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Ich höre Schritte und drehe mich um, in der Erwartung Jonah und Dani zu sehen. Doch wer biegt stattdessen um die Ecke? Natürlich - Corbyn. Auch das noch.

Als er mich sieht, kommt er näher und grinst höhnisch. "Bad ist frei. Aber pass auf, dass du nicht wieder die Tür verfehlst, wer weiß wer dir als Nächstes halbnackt über den Weg läuft." Ich verdrehe genervt die Augen. "Haha." Ich will gerade von meinem inzwischen fertigen Nutellatoast abbeißen, da schnappt Corbyn es mir weg und beißt herzhaft hinein. "Oh, vielen Dank, das hätte aber nicht sein gemusst, ich hätte mir doch auch selbst Frühstück machen können. Obwohl - wenn man schon jemand weibliches im Haus hat, wieso nicht als Hausfrau einstellen? Aber morgen hätte ich das Frühstück gerne am Bett. Dann hättest du auch eine Ausrede meinen gutaussehenden Körper anzustarren." Vor Entgeisterung fällt mir die Kinnlade runter. Was fällt ihm ein, einfach mein Toast wegzuschnappen und so mit mir zu reden? Ich kneife wütend die Lippen zusammen und zische: "Du Arsch." Ohne ein weiteres Wort rausche ich an ihm vorbei aus der Küche. Dabei renne ich beinahe Jonah und meinen Bruder um, die gerade auch um die Ecke biegen wollten. Im letzten Moment kann ich noch ausweichen und will schon an ihnen vorbeieilen, da greift Jonah nach meinem Handgelenk. "Hey, was ist los?" Ich wische mir wütend eine Träne von der Wange, reiße mich von ihm los und renne die Treppe nach oben. "Sandra, warte!" Ich ignoriere Dani und Jonah, reiße die Tür zum Badezimmer auf und schließe hinter mir ab. Aufgewühlt lasse ich mich an der Tür hinunterrutschen und vergrabe den Kopf in den Händen. Was bitteschön hat Corbyn gegen mich? Habe ich ihm irgendwas getan?

Kurz darauf höre ich ein Klopfen und Jonah besorgt rufen? "Cassie? Was ist los?" Ich schluchze ohne zu reagieren weiter. "Komm schon, lass mich bitte rein. Ich will dir doch nur helfen." Ich bleibe weiterhin still, rappele mich jedoch hoch und gehe zum Waschbecken um mich im Spiegel zu betrachten. Aus meinen geröteten Augen strömen Tränen und laufen mir über das ganze Gesicht, was mich nur noch wütender macht. Verdammt, wieso muss ich denn jetzt auch noch heulen? Ich versuche sie irgendwie abzuwischen, doch es fließen immer weitere nach. "Cassandra, ich mache mir Sorgen, mach jetzt die Tür auf, sonst muss ich sie eintreten. Das meine ich ernst." Schweren Herzens schließe ich letztendlich doch auf, um Jonah rein zu lassen.

J O N A H

Als Cassie endlich die Badezimmertür öffnet, bricht es mir fast das Herz. Sie so zu sehen ist schlimm. Doch trotz der Tränen ist sie immer noch atemberaubend schön. Aus ihrem Dutt haben sich einige, golden schimmernde Strähnen gelöst und locken sich jetzt um ihr Gesicht. Ihre Augen haben jedoch ihr sonst so ansteckendes Funkeln verloren. Ich sage nichts, sondern schließe sie einfach nur wortlos in die Arme und streiche ihr beruhigend über den Rücken. Nach einer Weile frage ich: "Was ist passiert?" Sie schnieft noch einmal, richtet sich auf und wischt die Tränen weg. "Corbyn..." Ich werde hellhörig. Was hat Corbyn denn jetzt schon wieder für einen Mist gemacht? War gestern Abend nicht schon genug? "Was hat er gemacht?", frage ich mit zusammen gepresstem Kiefer. "Ich... ich weiß nicht, ich habe einfach nur das Gefühl, dass er mich hasst." Verwirrt schaue ich sie an. "Warum sollte er? Er kennt dich doch noch gar nicht richtig." Sie nickt aufgebracht. "Das ist es eben. Ich habe keine Ahnung. Was habe ich denn nur falsch gemacht?" Ich seufze und ziehe Cassie wieder an mich. "Du hast gar nichts falsch gemacht, Cassie.", murmele ich in ihr Haar.

In diesem Moment wird die Tür geöffnet. Ich schaue auf und sehe Daniel hereinkommen. Als er uns so eng zusammen sieht, verdunkelt sich sein Blick erst, dann kommt er beunruhigt näher. "Was ist passiert? Geht's dir gut, Sis?" Er gibt mir ein Zeichen, sie loszulassen und schweren Herzens löse ich mich von Cassie. Daniel nimmt ihre Hände in seine, schaut ihr besorgt in die Augen und schlingt dann seine Arme um sie. "Was ist passiert?", wiederholt er. Da Cassie nichts sagt, erkläre ich ihm die Situation. "Was glaubt Corbyn eigentlich wer er ist?!" Er lässt seine Schwester los und will schon aus dem Badezimmer zu Corbyn stürmen, aber ich halte ihn am Arm zurück. "Daniel, tu jetzt nichts Unüberlegtes." Er dreht sich um und schaut mich wütend an. "Sagt genau der richtige. Du bist es doch, der sich einfach ohne zu überlegen an meine Schwester ranmacht. Du bist es, der keine Minute lang seine Finger von ihr lassen kann." Ich starre ihn empört an. "Was?! Spinnst du jetzt?!" Er schnaubt verärgert. "Ist doch so! Jedes Mal wenn ich euch beide zusammen sehe, hast du deine Hände irgendwo an ihr dran." Ich schüttele entgeistert den Kopf, da mischt sich Cassie ein. "Könnt ihr Beiden bitte einfach aufhören und dieses Bad verlassen? Ich kann so was gerade echt nicht gebrauchen." Entschuldigend schaue ich sie an. "Natürlich, tut uns Leid. Wenn du irgendwas brauchst, sag bitte Bescheid." Damit trete ich in den Flur, dränge Daniel auch mit raus und schließe die Tür hinter uns. Mit einem letzten genervten Blick zu Daniel drehe ich mich um und verschwinde in mein Zimmer.

C A S S A N D R A

Als die Beiden endlich draußen sind, will ich mich gerade ausziehen um unter die Dusche zu steigen, da geht die Tür schon wieder auf. Ich habe vergessen wieder abzuschließen. Genervt drehe ich mich um. In der Tür steht ein verschlafener Zach. Zum Glück habe ich meine Klamotten noch an. Zach tapst, seine Augen reibend, zum Klo, ohne mich zu bemerken. Ich kann nicht anders, ich kichere leise.

Sofort reißt Zach seine Augen auf und entdeckt mich. Ihm entfährt ein erschrockener Laut. "Gott, hast du mich erschrocken, Cash." Cash? Okay, das ist definitiv der beste Name. "Na ja, vielleicht hättest du erst einmal anklopfen oder die Augen aufmachen sollen bevor du ins Bad kommst.", lache ich und füge schnell noch "Herron." hinzu. Verwirrt zieht Zach seine Augenbrauen hoch. "Herron?" "Cash?", erwidere ich. Er grinst ergeben. "Ja, sorry, ich hab erst gedacht Cass wäre gut, aber das ist viel zu langweilig. Ich habe für alle außergewöhnliche Namen. Jonah ist Joannah, Daniel Daniela, Jack Jacksie, Corbyn Corbynia und du bist eben nicht Cass sondern Cash." Überrascht auflachend schaue ich ihn an. "Meinst du mit außergewöhnlich vielleicht geschlechtsverändernd? Du hast alle Jungs zu Mädchen gemacht... Und mich zu... Bargeld." Ich kichere und Zach fällt mit in mein Lachen ein. Dann stoppt er plötzlich. "Warte mal, was ist los? Hast du etwa geweint?" Er kommt besorgt auf mich zu. "Ach, das passt schon, ist nicht so schlimm. Ich habe nicht vor, wieder damit anzufangen." Doch Zach ignoriert das und nimmt mich einfach nur wortlos in die Arme. Ich lasse mich ergeben in seine Umarmung sinken und sofort spüre ich wieder die Tränen in meinen Augen aufsteigen. "Willst du darüber reden?" Ich schüttele den Kopf. "Ich habe das Gefühl, dass ich sonst gleich wieder losheule. Ich brauche einfach nur Ablenkung." Zach nickt verständnisvoll. "Okay, aber du weißt, dass du immer mit allem zu mir kommen kannst, oder? Ich bin ein guter Zuhörer." Ich schiebe Zach ein Stück von mir weg um ihm ins Gesicht sehen zu können. Dankbar lächele ich ihn an. "Danke, ich werds mir merken." Er grinst schief und seine Augen fangen an aufgeregt zu funkeln. "Du hast gesagt du brauchst Ablenkung. Wie wärs mit Taco Bells? Ich frage Jack ob er auch mit will." Von seiner Begeisterung angesteckt blinzele ich die Tränen weg und sage: "Okay, aber ich will noch kurz duschen, ich bin in einer halben Stunde unten." Zach nickt zufrieden, lässt mich los und verlässt das Bad.

𝐈 𝐡𝐚𝐭𝐞 𝐲𝐨𝐮, 𝐈 𝐥𝐨𝐯𝐞 𝐲𝐨𝐮 || 𝐖𝐡𝐲 𝐃𝐨𝐧'𝐭 𝐖𝐞 𝐅𝐅Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt