8. Ohrenbetäubender Lärm

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Jaysons Sicht

Ich wollte Lee gerade küssen, doch er gab mir einen Korb. Er legte seine Hand an mein Handgelenk und ging mit dem Kopf weg. Jedoch tat er so, als hätte er nichts bemerkt. Vielleicht hatte er es auch einfach nicht bemerkt. Oder war ich schon wieder zu naiv?

Kais Sicht

Plötzlich ertönte ein schriller Alarm. „Feueralarm.", schrie Billy und rannte im Kreis. „Beruhig dich, das ist sicher nur Übung.", rollte Zoe die Augen. „Los Handtücher um oder Bademäntel schnappen. Dann raus über die Treppen.", rief Julien etwas halbherzig.

Also wenn ich so ein Gruppenleiter wäre, hätte ich meine Gruppe besser im Blick. Und ich hätte sicherlich nicht solch einen Haufen voller Affen. Ich meine der Junge mit den Katzenohren war ja völlig durchgedreht. Es würde mich nicht wundern, wenn der Drogen schluckt. Dann kam es mir so vor, als würden Zoe und Julien ihre Aufgabe nur gezwungenermaßen erfüllen. Die Mädchen - Yui und Nikki - die wir dazu bekommen haben, bei denen stimmt auch etwas nicht. Und die anderen Mädchen waren auch etwas neben der Spur. Der schüchterne Junge namens Jayson - den ich hiermit zu meinem Feind erkläre - konnte nicht mal schwimmen. Und Yuma war mir zu gutherzig und perfekt. Die einzig normalen hier sind für mich immer noch Gideon und Lee.

Dennoch waren wir alle genauso komisch, wie diese Schule hier. Irgendetwas stimmte hier doch nicht.

Jaysons Sicht

„Ah.", schrie Lee auf einmal und hielt sich die Ohren zu, als ein ohrenbetäubender Alarm durch den Raum schrillte. „Ich ertrage das nicht! Das tut weh!", schrie er, „Ich hör besser als normale Menschen, weshalb das für mich zu unerträglich laut ist!", erklärte er mir schreiend.

Ich sah, wie Tränen über seine Wangen liefen. Sofort tat ich meine Hände auf seine, um das Geräusch für ihn noch mehr abzudämpfen.

Lee blickte zu mir auf. „Da-Danke.", schluchzte er. „Los raus." Er nickte und wir standen gemeinsam auf.

„Lee, Jayson, los kommt!", rief Julien und warf uns zwei Bademäntel zu. „Gib uns noch ein Handtuch!", befahl ich und überwand meine Schüchternheit. Sofort reichte er mir eins. „Nimm das.", sagte ich und drückte es ihm auf die Ohren. Schnell warf er sich den Bademantel über und drückte weiter auf seine Ohren. Ich schnappte ihn mir und wir eilten runter.

Es herrschte ein unfassbares Gedrängel im Flur und ich wurde mit Lee und Gideon an die Wand gedrückt. Unsere nackten Oberkörper klebten aneinander. Ich stand hinter Lee und wurde an ihn gedränget, da ich meine Hände nicht von seinen Ohren wegnahm. Gideon wurde nach wenigen Sekunden von der Menge mitgerissen. Ich denke nicht, dass er das gesehen hat, sonst würde ich ihn traurig machen und das will ich nicht.

Draußen angekommen stellten wir uns zu der Gruppe und warteten ab. Es war arschkalt, nur ihn Badehose und Bademantel da zu stehen. Mittlerweile hatte der Alarm aufgehört und Lee ging es besser. So hatte ich ihn noch nie erlebt. Er hat geweint vor Schmerzen. Es muss unfassbar schlimm für ihn gewesen sein. „G-Geht es wieder?", fragte ich mit besorgter Stimme. Er nickte.

Lees Sicht

Oh mein Gott. Das war schlimm. Wie süß Jayson war. Ohne an sich zu denken, hatte er mir geholfen und mir beigestanden, wie... Nein! Ich hab mit ihm abgeschossen! Ich kann das nicht noch mal durchmachen. Ich muss die Gefühle unterdrücken, die gerade hochgekommen sind und auch die, als Jayson mich geküsst hatte! Ich stehe doch noch auf Mädchen... Oder?

Verzweifelt und verwirrt blickte ich zu Kira. Sie sieht schon attraktiv aus und alles, aber wenn ich Jayson ansehe oder an die Zeit mit Tyler denke... Ach Mann! Das ist doch ein Desaster auf höchster Stufe!

Kiras Sicht

Ich fühlte mich von allen Seiten beobachtet, als würde jeder auf mich starren. „Meine Katzenohren sind noch dadrin.", jammerte Billy neben mir und fing fast an mit heulen. „Chill mal, du bist keine echte Katze.", sagte Keno. „Doch und Katzen haben sieben Leben, also kann ich noch mal rein und sie holen!", sagte er noch und wollte losrennen, doch Julien hielt ihn fest. „Schön hiergeblieben, Freundchen. Und es ist außerdem nur eine Übung.", erklärte er.

„E-Es ist kalt.", zitterten Yui und Nikki. „Gruppenkuscheln zum Warmhalten?", fragte ich. Wir umarmten uns und Emma sowie Maya kamen auch dazu. So war es wärmer, doch es kam mir so vor, als starrten nur noch mehr auf uns.

Nach einer halben Ewigkeit durften wir dann auch wieder rein gehen.

Kais Sicht

„Hey, Gideon.", sprach ich meinen Zimmergenossen an, als wir am Nachmittag unseren Raum aufsuchten. „Findest du nicht auch, dass mit dieser Schule irgendetwas nicht stimmt?" Doch er zuckte nur mit den Schultern. „Keine Ahnung. Kann sein. Aber ich habe genauso viel oder besser gesagt genauso wenig Wissen, wie du. Im Internet findest du nicht wirklich was. Aber frag doch mal Schüler, die schon etwas länger hier sind, wenn du wirklich etwas herausfinden möchtest.", schlug Gideon vor und ich fragte: „Und mit wem soll ich deiner Meinung nach sprechen?" Er zuckte mit den Schultern. „Julien?", schnaufte er gelangweilt von meinen Spekulierungen. „Oder geh in dunkle Ecken und frag irgendwelche Drogendealer.", lachte er zum Spaß auf.

Ich verdrehte nur die Augen und bog ab. „Hey! Kai! Wo willst du hin?" „Drogendealer in dunklen Ecken aufsuchen und sie fragen.", gackerte ich und sprang durchs Gebäude.

Auf der Suche nach – ich wusste auch nicht genau, nach was ich eigentlich suchte – huschte ich durch den Block und stieß auf eine Treppe hinauf zum Dach. Ich wusste nicht, ob es verboten war, hier hinauf zu gehen, aber ich entdeckte kein Schild, was mir dies verbot. Also lief ich hinauf und öffnete die Tür zum Dach.

Ich hörte sofort das Getuschel einer Jungenstimme. Jedoch nahm ich nur eine Stimme wahr. Verwundert schlenderte ich in die Richtung und entdeckte Jinx kiffend am Geländer stehend, der mit jemanden telefonieren. Er bemerkte mich gar nicht und ich blieb einige Meter abseits von ihm stehen und lauschte dem Telefonat.

„Ihr kommt am Wochenende?", hörte ich Jinx fragen. „Ja Samstagabend passt.", stimmte er zu und nahm einen Zug von seinem Joint. „Was ist mit deinem Bruder? Kommt er mit? Bringt ihr zusammen die Lieferung?", fragte er. „Okay. Geht klar. Bis Samstag.", verabschiedete sich Jinx.

Und ich dachte, dass es keine Drogendealer geschweige denn Drogen an einer Eliteschule gäbe – lachte ich in Gedanken auf und wollte mich leise davonschleichen, aber Jinx hatte mich längst bemerkt.

„Na, Kai. Willst du auch was? Hab guten Stuff.", lachte er auf und drehte sich zu mir um. „Nein. Danke.", lehnte ich ab und wollte mich aus dem Staub machen. „Das würd ich nicht tun, mein Lieber.", drohte er mir mit leiser Stimme, die einen Nachdruck nach sich zog. Mit mulmigen Bauchgefühl lief ich also zu ihm und stellte mich mit ans Geländer. „Hier kann man gut vom Alltagsstress wegkommen.", meinte er und sein Handy brummte erneut. „Dein Lieferant?" „Nein, mein Bruder.", murmelte er und schrieb zurück. „Wieso ist er nicht mit hier?" „Wurde nicht angenommen. Also bin ich allein.", seufzte er.

Dann murmelte er noch: „Was will Chuck denn jetzt?" „Chuck Scofield?", fragte ich immer noch mit dem gleichen Bauchgefühl. „Ja. Kennst du ihn?" „Nein. Bin ihm nie begegnet. Aber seinem Bruder.", sagte ich schnell. Skeptisch zog er eine Augenbraue hoch. „Was willst du von dem Hosenscheißer?" „Nichts mehr.", antwortete ich.

Interessiert steckte er sein Handy ein und stellte sich vor mich. Jinx stemmte seine Hände ans Geländer und grinste mich hinterhältig an. „Er ist mein Ex. Wir waren mal zusammen." „Was ein Zufall.", lachte er auf. „Ich war mal mit Chuck, also seinem Bruder zusammen. Uns verbindet wohl doch was. Und so wie es aussieht, willst du nicht, dass vorläufig jemand von dir und dem Knirps erfährt.", überlegte er. „Richtig." „Ich verrate nichts über deinen Freund und du sagst nichts über mein Hobby, ja?", feixte er und kam dicht an mich heran. Ich nickte hastig. „Ach und falls doch...", grinste er noch und stemmte seine Hand so fest gegen meinen Oberkörper, dass ich schon halb über dem Geländer hing, „...drück ich noch etwas derber zu und du knallst vier Stockwerke hinab auf den kalten Asphalt. Und dann wirst du gar nicht mehr reden."



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Heute hab ich mal den Drogendealer Jinx eingefügt.

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