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Beth ist eigentlich meine beste Freundin. Meine Einzige, um genau zu sein, auch wenn sie wieder und wieder super viel Scheiße baut, aber darauf komme ich später zurück.

Manchmal ist sie nichts weiter, als eine anstrengende Stimme in meinem Kopf, die mir das Leben schwer macht.

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Mein Gehirn registrierte nicht so recht, was passierte, als ich wieder aufsah, aber ich hörte unfassbar laute Geräusche. Das Gewicht, das eben noch in meinen Händen gelegen und meine Handgelenke taub gemacht hatte, war verschwunden. Und ich blickte erschrocken in das schönste Paar Augen, das ich je gesehen hatte.

Zu blau.

Kontaktlinsen -es konnte nicht anders sein!

„Gern geschehen!", meinte Beth zufrieden, und ich lief rot an.

„Tut mir leid", murmelte ich beschämt.

„Nein, mir tut es leid." Der Mann, der aussah, als wäre er einem Modemagazin entsprungen, hielt sein Handy hoch. „Ich sollte das Ding echt mal wegstecken."

Beth lachte unanständig. „Dann soll er aber sein anderes Ding auspacken."

Ich räusperte mich und spürte, wie mir die Hitze noch eher ins Gesicht stieg. Weil ich nicht wusste, was ich sonst hätte tun sollen, sah ich auf meine Füße und bemerkte, dass das Chaos nicht auf magische Weise verschwunden war. Außerdem war es in dem Café mucksmäuschenstill geworden.

„Zufrieden?", fragte ich Beth anschuldigend.

„Hast du denn seine Nummer? Nein? Dann bin ich auch nicht zufrieden!"

Peinlich berührt kniete ich mich hin und begann die größeren Scherben auf das Tablet zu legen. „Jetzt ist dein Kopf auf richtiger Höhe! Mund auf!" Beth trug kein bisschen dazu bei, dass meine Hände nicht zitterten. Sie war unanständig und versaut und dachte in den unmöglichsten Situationen Dinge, die mir nicht einmal in den Sinn kamen.

„Es tut mir wirklich leid." Plötzlich war Zachs perfekt geschnittenes Gesicht wieder vor meinem und ich sah seine Augen besser, konnte aber nicht den hauchdünnen Rand von Kontaktlinsen ausmachen. Und ich wusste, dass man Kontaktlinsen sehen kann, denn Beth trug welche.

Verdammt, die sind ja echt!

„Schon okay." Ich winkte ab und hielt leicht lächelnd eine zerbrochene Tasse hoch. „Die sind ohnehin hässlich."

Ich versuchte sein Schmunzeln zu ignorieren.

„Ich bin Zach", stellte er sich vor, stellte seinen Frappuccino auf die Theke und griff dann nach ein paar der Scherben.

„Ich weiß... Ich bin Anna."

„Ich hoffe, du bekommst keinen Ärger, wegen mir."

Den würde ich bestimmt bekommen, aber das war es Wert. Ich redete gerade mit Zachary Parsons. Er hätte von mir aus das ganze Biscotti&Cie in Brand setzen können, wenn er dabei mit mir gesprochen hätte.

„Jetzt sag schon was Interessantes!", forderte Beth mich auf.

Aber mein Kopf war wie leer gefegt. Ich konnte nur an Zahnpastareklamen denken.

Zach stand auf. „Hey, du hast nicht zufällig in den nächsten Tagen mal Zeit?"

Ich gab die wohl dämlichste Antwort, die ich hätte geben können, und dabei schaute ich vermutlich auch noch ziemlich bekloppt aus der Wäsche. „Was?"

Er kratzte sich im Nacken und lachte nervös. Dann deutete er auf die Scherben. „Ich fühl mich wirklich, wirklich mies und würde das gerne irgendwie wieder gut machen. Ich könnte dich auf einen Kaffee einladen?"

„Sag verdammt nochmal, dass du Zeit hast, du dumme Nuss!", rief Beth ungläubig. „Ein Date mit Zachary Parsons! Das willst du dir doch nicht entgehen lassen." Es wäre zwar kein Date gewesen, sondern ein Entschuldigungstreffen, aber sie hatte trotzdem recht.

„Äh, ja, ich... Ich sollte Zeit haben", stammelte ich daher schnell, und Zach lächelte mich erleichtert an.

Zahnpastareklame.

„Perfekt!" Der Millionärssohn sah sich auf der Theke um, zog eine Serviette aus dem Metallgestell und einen Stift aus seiner Tasche.

„Lass die Scherben und steh auf, verdammt!", wies mich Beth an, und ich tat es. Nach ein paar Sekunden schob er mir lächelnd die Serviette mit seiner Nummer hin.

„Ruf mich einfach an, sobald du Zeit hast, in den nächsten Tagen bin ich recht flexibel." Beth kicherte ihr versautes Kichern. „Ich muss jetzt gehen." Ich nickte. Er nahm seinen Frappuccino und stieg über die restlichen Scherbensplitter hinweg.

Selbst als er bereitsaus dem Café verschwunden war und ich auf die Nummer starrte, die eraufgeschrieben hatte, fragte ich mich, ob ich das gerade alles nur geträumthatte.

AnnabethWo Geschichten leben. Entdecke jetzt