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Den Koffer hinter mir her schleppend folge ich Bell die Treppe runter. Mann mann mann, was hat die da nur alles reingequetscht? Der ist ja noch schwerer als meine drei zusammen und das obwohl ich eigentlich geplant hatte, viel länger zu bleiben als nur die eine Woche, die Bell gerade mal da war. Aber gut, sie fliegt von hieraus ja auch gleich weiter nach Italien um über Weihnachten bei ihren Eltern zu sein. Trotzdem, der Koffer ist eindeutig zu schwer für mich.

Mit einem letzten Ächzen stelle ich ihn auf dem Boden ab und ziehe ihn dann weiter hinter mir her in den Eingangsbereich, wo sich schon alle Jungs versammelt haben um Bell zu verabschieden. "Gruppenumarmung!", ruft Zach begeistert, eilt auf Bell zu und legt seine Arme um sie. Lächelnd schließe ich mich ihm an und umarme Bell von der Seite. "Kommt schon, Jungs, beeilt euch mal ein bisschen, ihr Flieger geht gleich und ihr wollt doch nicht etwa unsere wundervolle Gruppenumarmung verpassen, oder?", ruft Zach den anderen über die Schulter zu, nur um sich daraufhin gleich wieder glücklich lächelnd an Bell zu drücken. Lachend kommen auch Jonah, Jack, Daniel... und Corbyn zu uns.

Corbyn stellt sich direkt neben mich und legt seinen Arm um meine Taille, als wäre alles gut zwischen uns. Als hätte ich mir das gestern auf der Party alles nur eingebildet. Als hätte er sich nicht über meinen toten Dad lustig gemacht, einfach nur um mir weh zu tun.

Durch Corbyns Nähe steigt mir der Duft seines Parfums in die Nase, was mich sofort wieder in die Abstellkammer, und alles was dort... nun ja... "passiert" ist, zurückversetzt. Angespannt halte ich die Luft an, zwinge mich daraufhin jedoch sofort wieder dazu ganz normal weiterzuatmen, um Corbyn nicht den Gefallen zu tun mich immer wieder durch seine bloße Anwesenheit aus der Fassung bringen zu können. Einfach nicht daran denken, das alles ist morgen früh sowieso vorbei.

"So leid es mir auch tut, Leute, ich muss jetzt wirklich los wenn ich meinen Flieger nicht verpassen will.", entschuldigt Bell sich zerknirscht und windet sich aus unserer Umarmung. Eilig zieht sie Corbyn am Arm etwas zur Seite. Sie wechselt leise ein paar Worte mit ihm, was ich misstrauisch zur Kenntnis nehme. Corbyns Blick huscht für einen Augenblick zu mir, dann schaut er wieder Bell an und nickt. Worüber reden die beiden nur?

Bevor ich mir weiter den Kopf darüber zerbrechen kann kommt Bell zu mir rüber. "Worüber habt ihr geredet?", frage ich sofort neugierig. "Nichts worüber du dir Sorgen machen müsstest, mia cara.", versichert sie mir und legt beruhigend eine Hand auf meinen Arm. "Wenn du das sagst...", erwidere ich unsicher. "Vertrau mir.", beruhigt Bell mich lächelnd und zieht mich zum Abschied nochmal kurz in ihre Arme. "Und vergiss nicht auf dein Herz zu hören, versprich mir das, ja?" Ich nicke lächelnd. "Mach dir keine Sorgen, Bell." "Ich doch nicht.", erwidert Bell grinsend, nimmt dann ihre beiden Koffer und verschwindet mit einem letzten Lächeln in unsere Richtung durch die Tür.

"Oh bella ciao, bella ciao, bella ciao ciao ciao...", singt Zach leise und schaut ihr traurig nach. "Hat sich da etwa jemand in meine beste Freundin verguckt, Herron?", frage ich lachend und stoße ihn freundschaftlich in die Seite. "Nein. Sie ist einfach nur ein unglaubliches Mädchen, deshalb wundert es mich auch nicht, dass ihr zwei beste Freundinnen seid.", erwidert Zach lächelnd und zwinkert mir zu.

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"Habt gerade noch wer so Bock auf Asiatisch?", fragt Jack und schaut in die Runde. "Asiatisch geht immer.", stimme ich ihm lächelnd zu, woraufhin er mir grinsend ein Highfive gibt.

"Ich dachte wir könnten vielleicht mal alle zusammen was kochen?", fragt Dani hoffnungsvoll und fügt schnell noch hinzu: "Meinetwegen auch Asiatisch?" "Ja, lasst uns alle zusammen kochen! Ich kanns zwar nicht, aber hey, Cash wird mir bestimmt liebend gern helfen, nicht wahr?", fragt Zach begeistert und legt mir grinsend einen Arm um die Schultern. "Wenn du schon so lieb fragst, klar.", lache ich.

"Was haltet ihr davon?", fragt Dani an Jonah, Jack und Corbyn gewandt. "Klar, warum nicht?", meint Jonah begeistert, woraufhin Corbyn und Jack auch nicken.

"Na dann auf geht's.", freut Dani sich und reibt sich grinsend die Hände.

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"Mein Gott, Herron, ich hab dir doch gesagt, dass das Wasser heiß ist!", lache ich als Zach erschrocken aufschreit weil er eine Nudel aus dem kochend heißen Wasser holen wollte um zu testen ob sie schon fertig sind - mit den bloßen Fingern. "Aber doch nicht so heiß!", wimmert Zach und pustet wie verrückt auf seine Finger. "Tja, wer nicht hören will muss fühlen.", grinse ich, drehe aber trotzdem schnell das Wasser auf, damit er seine Hand unter den eiskalten Wasserstrahl halten kann. Erleichtert seufzt Zach auf.

Lächelnd schüttele ich den Kopf und mache mich dann wieder daran, die Karotten zu schneiden. Jonah steht neben mir und versucht sich gerade am Brokkoli. "Warte, du musst eigentlich nur die kleinen Dinger hier oben abschneiden, damit die Stücke nicht zu groß werden.", stoppe ich Jonah, der dabei ist den ganzen Brokkoli in nur vier Stücke zu zerteilen. "Stimmt, das ist logisch.", gibt er lachend zu, drückt mir einen Kuss auf die Stirn und lächelt stolz. "Meine kleine Köchin." Grinsend wende ich mich wieder den Karotten zu.

Mein Bruder hilft Corbyn währenddessen beim Anbraten des Tofus - zum Glück haben die Jungs sich dazu überreden lassen, das Ganze vegetarisch zu machen - und filmt ab und zu ein paar Szenen für die Insta-Story der Band während Jack das Ganze Geschehen "moderiert".

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Genervt versuche ich an die verdammten Chiliflocken dranzukommen, doch ich bin einfach zu klein. Komm schon, nur noch ein paar Zentimeter, das muss doch wohl möglich sein. Aber nein, ist es nicht. Frustriert lasse ich meinen Arm wieder sinken.

"Warte, ich helfe dir.", ertönt plötzlich Corbyns Stimme hinter mir und gleich darauf spüre ich seinen Körper, der meinen leicht streift als er sich nach den Chiliflocken ausstreckt. Wie erstarrt halte ich die Luft an und traue mich nicht, mich auch nur einen Millimeter zu bewegen. Er stellt die Chiliflocken neben mich auf die Theke und bleibt eine Sekunde zu lang so nah bei mir stehen. Ruckartig drehe ich mich um und bringe ausreichend Abstand zwischen uns.

"Ich muss euch was sagen.", meine ich an die anderen gewandt und streiche mir nervös die Haare aus der Stirn. Denn ich werde das hier keinen Moment länger aushalten.




𝐈 𝐡𝐚𝐭𝐞 𝐲𝐨𝐮, 𝐈 𝐥𝐨𝐯𝐞 𝐲𝐨𝐮 || 𝐖𝐡𝐲 𝐃𝐨𝐧'𝐭 𝐖𝐞 𝐅𝐅Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt