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Geschwister können einen nerven. Ich glaube, das weiß jeder, selbst, wenn man keine Geschwister hat. Sie klauen einem das Essen, borgen sich Sachen aus, ohne zu fragen und sagen im Streit Dinge, die sie nicht so meinen.

Aber manchmal nerven sie, weil sie einen beschützen wollen.

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Zach war die Nacht über geblieben, und ich wachte ziemlich verwirrt neben ihm auf. Kurz wusste ich nicht, warum er hier war, aber dann fiel mir alles Stück für Stück wieder ein. Ich wollte mich unauffällig aus der Decke kämpfen, aber Zach wachte auf.

„Morgen", lächelte er verschlafen, gähnte, rollte sich auf den Bauch und vergrub sein Gesicht in den Kissen. „Wie spät ist es?"

Ich fuhr mit meinen Fingern durch seine Haare und kraulte ihn, als wäre er ein Hund, aber ihm gefiel es. „Fast elf." Irgendwann rollte er sich wieder herum, stützte sich auf dem linken Unterarm auf und streifte mir die Haare hinter die Schulter. „Willst du nach dem Fisch sehen?" Ein amüsiertes Funkeln stand in seinen Augen.

Verwirrt blinzelte ich ihn an. „Was für ein Fisch?"

Er erklärte mir, dass ich unter Einfluss der Schmerzmittel von einem Fisch geredet hatte, der nicht und nicht sterben wollte. Kompletter Blödsinn. Ich hatte nie einen Fisch gehabt. Nur einen Kater. Bristol, aber er war irgendwann weggelaufen und nicht mehr wieder gekommen. Wie meine Mom.

Ich machte mich auf den Weg ins Bad, um zu duschen und Zach ging schon ins Wohnzimmer, um mir Frühstück zu machen.

„Wann krieg ich diesen Körper eigentlich wieder?", murrte Beth, während ich versuchte, kein Wasser auf meine Platzwunde kommen zu lassen. Den Verband hatte ich abbekommen, lediglich ein Pflaster klebte noch über der Naht.

„Nach allem was du so abgezogen hast, hoffentlich gar nicht mehr", entgegnete ich.

Ich hoffte immer noch, dass ich mir den Schädel soweit zertrümmert hatte, dass Beth zwar hier bleiben, aber nie wieder die Kontrolle würde übernehmen können. Aber das wäre wohl zu schön gewesen.

Als ich nach unten trabte und Zachs Gesichtsausdruck sah, wusste ich, dass etwas nicht stimmte. Er stand an der Kücheninsel, hatte die Augenbrauen zusammengezogen und sah zu mir auf, während ich die Treppen nach unten ging. Meine Schritte verlangsamten sich wie von selbst.

„Warum siehst du mich so an?", fragte ich unsicher.

„Und wo ist unser Frühstück?", fragte Beth.

„Warum hast du mir nicht gesagt, dass der Arzt ein MRT wollte?", fragte Zach.

„Ich rieche den Braten", grummelte Beth. „Ha! Da ist er! Der Verräter."

Owen hatte sich keinen Zentimeter bewegt, deshalb hatte ich ihn nicht sofort gesehen. Er sah nicht sonderlich schuldbewusst aus.

Ich wurde nicht oft wütend. Aber jetzt war ich es.

„Ist das dein beschissener Scheißernst?" Ich funkelte ihn an.

„Wohoo!", rief Beth unternehmungslustig. „Lass es raus, Süße! Wo ist das Popcorn?"

„Du willst nicht von mir hören, dass deine Entscheidung scheiße ist", entgegnete Owen ruhig. „Also hörst du jetzt Zach."

„Es ist nicht deine Aufgabe, diese Entscheidungen für mich zu treffen!", rief ich. Ich konnte es nicht fassen. Natürlich wusste ich, was Owens Plan war. Warum er Zach davon erzählt hatte.

„Anna", begann Zach ruhig und kam auf mich zu, aber ich hatte nicht vor, mich zu beruhigen. „Wenn es dir ums Geld geht, kann ich-"

„Nein, verdammt! Ich werde mit dir sicher nicht über meine Finanzen diskutieren!"

AnnabethWo Geschichten leben. Entdecke jetzt