11. Aufgerissene Wunden

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Lees Sicht

Vor anderthalb Jahren:

„Auf wiedersehen, Lee!", rief meine Schulfreundin, die heute ihren 14. Geburtstag gefeiert hatte.

Im Moment haben wir April, weshalb das Wetter verrücktspielte, und wechselte alle fünf Minuten. Da für heute noch Regen angesagt war, rannte ich gegen 22 Uhr nach Hause, doch der Regen holte mich ein und ich wurde klitschnass.

„Mann! Der kann mal schön kacken gehen! Und jetzt werd ich auch noch nass! Und nach Hause kann ich grad auch nicht!", meckerte ein Junge neben mir und trat vor einem Baum. Er triefte vor Nässe und seine schwarzen Haare klebten an seinem Kopf. Noch dazu funkelten seine strahlend blauen Augen böse und zugleich verletzt.

„Hey du!", sprach ich ihn an. „Alles okay?"

„Nein nichts ist okay! Ich hatte gerade einen Streit mit meinem Vater über... ach egal."

Er schien, total aufgelöst zu sein. Ich kannte ihn zwar nicht, aber er tat mir irgendwie leid.

„Mein Haus ist da drüben? Willst du kurz mit rein kommen, bis es aufhört zu regnen?", fragte ich, da ich ein gutherziger Mensch war.

„Sonst erkältest du dich noch.", lächelte ich ihn an.

„J-Ja, aber nur wenn es in Ordnung ist.", sagte er und wandte den Blick ab.

„Ja natürlich und meine Eltern sind eh nicht da, weshalb sie auch nichts dagegen sagen können.", sagte ich, als wir auf mein Haus zu rannten.

„Halt Stopp! Es ist hier.", rief ich.

Doch der Junge rutschte aus und schmetterte auf die Straße. Ein Auto kam auf ihn zugefahren und ich riss ihn schnell zurück. Doch die Rettungsaktion ließ mich auf dem Rasen klatschen und ich war voller Schlamm.

„Danke...", sagte er etwas geschockt und half mir auf.

Schnell liefen wir die letzten Meter zu meinem Haus und ich schloss auf.

Klitschnass gingen wir hinein. Der Junge zog die Schuhe auf der Matte aus und stellte sie vorsichtig ab.

„Fühl dich wie zu Hause.", sagte ich.

„Du bist wie alt?", fragte ich in meinem Zimmer und kramte nach Kleidung.

„Bin 15 geworden."

„Also neunte Klasse?", wollte ich wissen.

„Jap. Und du willst nicht wissen wie ich heiße oder wie?", lachte er.

„Doch schon.", sagte ich und schmiss ihm einen schwarzen Hoodie und eine Dreiviertelhose zu. „Hoffe es passt.", entgegnete ich noch.

„Tyler.", sagte er, „Wie heißt du?", unterbrach er mich.

„Lee."

„Schöner Name."

„Danke. Deiner auch.", meinte ich.

Dann zog ich meinen durchnässten Pullover aus und hängte ihn über den Stuhl.

„Was ist?", fragte ich Tyler, als ich Blicke von ihm auf mir spürte.

„Du bist sportlicher als erwartet.", meinte er, „Ich dachte, du magst eher Bücher, da du ne Brille trägst.", hängte er schnell an.

„Das heißt, doch nicht gleich, das ich Bücher mag.", entgegnete ich, „Ich lese sie, ja und schreiben tu ich auch."

„Hast du Lollis?", fragte er mich, nachdem er sich umgezogen hatte.

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