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Zach hatte schon immer seinen eigenen Kopf. Wenn ich gesagt habe: „Mir geht es noch immer nicht so gut, wir sehen uns morgen", hat er prinzipiell: „Beweg deinen süßen Hintern hier her und kuschle mit deiner kranken Freundin", verstanden.

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„Was machst du denn hier?", fragte ich am nächsten Tag gegen vier Uhr nachmittags, als Zach vor meiner Türe stand und mich anlächelte.

„Du hast gesagt, es geht dir nicht gut, aber ich wollte dich sehen." Er nahm mein Gesicht in seine Hände und küsste mich. Sofort überschwemmte mich eine Welle aus Glückseligkeit und vollkommener Ruhe. Zumindest, bis mir einfiel, dass er noch nie in meinem Haus gewesen und meine Geschwister noch nicht kennengelernt hatte. Sie wussten nicht einmal etwas von uns. Außerdem war ich immer noch ziemlich gerädert von der gestrigen Nacht. Ich musste schließlich mit dem Kater und den Schuldgefühlen fertig werden, auch wenn ich mir immer wieder einzureden versuchte, dass ich ihn nicht betrogen hatte.

Das hatte ich auch nicht.

Oder doch?

Mein Schädel!

Nicht zu vergessen, war Beth nach der ganzen Aktion so müde gewesen, dass sie vergessen hatte ihre Kontaktlinsen zu entfernen. Meine Augen hatten wie Feuer gebrannt, als ich heute Morgen aufgewacht war, und sie waren rot und trocken gewesen. Nachdem ich mir einen gefühlten Liter Augentropfen auf meine geschundene Hornhaut geträufelt hatte, hatte ich mir von Beth Anweisungen zum Entfernen der Dinger geben lassen. Ich hatte es noch nie gemacht, und hatte mit den Kontaktlinsen auch nicht sonderlich viel sehen können, also hatte es gute dreißig Minuten gedauert, bis ich sie endlich beide heraus gehabt hatte.

Es wäre wirklich unhöflich gewesen, Zach wieder nach Hause zu schicken. Und wenn ich ehrlich war, hätte ich das auch gar nicht gewollt.

„Wie geht es dir?", fragte er sanft.

„Kopfschmerzen. Und mir ist schlecht", lächelte ich matt, schüttelte den Kopf und umarmte ihn. Er drückte mich an sich und hob mich dabei ein Stück vom Boden. Natürlich hatte er keine Ahnung, dass ich gestern fort gewesen war. Dass Beth meinen Körper nach draußen gezwungen, zum Sex benutzt und erst um fünf wieder in den Bus geschleppt hatte. Also schob Zach meinen Zustand auf das Wetter.

„Komm rein", forderte ich ihn auf, als er mich wieder losgelassen hatte und schloss die Türe hinter ihm. Er sah sich neugierig in dem offenen Bereich um. Links war die geräumige Küche, und die Treppe, die in den zweiten Stock führte. Rechts lag das Wohnzimmer mit offenem Kamin, einer großen Couch und dem Fernseher. Es war nicht Zach-Luxus, aber für vier Leute trotzdem komfortabel. Früher waren wir immerhin zu sechst gewesen.

Jed saß an der Kücheninsel vor seinen Spagetti und starrte uns mit offenem Mund an, als ich Zach zu meinem Zimmer führen wollte. „Whow", staunte er mit großen Augen. „Du datest Zachary Parsons?" Er starrte meinen Freund an. „Kannst du mir tausend Dollar leihen?" Zach lachte auf, aber ich fand es nicht witzig.

„Nein, kann er nicht, denn die würde er nie wieder sehen", knurrte ich.

„Aber sind wir jetzt nicht Familie?", fragte Jed.

„Wenn du anfängst, dich wie mein Bruder zu verhalten, können wir drüber reden." Ich schob Zach die Treppen nach oben in mein Zimmer und zog ihn zu meinem Bett. Wenn er schon hier war, dann konnte er sich auch als Kuschelbär betätigen.

„Wenn wir bei mir wären, würde ich dir Hühnersuppe kochen", behauptete er und breitete die Decke über uns aus.

„Stimmt gar nicht." Ich kuschelte mich an seine Brust. „Du würdest deiner Köchin sagen, sie soll Hühnersuppe kochen."

AnnabethWo Geschichten leben. Entdecke jetzt