„Ich wünschte wirklich, ich hätte einen eigenen Körper", seufzte Beth zwei Tage später, als sie Conway eine Nachricht von meinem Handy schrieb, dass sie sich heute treffen konnten.
„Tut mir leid...", sagte ich und meinte es wirklich so. Ich hätte ihr Conway gegönnt, nur eben nicht, wenn sie in meinem Körper war.
Er hatte nicht sonderlich überrascht gewirkt, als Beth ihm gesagt hatte, dass sie mit ihm essen gehen wollte, und er hatte bestimmt auch nichts dagegen.
Während sie sich nun in die engste Jean zwängte, die sie finden konnte, betrachtete Zach sie von meinem Bett aus.
„Ich dachte, du wolltest dich zurückhalten", bemerkte er mürrisch, und ich wäre am liebsten aus meinem Körper entschwunden und hätte mich neben ihn gelegt.
„Was denn? Ist gucken jetzt auch schon verboten?" Demonstrativ zog sie sich ein tief ausgeschnittenes Oberteil über und warf schwungvoll die Haare nach vorne.
„Zach hat recht", warf ich ein. „Es ist Winter!"
„Wir sind in einem Restaurant", widersprach sie laut. „Und Carter holt mich mit dem Auto ab."
„Du nennst ihn Carter?", fragte Zach.
Sie lächelte und trug roten Lippenstift auf.
„Und was soll das?", fragte er noch.
„Hey, kein Kerl küsst gerne eine Frau, die Lippenstift trägt, sei froh", erwiderte sie und drehte sich dann zu ihm um. „Wie sehe ich aus?"
„Willst du das wirklich von mir wissen?"
„Gib's zu! Ich sehe besser aus als Anna." Zach wollte offensichtlich etwas darauf erwidern, gab sich dann aber nicht die Mühe anzumerken, dass sie in meinem Körper steckte. Beth schnappte sich die schwarze Handtasche aus dem Schrank und hüpfte die Treppen nach unten, während Zach ihr folgte. Brielle und Jed saßen in der Küche und betrachteten Beth irritiert. Sie versteckte sich nicht mehr vor ihnen, und daran waren meine Geschwister gewöhnt.
„Wo willst du hin?", fragte Brielle und betrachtete Beths Outfit kritisch. „Das ist... wirklich... aufreizend."
Beth lächelte geschmeichelt und ignorierte den mahnenden Unterton. „Hab ein Date mit dem süßen Psychiater."
„Ein Date ohne Körperkontakt", meinten Zach und ich gleichzeitig, woraufhin Beth das Gesicht verzog.
„Ekelhaft", murmelte sie und zog sich noch schnell eine Jacke über, dessen Reißverschluss sie jedoch nicht zuzog. In dem Moment sah sie aus dem Fenster, weil sie die hellen Lichter bemerkt hatte und erkannte, dass Conway bereits vor seinem Wagen auf sie wartete. Ihr Herz begann zu rasen und sie drehte sich noch einmal gut gelaunt zu meinen Geschwistern und Zach um.
„Also dann, bis später!", rief sie und trat aus dem Haus. Es war bereits dunkel und schneite ziemlich stark.
Als Conway Beth sah, verzogen sich seine Lippen zu einem amüsierten Lächeln. Vielleicht lag es an ihrem Aufzug. Vielleicht an der Art, wie sie auf ihn zu stolzierte.
„Carter", sagte sie.
„Beth", erwiderte er und öffnete ihr die Beifahrertüre.
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Eigentlich habe ich nicht mehr viel Zeit, um dieses Buch -unsere Geschichte- zu beenden. Aber Beth will unbedingt, dass ich diesen Teil zu Papier bringe. Dass ich Conway -Carter!- auf diesen Seiten verewige, um ihn wissen zu lassen, dass er (falls er diese Zeilen jemals lesen wird, wovon ich ausgehe) Beth viel bedeutet hat. Er hat ihr mehr als viel bedeutet, was ich immer noch nicht so ganz glauben kann.
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Annabeth
Mystery / Thriller„Wenn ich abends einschlafe, dann weiß ich nicht, ob in meinem Körper Anna oder Beth aufwachen wird." -- -- Wann Beth sich in Annas Kopf eingenistet hat, weiß Anna nicht mehr. Sie weiß nur, dass Beth eine Menge schlechter Entscheidungen trifft, die...