Doch das kann ich nicht zulassen.
Eilig verlasse auch ich das Musikzimmer und laufe Jonah mit großen Schritten hinterher. "Jonah!", rufe ich um ihn zu stoppen, doch er ignoriert mich und läuft weiter. "Bitte, warte!", versuche ich es nochmal - ohne Erfolg. Ich beschleunige meine Schritte und erreiche Jonah nur mit Mühe bevor wir an der Treppe, die ins Wohnzimmer führt, ankommen. Entschlossen greife ich nach seiner Hand um ihn am Weitergehen zu hindern, doch er entreißt sie mir ohne sich umzudrehen wieder. Bedrückt lasse ich meinen Arm wieder sinken.
"Jonah, bitte hör mir zu. Ich weiß, ich habe Mist gebaut aber können wir wenigstens darüber reden?", frage ich ihn bittend, auch wenn ich wenig Hoffnung habe. Doch tatsächlich wendet er sich im nächsten Moment doch genervt in meine Richtung um. "Ich habe keine Lust zu reden, Cassandra! Wo warst du gestern Nacht? Wo warst du heute früh? Wo warst du gerade eben die ganze Zeit? Da hätten wir reden können. Aber du hast ja geschlafen. Du bist ja zu irgendeinem verdammten Freund geflüchtet. Du hast dich ja in deinem Zimmer verkrochen." Still mustert er mich. "...Wahrscheinlich sogar noch mit Corbyn, würde mich inzwischen zumindest nicht mehr wundern." Tja, damit hat er es mal wieder ins Schwarze getroffen. Und das erkennt er anscheinend auch schon wieder sofort an meiner Körpersprache oder woran auch immer, denn gleich darauf schüttelt er enttäuscht und verletzt zugleich den Kopf und wendet seinen Blick von mir ab.
Verzweifelt versuche ich, das alles wieder geradezubiegen. "Es war nicht das, was du jetzt wahrscheinlich denkst! Wir haben nur... geredet, und... und..." Ja was haben wir denn gemacht? Geredet und...? Ich habe mich übergeben nachdem Corbyn mir gestanden hat, dass er mich etwas zu sehr mag, und bin dann im Bad in seinen Armen eingeschlafen? Super, das beruhigt Jonah bestimmt total. "Hör einfach auf. Du machst alles nur noch schlimmer.", unterbricht Jonah mein Gestammel traurig. Resigniert presse ich meine Lippen aufeinander.
"Weißt du, Cassandra, ich verstehe es einfach nicht. Wieso hast du dich überhaupt mit mir abgegeben und so getan als würdest du Corbyn hassen anstatt einfach von Anfang an zuzugeben, dass da was zwischen euch ist?" Entgeistert starre ich Jonah an. "Ich habe mich mit dir abgegeben weil ich dich liebe, Jonah!" Wütend fährt er zu mir herum. "Das ist doch Bullshit! Sag so einen Scheiß nicht wenn es nicht stimmt!" Verzweifelt blicke ich zu ihm auf. "Aber es ist die Wahrheit." Schnaubend schüttelt Jonah seinen Kopf. "Genau das ist dein verdammtes Problem. Du hast keine Ahnung was du fühlst. Du weißt nicht ob du Liebe fühlst oder einfach nur Freundschaft. Oder Hass. Oder was auch immer. Werde dir darüber klar, dann können wir nochmal reden. Aber davor hat das alles hier keinen Sinn." Und schon wieder trifft er mitten ins Schwarze. Er hat ja so Recht.
"Wir hätten uns das Ganze hier ersparen können. Diese Wut. Diese Enttäuschung. Diesen gottverdammten Schmerz wenn eine Beziehung auseinanderbricht." Bei seinen letzten Worten treten mir Tränen in die Augen. Unsere Beziehung soll nicht enden. Nicht schon nach so kurzer Zeit. Und vor allem nicht auf diese Weise. "Ich weiß! ...Ich weiß. Es tut mir so unendlich Leid, das musst du mir glauben." Mir ist klar, dass ich mit Entschuldigungen nichts ungeschehen machen kann, aber ich will, dass Jonah weiß, wie sehr mir das alles hier Leid tut. "Das tue ich, aber es ist nun mal wie es ist. Wir sollten das Ganze hiermit beenden. Morgen fliegst du sowieso nach Hause, dann sehen wir uns für eine Weile nicht und du hast Zeit zum Nachdenken. Und wenn du dann rausgefunden hast, was du wirklich fühlst, wird es dir besser gehen." Mit gesenktem Blick murmelt er so leise, dass ich mich auch genauso gut verhört haben könnte: "Und Corbyn wahrscheinlich auch..." Jonah hebt seinen Blick wieder, schaut mich ein letztes Mal schmerzerfüllt an, blinzelt und verschwindet dann endgültig nach oben.
Erst jetzt bemerke ich, dass mir heiße Tränen über die Wangen strömen.
Benommen lasse ich mich an der Wand hinuntergleiten, ziehe meine Beine an die Brust und lege den Kopf auf den Knien ab.
Ich kann nicht mehr.
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"Cassis?", höre ich Jacks besorgte Stimme. Müde hebe ich meinen Kopf und erblicke Jack, der gerade die Treppe runter kommt. Bei mir angekommen hockt er sich sofort neben mich. Ich versuche nicht mal meine Tränen wegzuwischen, dazu habe ich erstens keine Kraft und zweitens ist es dafür sowieso zu spät. "Was ist passiert?", fragt er und mustert mich eingehend. Abblockend schüttele ich nur den Kopf. "Ich will einfach nur nach Hause."
Seufzend lehnt auch Jack sich an die Wand, lässt mich allerdings keine Sekunde aus den Augen. "Sind wir etwa wirklich so schlimm?" Meine Mundwinkel zucken einen Millimeter nach oben. "Irgendwie schon, ja. Zumindest zwei von euch." Obwohl Jonah ja eigentlich nicht wirklich etwas für das Ganze hier kann. Zumindest hat er nicht bewusst etwas dazu beigetragen. "Lass mich raten: Corbyn und Jonah.", erwidert Jack zerknirscht. "Woher weißt du das nur?", frage ich sarkastisch und blicke ihn von der Seite an. Er grinst. "Ich bin ein Magier, wusstest du das etwa noch nicht?" Und noch ein Millimeter.
"Aber mal ernsthaft. Wieso muss alles so kompliziert sein? Kann ich nicht einfach nur mit euch befreundet sein? Ohne Hass, ohne Liebe, ohne Eifersucht, ohne irgendwelche doofen Intrigen?", frage ich und starre dabei die weiße Wand mir gegenüber an. "Tja, man kann sich seine Gefühle eben nicht aussuchen." Ich seufze. "Wäre aber schön." "Aber auch langweilig irgendwie. Stell dir mal vor du würdest jeden mögen und jeder mag dich.", gibt Jack zu bedenken, doch ich zucke nur mit den Schultern. "Oder stell dir mal vor du könntest dir aussuchen in wen du dich verliebst. Das wäre doch schrecklich!", versucht Jack mich von seiner Sichtweise zu überzeugen. Ich hebe meine Augenbrauen. "Wieso? Es wäre viel entspannter." Entgeistert schaut Jack mich an. "Aber... nein! Nein, wäre es nicht! Es wäre auf jeden Fall schrecklich!" Jetzt bildet sich tatsächlich ein winziges Lächeln auf meinen Lippen. "Warum?" "Weil das keine richtige Liebe wäre." "Es wäre eine Liebe ohne gebrochene Herzen, ohne Drama, ohne Hass, ohne Fremdgehen, ohne Eifersu-", fange ich sofort an alle Vorteile aufzuzählen, werde jedoch von einem entgeisterten Jack unterbrochen. "Aber das gehört doch alles zur Liebe und zum Leben dazu! Was wäre ein Leben ohne mindestens ein gebrochenes Herz? Dadurch merkt man doch erst wie wertvoll und wunderschön eine Beziehung ist." "Und wie beschissen eine Trennung.", füge ich betrübt hinzu.
"Manchmal ist diese eine Person eben nicht die richtige, auch wenn man es sich vielleicht wünschen würde." Ich blicke Jack von der Seite an. Wo hat er nur diese Weisheit her?
Eine Weile ist es ruhig und wir hängen einfach nur unseren Gedanken nach, dann fragt Jack in die Stille hinein: "Es ist Corbyn, stimmt's?" Verwundert schaue ich ihn an. "Corbyn ist was?" Jack erwidert meinen Blick ohne mit der Wimper zu zucken. "Du magst ihn. Mehr als nur freundschaftlich." Schnell wende ich mich wieder von ihm ab. Verdammt. "Das ist okay, Cassandra." Ich schüttele energisch meinen Kopf. "Es ist scheiße." "Nein, ist es nicht. Es ist, wie es ist. Und das ist gut so.", erwidert Jack eindringlich. Ich schließe meine Augen und lasse meinen Kopf erschöpft gegen die Wand sinken. "Es hat Jonah und mich auseinandergebracht." "Dann sollte es nicht sein. Es wollte sein, aber es sollte nicht." Traurig nicke ich.
Ja, es wäre perfekt gewesen.
Ja, es wäre wunderschön gewesen.
Ja, es wäre richtig gewesen.
Aber manchmal verschiebt sich das richtig eben und ist plötzlich doch nicht mehr so perfekt und wunderschön, sondern irgendwie falsch.
A/n:
Hey Leute :)
Wie kommt ihr so mit dem "Online-Unterricht" klar, schicken euch eure Lehrer auch nur noch mehr als ihr eigentlich im normalen Unterricht machen würdet?
Und nochmal die Frage, die ich auch beim letzten Teil schon gestellt habe: Wie findet ihr Max' Idee, dass Cass mit nach Hawaii kommen könnte?
Das würde mich wirklich interessieren, da ich mir selbst noch nicht so sicher bin ob Cass mitkommen soll oder nicht, also wäre es echt lieb wenn ihr mir bei der Entscheidung helfen könntet :)
Bis bald und bleibt gesund, Lisa

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𝐈 𝐡𝐚𝐭𝐞 𝐲𝐨𝐮, 𝐈 𝐥𝐨𝐯𝐞 𝐲𝐨𝐮 || 𝐖𝐡𝐲 𝐃𝐨𝐧'𝐭 𝐖𝐞 𝐅𝐅
أدب الهواة𝔼𝕤 𝕕𝕒𝕦𝕖𝕣𝕥 𝕝𝕒𝕟𝕘𝕖 𝕍𝕖𝕣𝕥𝕣𝕒𝕦𝕖𝕟 𝕒𝕦𝕗𝕫𝕦𝕓𝕒𝕦𝕖𝕟, 𝕊𝕖𝕜𝕦𝕟𝕕𝕖𝕟 𝕖𝕤 𝕫𝕦 𝕫𝕖𝕣𝕤𝕥ö𝕣𝕖𝕟 𝕦𝕟𝕕 𝕖𝕚𝕟 𝕘𝕒𝕟𝕫𝕖𝕤 𝕃𝕖𝕓𝕖𝕟 𝕖𝕤 𝕨𝕚𝕖𝕕𝕖𝕣 𝕙𝕖𝕣𝕫𝕦𝕤𝕥𝕖𝕝𝕝𝕖𝕟. **Erster Teil** -> Fortsetzung: "I hate that I love...