Es hat keine zwei Wochen gedauert, bis wir zusammen gekommen sind. Und obwohl ich mir immer geschworen habe, niemals jemanden so nah an mich ranzulassen, hat mir die Liebe den Kopf verdreht. Ich habe Zach nur ansehen müssen, um zu wissen, dass ich ihn nicht mehr verlieren wollte. Um zu wissen, dass das, was wir hatten, absolut richtig und einfach nur wunderschön war.
Den kompletten Sommer über haben wir jede freie Minute zusammen verbracht, wenn ich aufgewacht bin und nicht Beth, versteht sich. Wenn sein Vater nicht zu Hause gewesen ist, haben Zach und ich uns nicht von dort wegbewegt. Manchmal war sein Vater eine Woche nicht da. Dann habe ich mich nach meinen Schichten im Biscotti&Cie am Pool im Garten gesonnt und darauf gewartet, dass Zach nach Hause kam.
Mr. Parsons wusste zwar recht bald davon, dass Zach und ich zusammen waren, aber er hat wohl nur noch versucht, mich hinter meinem Rücken schlecht zu machen und es mir nicht mehr ins Gesicht gesagt.
Meine Geschwister hingegen wussten nicht, dass wir ein Paar waren, und ich habe auch keinerlei Intentionen gehabt, das zu ändern. Sie fragten zwar immer mal wieder nach, warum ich kaum noch zu Hause war, aber ich tat diese Fragen immer mit einem Schulterzucken ab.
Nur musste ich ein verdammt großes Geheimnis vor Zach verstecken.
Beth und ihr Leben.
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„Dir ist klar, dass ich einen Freund habe, oder?", fragte ich an einem herbstlichen Samstagabend, an dem sie unbedingt fortgehen wollte und sich bereits das silberne Top und den schwarzen Minirock angezogen hatte.
„Tja, und ich hab nicht einen, sondern mehrere", entgegnete Beth und trug einen knallroten Lippenstift auf. „Wir hatten eine Abmachung. Ich halte mich aus deinem Liebesleben raus und du dich aus meinem."
„Also, meinen Körper für dein Liebesleben zu verwenden ist ja wohl weit entfernt von aus dem Leben raushalten!", blaffte ich. „Und Zach und ich haben noch nicht miteinander geschlafen, also kann von Liebesleben auch nicht wirklich die Rede sein."
Beth nickte. „Ich weiß, ich bin jedes Mal dabei, wenn ihr euch seht."
Der Grund für unser enthaltsames Leben war jedoch nicht der, dass ich nicht gewollt hätte, oder nicht bereit dazu gewesen wäre. Nein, der Grund war, dass ich nicht glaubte, seine Erwartungen erfüllen zu können. Die Erwartungen, die Beth bereits gelegt hatte. Zach hatte mich auch schon gefragt, was mit mir los war und warum ich ihn immer abwies, wenn wir kurz davor waren, miteinander zu schlafen. Einmal hatte ich es auf meine Tage schieben können. Einmal hatte ich Kopfschmerzen vorgeschoben. Er glaubte vermutlich immer noch, dass ich nicht nur ein Sexobjekt für ihn sein und das mit Sexentzug demonstrieren wollte.
Alles war besser als die Wahrheit und solange er es akzeptierte, hatten wir kein Problem.
Aber jedes Mal wünschte ich, ihm genau diese Wahrheit sagen zu können. Wenn ich einen Moment ungeschehen machen könnte, wäre es der Sex zwischen Beth und ihm gewesen. Er war heiß, wild, verlangend und ein bisschen zu versaut für meinen Geschmack gewesen. Und so war ich nicht. Ich musste keinen Sex gehabt haben, um zu wissen, dass ich so nicht war.
Vielleicht würde ich es irgendwann werden.
„Kannst du bitte nicht mit irgendwelchen Typen rummachen?", bat ich Beth.
Sie seufzte tief. „Hör zu. Ich hab deinetwegen schon Sebastian abgeschoben. Mir fehlt der Sex. Und wenn du nicht bereit bist mit Mr. Perfect zu schlafen, dann machen wir es eben so rum."
„Ich will aber nicht, dass er es rausfindet", murmelte ich. Ich fand zwar nicht, dass ich Zach betrog, wenn es Beth war, die mit jemandem rummachte, aber die Schuldgefühle würden mich trotzdem ersticken, weil es mein Körper war.

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Annabeth
Mystery / Thriller„Wenn ich abends einschlafe, dann weiß ich nicht, ob in meinem Körper Anna oder Beth aufwachen wird." -- -- Wann Beth sich in Annas Kopf eingenistet hat, weiß Anna nicht mehr. Sie weiß nur, dass Beth eine Menge schlechter Entscheidungen trifft, die...