18. Nächtliche Gespräche

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Jaysons Sicht

Aufgewühlt wälzte ich mich in meinem Bett hin und her. Schon wieder ein Alptraum.

Ich sah... Eine Menschenmenge... Sie schrien auf jemanden ein. Ich wollte helfen, doch konnte nichts machen...

Mein Gefühl sagte mir, dass dort ein Bekannter – wenn nicht sogar ein Freund – von mir auf dem Schulhof verprügelt und runtergemacht wurde.

„Es ist alles deine Schuld!"

„Du bist ein Mörder!", riefen die Leute zu dem Jungen.

„Du hast sie getötet. Du hast sie alle getötet!", hörte ich aus der anderen Ecke.

„Warum hast du den Brand gelegt und alle umgebracht?! Na los! Sag schon!", schrie ein Schüler und schlug auf ihn ein, bis er blutig am Boden lag.

Mit Tränen in den Augen wollte ich hinrennen und helfen, doch wie aus dem Nichts hetzte ich durch den Wald.

Bitterliche Tränen quollen über meine Wangen.

Am Abgrund einer Klippe blickte ich hinab. Das saftige Frühlingsgras war überzogen von tiefroten, tropfenden Blut. Und auch die danebenliegenden Steine waren nicht verschont worden von Blutspritzern.

Kurz darauf nahm ich Lees besorgte Rufe nach mir wahr. Ich schrie ihn an. Weinte. Beschuldigte ihn.

Schließlich brach ich vor Trauer zusammen.

Doch ich nahm nicht nur mein jämmerliches Schluchzen wahr.

Denn auf einmal sah ich Kai. Heiße, schmerzerfüllte Tränen quollen aus seinen Augen.

Der Kai, den ich kannte, würde sich niemals am Boden zusammenkauern und bitterlich weinen.

Was war geschehen? Was hat ihn so erschüttert?

Ich wollte zu ihm. Mit ihm reden. Doch er stieß mich weg.

Er schrie jeden an, dass er ihn verdammt noch mal in Ruhe lassen soll.

Er sagte, ihm ginge es gut, doch auf einmal brüllte er Gideon an: „Das ist alles deine Schuld verdammt!"

Und noch während er ihn hasserfüllt anblickte, ließen seine Fuße unter ihm nach und er fiel zitternd zu Boden.

Kläglich wimmerte Kai: „D-Deine Schuld. D-Du bist so ein Arsch... I-Ich liebe-liebe ihn doch... Ich liebe...", noch bevor er den Namen aussprechen konnte, wen er denn so liebte, warum er denn so trauerte, war alles schwarz.

Eine Kugel sauste mit enormer Geschwindigkeit an meinem Ohr vorbei und ich stand im nächsten Wimpernschlag draußen auf dem Hof.

Krankenwagen, Blaulichter... Alle waren in Aufruhr. Ein riesen Tumult herrschte auf dem Schulgelände.

Ich fragte mich durch die Leute. Keiner nahm mich wahr.

Was war geschehen?!

„Sagt mir doch mal, was los ist!", rief ich verzweifelt.

Und plötzlich war Stille.

Der Krankenwagen kam zurück zur Schule.

Die Sanitäter stürmten hinein und kamen Sekunden später wieder mit einem Verletzten wieder.

Mika lag auf der Trage. Das Beatmungsgerät um seinen Kopf gespannt.

„W-Was...?", stotterte ich und eilte an ihn heran.

Die Sanitäter fragten einen anderen Schüler aus, der verzweifelt neben ihnen herlief.

Ich sah zu Mikas herabhängenden Arm. Blutverschmierte Wunden, die ein scharfes Messer hinterlassen haben muss, verzierten seinen blassen Unterarm.

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