Natürlich wusste ich damals noch nicht, dass ich mich in Zach verlieben würde. Zu diesem Zeitpunkt ist er lediglich ein reicher Junge gewesen, dessen gutes Aussehen und selbstbewusstes Auftreten mich unfassbar nervös gemacht haben. Ich hätte auch nie gedacht, dass er sich in mich verlieben würde. Eigentlich habe ich nur angenommen, einen Kaffee mit ihm zu trinken, weil er sich wegen des kaputten Geschirrs schuldig gefühlt hat. Ich habe geglaubt, dass wir danach wieder getrennte Wege gehen würden.
Und das wäre auch besser so gewesen...
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„Du musst schon atmen, du dumme Kuh", erinnerte mich Beth, während ich zu schwitzen und zittern begann. Ich wusste nicht, ob ich aufstehen oder sitzen bleiben sollte. Sollte ich ihm die Hand geben? Ihn umarmen? Würde er sich einfach setzen?
„Jetzt wünschst du dir wohl, ich wäre heute Morgen aufgewacht, was?"
„Hilf mir schon, was soll ich machen?", fragte ich verzweifelt.
„Steh auf. Lächle. Und umarme ihn. Aber nur kurz. Sag in deinem Kopf Fünfundzwanzig, und dann lässt du ihn wieder los, verstanden? So wie die Dauer einer Verbeugung." Stimmt, das hatten wir in der Theatergruppe in der Schule gelernt.
Ein bisschen tollpatschig stand ich auf. Zach kam zu mir und wir umarmten uns tatsächlich. Solange, wie das Wort Fünfundzwanzig brauchte, um gedacht zu werden. Ich beschloss, das nächste Mal eine fünfstellige Zahl zu wählen.
„Ich hoffe, du hast nicht gewartet", lächelte er.
„Gar nicht." Heute waren seine Haare ein bisschen ordentlicher. Keine Strähne hing ihm ins Gesicht. Dafür war er diesmal ein bisschen lässiger gekleidet, in einer schwarzen Hose und einem einfachen T-Shirt.
„Du hast noch nicht bestellt", bemerkte er, während ich mich wieder setzte und versuchte herauszufinden, an was mich der Geruch seines Aftershaves erinnerte.
„Ich bin selbst eben erst gekommen", erwiderte ich.
„Er riecht nach Tannennadeln", seufzte Beth. „Und da war noch was anderes... Eichenmoos? Es riecht auf jeden Fall teuer."
„Was möchtest du trinken?", fragte er. Ich räusperte mich. Obwohl ich die ganze Karte auswendig kannte, hatte ich genau in diesem Augenblick keine Ahnung, welche Auswahlmöglichkeiten ich hatte.
„Nimm einen Schokoladen Frappuccino. Er mag Frappuccinos, damit punktest du!" Ich hätte Beths Rat gerne befolgt, aber ich mochte keine Schokolade. Also sagte ich Zach, dass ich einen Haselnuss-Frappuccino wollte und er ging zu der Theke. Beth gab ein angewidertes Geräusch von sich. Sie war allergisch gegen Haselnüsse, aber ich liebte sie über alles.
Während Belinda die Getränke zubereitete, warf sie mir immer wieder Blicke zu, die entweder Anerkennung, Neid, Verwirrung oder Neugierde übermitteln sollten. Zach bekam davon nichts mit, weil sein Blick auf seinem Handy klebte. Nach etwa fünf Minuten kam er mit den beiden hohen Gläsern zurück und ließ sich mir gegenüber nieder. Er hatte sich selbst auch einen Frappuccino bestellt, vielleicht Karamell. Vielleicht war es auch Haselnuss. Ich beschloss, Belinda irgendwann zu fragen. Er trank einen großen Schluck und ließ seinen Blick kurz durch das relativ leere Café gleiten.
„Wie geht es dir?", fragte er schließlich.
„Bring ihn zum Lachen", forderte Beth mich auf und setzte mich damit ziemlich unter Druck.
„Naja, noch hast du kein Geschirr kaputt gemacht, also geht's mir ganz gut, denke ich."
„Immerhin bringst du mich zum Weinen", meinte Beth und hätte bestimmt den Kopf geschüttelt. Aber auch, wenn sie meine Antwort nicht lustig fand -Zach lächelte. Und nur das zählte.
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Annabeth
Mystery / Thriller„Wenn ich abends einschlafe, dann weiß ich nicht, ob in meinem Körper Anna oder Beth aufwachen wird." -- -- Wann Beth sich in Annas Kopf eingenistet hat, weiß Anna nicht mehr. Sie weiß nur, dass Beth eine Menge schlechter Entscheidungen trifft, die...