Nachdem Jack die Tür abgeschlossen hat, umgibt Corbyn und mich vollkommene Dunkelheit. Stumm kaue ich auf meiner Unterlippe herum und warte darauf, dass irgendetwas passiert - was auch immer.
Als ein paar Augenblicke verstrichen sind ohne dass einer von uns beiden etwas gesagt oder getan hat, ergreift Corbyn das Wort. "Wollen wir jetzt die ganzen sieben Minuten hier stehen und uns anschweigen, oder...?" Ich räuspere mich. "Oder...?" "Ich weiß nicht, oder... reden?" Ich nicke, was unnötig ist, da - wie mir im nächsten Moment einfällt - Corbyn das natürlich nicht sehen kann. "Also?" "Ja. Fang du an." Corbyn seufzt. "Okay. Ich...", fängt er an, bricht aber wie sonst auch immer sofort wieder ab.
Jetzt bin ich es, die seufzt. "Corbyn, komm schon. Sag es doch einfach - was auch immer du die ganze Zeit schon loswerden willst. Das ganze hier bringt sonst nichts." Corbyn gibt nur einen undefinierbaren Laut von sich und verfällt daraufhin wieder in Schweigen. Fassungslos schüttele ich den Kopf. "Okay. Wenn unsere Unterhaltung so aussieht, dann können wir das mit dem Reden auch gleich lassen."
Erst denke ich, Corbyn sagt wirklich nichts mehr, doch anscheinend habe ich mich geirrt. "Vielleicht will ich ja auch gar nicht reden.", meint er leise, wobei sich seine Stimme plötzlich total heiser anhört. Verzweifelt schließe ich meine Augen und atme tief durch. "Na schön, dann eben nicht."
Ich habe schon damit abgeschlossen, die nächsten 7 Minuten meines Lebens mit nichts zu verbringen, da spüre ich auf einmal eine leichte Berührung an meiner Taille. Sofort spanne ich mich an. "W-Was wird das?" Ich spüre wie Corbyn langsam an meiner Seite entlang fährt. "Keine Ahnung. Reden schon mal nicht.", flüstert er rau und umfasst nun auch mit seiner anderen Hand meine Taille.
Mein Herz bleibt kurz stehen und schlägt gleich darauf mindestens doppelt so schnell und bestimmt auch doppelt so laut weiter. Erstarrt stehe ich da und warte. Warte auf den nächsten Schritt, wie auch immer dieser aussehen mag...
Für einen Wimpernschlag streichen Corbyns Lippen über meine. Ich keuche leise auf. "Cass, ich... ich kann nicht mehr...", haucht er, nur wenige Millimeter von meinen Lippen entfernt, und klingt dabei als würde ihm irgendetwas Höllenqualen bereiten.
Das ist zu viel für mich. In diesem Moment legt sich in meinem Kopf ein Schalter um, schaltet meinen Verstand ab und lässt mich mit Corbyn allein in dieser winzigen, dunklen Abstellkammer. Wahrscheinlich keine gute Idee, aber jetzt ist es sowieso zu spät.
Als ich nach Corbyns T-Shirt taste und ihn daran näher an mich heranziehe höre ich, wie Corbyn einen erleichterten und zugleich verzweifelten Laut von sich gibt. Meine Lippen finden seine und legen sich ungeduldig auf sie, woraufhin sich Corbyns Griff um meine Taille verstärkt und er mich nach hinten drängt bis ich an eine Wand stoße. Seine Hände wandern an meinen Seiten hinauf und streichen über meinen Rücken während er, nach mehr verlangend, die Lippen öffnet und mit seiner Zunge über meine Unterlippe fährt. Ich öffne meinen Mund und umspiele seine Zunge mit meiner, was Corbyn leise aufstöhnen lässt.
Gott, das fühlt sich so gut an, ich will nie wieder damit aufhören.
Meine Finger fahren von Corbyns Hals über seine Brust zu seinen Bauchmuskeln, die sich unter meiner Berührung anspannen. Corbyn beißt vorsichtig auf meine Unterlippe, legt seine Hand unter mein Kinn und drängt sich noch enger an mich.
Ich tauche immer tiefer in den Kuss ein und schwebe dabei gefühlt immer höher. Meine Lippen brennen und mein Bauch fühlt sich an, als würde die ganze Welt darin in Flammen stehen - aber es ist ein angenehmes Gefühl nach dem ich von der ersten Sekunde an süchtig bin. Und obwohl ich keine Luft bekomme bin ich nicht außer Atem, denn Corbyn ist wie Sauerstoff für mich, so seltsam es klingt - ich kann nicht genug von ihm bekommen.
Als Corbyn sich langsam zurückziehen will, dränge ich meinen Körper gegen seinen und folge seiner Bewegung. "Cass...", haucht er leise und streicht noch einmal liebevoll über meine Lippen, dann zieht er sich endgültig zurück.
Ich lasse meine Augen geschlossen, bleibe nah bei Corbyn stehen und spüre dem kribbelnden Gefühl in jeder einzelnen Zelle meines Körpers nach. Wow. Ich hatte ja keine Ahnung wie... wie atemberaubend schön ein Kuss sein kann.
"Ich muss doch noch über etwas mit dir reden." Langsam öffne ich meine Augen und fahre mit einem Finger über Corbyns Brustmuskeln. "Klar.", flüstere ich heiser. Sanft, aber bestimmt hält Corbyn meine Hand fest. "Wirklich." Widerstrebend lasse ich von ihm ab.
Tief atmet Corbyn durch und erklärt dann gepresst: "Okay. Dieser... Dieser Kuss vorhin. Der hat nichts bedeutet. Er hat nur wegen dem Spiel stattgefunden." Ich schlucke und trete einen kleinen Schritt von ihm weg. Natürlich war der Kuss vorhin nur Teil eines Spiels, das ist ja klar. Aber in meinem Kopf schwirrt nur eine einzige Frage herum. "Was... was ist mit diesem Kuss?" Corbyn antwortet nicht sofort. Dann sagt er mit emotionsloser Stimme: "Dieser hier natürlich genauso."
Sofort schießen mir Tränen in die Augen. Tränen der Wut.
Ich entreiße ihm meine Hand und stoße ihn mit aller Kraft von mir. Weil es hier drin so eng ist, stößt Corbyn rumpelnd gegen das Regal hinter ihm, gibt allerdings keinen Mucks von sich.
"Was hast du denn erwartet? Dass wir hier drin stehen und reden?" Corbyn lacht. Er lacht ein kaltes, gefühlloses Lachen, das ich noch nie in meinem Leben gehört habe. Das ich auch nie wieder in meinem Leben hören will, denn es widert mich an. Es widert mich so sehr an. Wie kann man in so einer Situation nur lachen?
"Bei solchen Spielen redet man nicht. Mal macht miteinander rum und es bedeutet rein gar nichts." Corbyn seufzt und fährt dann belustigt fort: "Glaubst du etwa wirklich, dass Jonah nur geredet hat mit Laura? Wach auf, Cassandra. Wach aus deinem rosa Flausche-Traum aus, in der die ganze Welt aus Zuckerwatte und Popcorn besteht und in der du die süße, kleine Eisprinzessin bist, die von allen geliebt wird. So funktioniert das Leben nicht. Man sollte meinen, das hättest du inzwischen verstanden, mit deinem Dad und so. Ach nein, ohne deinen Dad, sorry."
Sprachlos weiche ich noch weiter zurück bis ich wieder an die Wand stoße. In meiner Brust breitet sich eine eisige Kälte aus, die meine Gefühle betäubt und meine Tränen gefrieren lässt.Mit dieser Person, die vor mir steht will ich nie wieder etwas zu tun haben. Nie wieder. Er kann mich so viel beleidigen wie er will, aber Witze über meinen Vater zu machen ist nicht in Ordnung.
Wie kann man sich so sehr in einer Person täuschen? Wie kann Corbyn mich im einen Moment noch so küssen, als wäre ich das Einzige auf der Welt für ihn, und mich im nächsten mit Worten schlagen? Denn das hat mich mehr verletzt als ein Schlag ins Gesicht.
"Wie kann man nur so... so herzlos sein?", stoße ich angewidert aus. Corbyn schnaubt. "Ich sage nur die Wahrheit, du kleine Dramaqueen. Du solltest mir eigentlich dankbar dafür sein, dass ich dir kostenlosen Aufklärungsunterricht gebe." Ich presse meinen Kiefer so fest aufeinander, dass ich schon fast meine, ein Knacken wahrzunehmen.
"Ich hasse dich."
Diese drei kleine Worte habe ich noch nie in meinem Leben gesagt, oder zumindest noch nie ernst gemeint.
Es gibt wohl für alles ein erstes Mal.
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𝐈 𝐡𝐚𝐭𝐞 𝐲𝐨𝐮, 𝐈 𝐥𝐨𝐯𝐞 𝐲𝐨𝐮 || 𝐖𝐡𝐲 𝐃𝐨𝐧'𝐭 𝐖𝐞 𝐅𝐅
Fanfiction𝔼𝕤 𝕕𝕒𝕦𝕖𝕣𝕥 𝕝𝕒𝕟𝕘𝕖 𝕍𝕖𝕣𝕥𝕣𝕒𝕦𝕖𝕟 𝕒𝕦𝕗𝕫𝕦𝕓𝕒𝕦𝕖𝕟, 𝕊𝕖𝕜𝕦𝕟𝕕𝕖𝕟 𝕖𝕤 𝕫𝕦 𝕫𝕖𝕣𝕤𝕥ö𝕣𝕖𝕟 𝕦𝕟𝕕 𝕖𝕚𝕟 𝕘𝕒𝕟𝕫𝕖𝕤 𝕃𝕖𝕓𝕖𝕟 𝕖𝕤 𝕨𝕚𝕖𝕕𝕖𝕣 𝕙𝕖𝕣𝕫𝕦𝕤𝕥𝕖𝕝𝕝𝕖𝕟. **Erster Teil** -> Fortsetzung: "I hate that I love...