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*Flashback*

Corbyn sieht so aus als würde er einen, ihn innerlich zerreißenden Kampf mit sich selbst austragen, als er seinen Blick für einige Sekunden über mein Gesicht gleiten lässt.

Mit dem was dann passierte, hätte ich nie im Leben gerechnet.

*Flashback Ende*

Vorab möchte ich allerdings noch etwas klarstellen:

Würde ich behaupten, im nächsten Moment nicht gewusst zu haben, was passieren wird, würde ich lügen. Es gibt einige Ausreden, weshalb ich es trotzdem habe geschehen lassen:
1. Ich konnte nicht schnell genug reagieren.
2. Ich konnte nicht ausweichen, weil sich hinter mir eine Wand befand.
3. Corbyn hat mich festgehalten, sodass ich mich nicht wehren konnte.

Aber keine einzige Aussage davon entspricht der Wahrheit. Es sind einfach nur Ausreden, die ich innerlich immer und immer wieder wiederhole, damit ich mir den wahren Grund nicht eingestehen muss. Ich wollte nicht reagieren, ich hätte ausweichen können und Corbyn hat mich auch nicht festgehalten. Nein, nichts vom oben genannten stimmt. Nichts.

Denn ich wollte, dass es passiert.

Ich wollte es.

Das, und auch wirklich nur das, ist die Wahrheit.

Auch wenn ich sie mir nicht eingestehen will.

Jetzt, wo das geklärt ist, kann es auch weitergehen:

Corbyn presst seine Lippen zusammen und schließt verzweifelt die Augen.

Ich habe keine Ahnung wieso ich immer noch bei ihm stehe, statt einfach wegzugehen.

Doch im nächsten Moment öffnet Corbyn seine Augen wieder und ist mit einem großen Schritt bei mir. Sein Blick gleitet ein letztes Mal über mein Gesicht, dann überwindet er auch die letzten Zentimeter, die uns trennen und legt sanft seine Lippen auf meine.

Überwältigt bleibe ich stocksteif stehen und rühre mich nicht von der Stelle.

Corbyns Hände streichen über mein Gesicht, meine Arme entlang und über meinen Rücken, wo sie letztendlich an meiner Taille liegen bleiben. Obwohl sie jetzt an meinen Seiten ruhen, spüre ich Corbyns Hände immer noch überall auf mir, als hätten sie eine brennende Spur hinterlassen.

In meinem Kopf ist nichts als Leere. Weder erwidere ich den Kuss, noch ziehe ich mich zurück. Ich stehe einfach nur da, überwältigt von dem Gefühl von Corbyns Lippen auf meinen. Zunächst ist sein Kuss vorsichtig, doch dann bewegen sich seine Lippen immer verzweifelter, als würde er mich dazu bewegen wollen, ihn auch zu küssen - doch das tue ich nicht.

Denn ich bin viel zu überwältigt. Überwältigt von meinen Gefühlen. Denn obwohl ich weiß, dass es falsch ist, wehre ich mich nicht. Obwohl ich weiß, dass es falsch ist, stoße ich Corbyn nicht von mir, schreie ihn nicht an.Ich weiß, wie falsch es ist, aber ich unternehme trotzdem nichts dagegen.

Aber das ist noch gar nicht das schlimmste. Nein, das ist es nicht.

Das schlimmste ist, wie sich dieser Kuss anfühlt.

So richtig. Er fühlt sich richtig an. Obwohl er doch eigentlich falsch ist. So falsch.

Als mein Gehirn sich endlich wieder einschaltet, fällt mir Jonah ein. Und Christina. Die Erinnerungen stürzen wie ein Wasserfall auf mich ein. Sofort stoße ich Corbyn von mir und bringe genügend Abstand zwischen uns.

Corbyn steht da, seine Lippen leicht geöffnet und schaut mich einfach nur an. Traurig. Verletzt. Enttäuscht. Überrascht - überrascht von sich selbst. Seine Nasenflügel beben, als er zitternd einatmet.

Ich schaffe es nicht mal ihn anzuschreien. Ihn anzuschreien, was zur Hölle das sollte. Zu schreien, warum er das getan hat. Was er sich dabei denkt.

Ich schaffe es nicht.

Denn ich bin kein Stück besser als er. Ich habe es geschehen lassen.

Weil es sich richtig angefühlt hat, aber das war es nicht. Das war es einfach nicht.

Denn ich habe einen Freund. Noch dazu Jonah, Corbyns Kumpel. Jonah, den besten Freund den man sich wünschen kann. Jonah, den süßesten Jungen, den ich kenne. Jonah Marais.

Und Corbyn hat Christina. Die er unendlich liebt.

Und trotzdem. Trotzdem hat es sich so richtig angefühlt.

𝐈 𝐡𝐚𝐭𝐞 𝐲𝐨𝐮, 𝐈 𝐥𝐨𝐯𝐞 𝐲𝐨𝐮 || 𝐖𝐡𝐲 𝐃𝐨𝐧'𝐭 𝐖𝐞 𝐅𝐅Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt