr tapfer und stark sein musste und auch immer noch sein muss.
Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie schlimm es ist, wenn der eigene Vater sich umbringt.
Deswegen ist es mir jetzt umso wichtiger, Cassandra wieder aufzuheitern. Ich will und kann sie so nicht sehen.
"Schhh, ich bin ja da... Auch wenn ich ein totaler Idiot bin. Nein, mehr als das... Aber das weißt du ja viel besser als ich." Cassandra schluchzt an meiner Schulter und ich versuche sie irgendwie von ihrer Trauer abzulenken. "Los, schrei mich an. Wirf mir all die Beleidigungen an den Kopf, die ich verdient habe." Doch Cassandra schüttelt nur den Kopf.
Wieso? Tja, keine Ahnung. Ich hätte so viele böse Worte verdient, so beschissen wie ich mich ihr gegenüber aufführe.
"Wandle deine Trauer in Wut um. Das funktioniert, glaub mir.", versuche ich es erneut. Doch sie drückt ihr Gesicht stur nur noch fester an meine Brust und legt ihre Arme um meinen Hals, als ich sie von mir schieben möchte um sie ansehen zu können. Ich lache leise, weil sie mich in dem Moment so sehr an einen kleinen Klammeraffen erinnert und ziehe sie wieder an meine Brust. Jetzt lacht Cassandra auch, aber es ist so leise, dass ich es mir vielleicht auch nur eingebildet habe. Gott, mein Herz. So etwas wunderschönes habe ich schon lange nicht mehr gehört.
"Letzte Chance, Cass. Du weißt, ich würde es verdienen." Wie selbstverständlich benutze ich Cassandras Kosenamen. Doch sie schüttelt nur erneut ihren Kopf. "Na gut, dann halt nicht. Selber Schuld, die Chance wirst du nicht nochmal bekommen. In Zukunft bin ich kein so ein Arsch mehr zu dir, das verspreche ich." Das nehme ich mir fest vor. Wenn es schon nicht klappt, mich von Cassandra fernzuhalten, will ich wenigstens ein guter Freund für sie sein.
Cassandra hebt leicht ihren Kopf von meiner Schulter um mich anzusehen. "Meinst du das ernst?" Lächelnd schaue ich sie an. "Ja, das tue ich. Diesmal wirklich. Ich... ich mag dich, Cass, wirklich. Also, freundschaftlich natürlich. Ich weiß nicht was in mich gefahren ist, so doof zu dir zu sein."
Misstrauisch mustert Cassandra mich und erhebt sich dann schnell von meinem Schoß, auf dem sie zuvor saß. "Was für ein Zufall, dass du mir das ausgerechnet jetzt auftischst, wo ich dir von meiner Vergangenheit erzählt habe. Ich bin nicht dumm, weißt du?" Verwundert sehe ich zu ihr hoch. Was habe ich denn jetzt schon wieder falsch gemacht? "Was?" "Du hast mich schon verstanden. Ich bin nicht so blöd, dir das abzukaufen. Das ist doch nur ein Mitleidsbonus. Und genau deswegen wollte ich es niemandem erzählen. Ich brauch dein Mitleid nicht, verdammt!" Damit dreht sich Cassandra um und verschwindet wieder im Büro.
Wie ein begossener Pudel hocke ich also hier auf dem Boden und blicke ihr hinterher.
Natürlich, war das kein Mitleidsbonus, ich mag Cassandra, weil sie sie ist!
C A S S A N D R A
Ich schließe die Tür hinter mir und lehne mich von innen dagegen.
Ich glaub's nicht.
Aber, naja, was habe ich denn erwartet? Wenn Corbyn und ich uns mal für einen Moment verstehen, sind wir im nächsten schon gleich wieder zerstritten. Vielleicht ist das einfach so.
Vielleicht sind wir beiden einfach zwei Menschen, die sich nicht ausstehen können. Das gibts doch bestimmt.Und das macht mir auch gar nichts aus, denn ich mag Corbyn nicht. Im Gegensatz zu ihm, der mich anscheinend so sehr bemitleidet, dass er mir erzählen muss, er mag mich. Klar. Corbyn mag mich. Deshalb war er auch die ganze Zeit so bescheuert zu mir. Ich glaub's auch.
"Cassie? Was ist los?"
Oh, stimmt, ich habe ja ganz vergessen, dass ich wieder mit Jonah in einem Raum bin. Und ich stehe hier wie eine Bekloppte mitten im Raum und bin noch halb am Heulen.
Schnell wische ich mir über die Wangen, um die Tränen zu trocknen und streiche meine Haare glatt. "Nichts, ich..." , fange ich an, doch Jonah ist schon bei mir und legt mir die Hände auf die Schultern. "Ich bin nicht blöd, Cassie. Was ist passiert?" Ich seufze. "Ach, das Übliche. Stress mit Corbyn, was sonst." Wütend schlägt Jonah mit der Faust neben mir an die Tür. "Irgendwann bringe ich diesen Typen noch um, ernsthaft." Erschrocken blicke ich erst auf seine Hand, die nur Millimeter von meinem Arm entfernt auf der Tür aufgeschlagen ist, dann zu Jonah. "Hm?", mache ich verschreckt und blicke mit großen Augen zu ihm hoch. So wütend kenne ich Jonah gar nicht.
"Nein, natürlich nicht, das meine ich doch nicht ernst." Er nimmt seine verkrampfte Faust wieder von der Tür und streicht mir vorsichtig eine Haarsträhne aus dem Gesicht. "Tut mir Leid, ich wollte dich nicht erschrecken. Aber ich finde, langsam sollte Corbyn wirklich mal aufhören dir das Leben so schwer zu machen, deswegen bin ich gerade so... wütend geworden." Ich nicke nur. "Ach Cassie... ich bin trotzdem so froh, dass du hier bist."
Jonah beugt sich zu mir hinunter und streift meine Lippen kurz mit seinen. Nach einem Wimpernschlag entfernt er sich jedoch wieder so weit von mir, dass sich unsere Lippen nur Millimeter weit voneinander entfernt befinden. Ich spüre Jonahs warmen Atem auf meiner Haut als seine Lippen hauchzart über meine Mundwinkel streifen und von da aus immer weiter bis zu meinem Ohr wandern. Er verteilt überall an meinem Hals kleine Küsse, währenddessen streichen seine Finger an meinen Seiten entlang, bis sie schließlich an meiner Taille ruhen und seine Lippen wieder zurück zu meinem Mund gleiten.
Für einen Moment vergesse ich meine Sorgen und gebe mich Jonah voll und ganz hin.
Ungeduldig hebe ich mein Kinn ein wenig an und verbinde meine Lippen mit Jonahs, woraufhin er meinen Kuss sofort erwidert. Gerade als Jonahs Hand unter meinen (beziehungsweise seinen) Pullover verschwindet, geht plötzlich die Tür auf, von der wir uns vorher zum Glück entfernt hatten.
Natürlich wollte ich Jonahs Hand gerade wegschieben - wir sind hier schließlich immer noch in einem Büro - , aber als die Tür geöffnet wurde und Corbyn reinkam, fuhren Jonah und ich sowieso sofort auseinander.
"Oh, ähm, ich, sorry, ich... Bin schon wieder weg.", stammelt Corbyn und will schon wieder verschwinden, doch ich halte ihn zurück indem ich ihm hinterherrufe: "Nein, nein, wir... Du wolltest doch noch mit Jonah reden, ich gehe, du kannst bleiben." Ich nicke Jonah fragend zu, wie um ihn davon zu überzeugen, dass das okay ist und gleichzeitig zu fragen, ob er damit einverstanden ist. Er streicht mir nochmal durchs Haar und nickt dann widerwillig.
Zögernd dreht Corbyn sich wieder um und tritt einen Schritt zur Seite, damit ich an ihm vorbei durch die Tür gehen kann. Dabei kreuzt mein Blick seinen und sofort fallen mir seine immer noch geröteten Augen auf.
Stimmt, ich habe Corbyn in der Aufregung vorhin ja noch nicht mal gefragt, was eigentlich passiert ist.
Plötzlich fühle ich mich schuldig und halte für eine Sekunde inne, doch dann denke ich mir, dass ich ihn das auch noch nachher fragen kann, jetzt soll er erstmal mit Jonah reden.
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𝐈 𝐡𝐚𝐭𝐞 𝐲𝐨𝐮, 𝐈 𝐥𝐨𝐯𝐞 𝐲𝐨𝐮 || 𝐖𝐡𝐲 𝐃𝐨𝐧'𝐭 𝐖𝐞 𝐅𝐅
Fanfiction𝔼𝕤 𝕕𝕒𝕦𝕖𝕣𝕥 𝕝𝕒𝕟𝕘𝕖 𝕍𝕖𝕣𝕥𝕣𝕒𝕦𝕖𝕟 𝕒𝕦𝕗𝕫𝕦𝕓𝕒𝕦𝕖𝕟, 𝕊𝕖𝕜𝕦𝕟𝕕𝕖𝕟 𝕖𝕤 𝕫𝕦 𝕫𝕖𝕣𝕤𝕥ö𝕣𝕖𝕟 𝕦𝕟𝕕 𝕖𝕚𝕟 𝕘𝕒𝕟𝕫𝕖𝕤 𝕃𝕖𝕓𝕖𝕟 𝕖𝕤 𝕨𝕚𝕖𝕕𝕖𝕣 𝕙𝕖𝕣𝕫𝕦𝕤𝕥𝕖𝕝𝕝𝕖𝕟. **Erster Teil** -> Fortsetzung: "I hate that I love...