Die Tribute von Panem- Die 76. Hungerspiele (Beendet)

Die Ernte

Die restliche Woche verbrachten wir damit, uns einzurichten und Essen zu besorgen. Peeta schenkte mir einen wunderschönen Bogen mit 15 Pfeilen in einem schönen Köcher. Ich war ihm so dankbar dafür. Seit zwei Tagen gehe ich mit Alea hinter dem Zaun jagen. Ich muss sagen, dass sie echt gut schießt und mit jedem Tag, an dem ich sie besser kennenlerne, wird mir bewusst, wie ähnlich sie mir wirklich ist. Prim hatte nicht übertrieben, als sie es meinte. Peeta und mir geht es echt gut, seid wir wieder 'Zuhause' sind und nur manchmal, werde ich von Träumen aus der Arena heimgesucht. Doch dann, wenn ich im Schlaf schreie und weine...kommt Peeta zu mir und beruhigt mich wieder. Kein Mensch, den ich bisher kennengelernt habe, hat eine solche Wirkung auf mich, wie Peeta.

Als ich heute Morgen meine Augen öffne, strahlt nicht wie sonst, die Sonne durch mein Fenster...Nein, heute ist es bewölkt und neblig. Langsam richte ich mich auf und kaum fasse ich einen klaren Gedanken, da wird mir schlagartig bewusst, das heute die Ernte stattfindet. Mir kommt es so vor, als ob selbst das Wetter versteht, dass heute kein sonniger Tag sein kann. Ein Klopfen an der Tür, lässt mich zusammenfahren: "Ja..." Prim steckt ihren Kopf in mein Zimmer und lächelt. "Hey, Katniss. Kannst du mir vielleicht mein Kleid hinten zumachen?", fragt sie mich. Ich nicke und winke sie zu mir heran. "Hast du keine Angst, dass du gezogen wirst?", frage ich sie nachdem ich ihr Kleid geschlossen habe. Prim überlegt einen kurzen Augenblick, doch dann antwortet sie: "Ich kann nicht behaupten, dass ich überhaupt keine Angst habe. Aber wenn ich gezogen werden sollte, dann bist du meine Mentorin und das ist der einzige Grund, warum ich so ruhig bin." Ich nicke und starre gedankenverloren aus meinem Fenster. Heute beginnt mein Albtraum erneut, diesmal zwar nicht als Tribut...aber als Mentor. Prim nimmt mich in den Arm und gibt mir dann einen Kuss auf die Stirn. Sie ist bereits komplett angezogen ud sieht sehr hübsch aus, im Gegensatz zu mir, denn ich bin überhaupt noch nicht fertig.

"Ist Peeta schon wach?", frage ich sie, bevor sie das Zimmer verlässt. "Natürlich, er hat schon Frühstück gemacht und ist komplett fertig." Erstaunt schaue ich sie an. Normalerweise stehe ich als erste auf und gehe früh morgens jagen. Doch heute ist alles anders und ich befürchte, dass allein daran, die Ernte Schuld ist. "Kannst du ihn bitte zu mir hoch schicken?" Prim nickt und verlässt mein Zimmer. Reglos sitze ich in meinem Bett und rühre mich nicht. Die Tür öffnet sich wieder und ich kann aus den Augenwinkeln erkennen, dass es Peeta ist. Er setzt sich an meine Bettkante und sagt: "Heute ist es soweit..." Abwesend nicke ich. Peeta nimmt mich einfach ohne ein Wort in den Arm und flüstert: "Wir schaffen das, Süße. Wir schaffen das." Ich kann nicht verhindern, dass mir ein paar Tränen aus den Augen laufen, doch Peeta wischt sie mit seinem Finger weg. "Ich habe heute Morgen nachgedacht, wie wir am besten unsere Tribute vorbereiten. Und ich bin zu dem Entschluss gekommen, dass wir sie zusammen unterrichten. Nicht, wie es sich gehört...du das Mädchen und ich den Jungen. Sondern wir beide....beide. Verstehst du, was ich sagen will?" Ich nicke und sage mit schwacher Stimme: "Ich würde es alleine auch nicht schaffen." Er nickt und streichelt meine Hand. "Ich habe Angst, Peeta. Was, wenn Prim gezogen wird?" "Ich habe auch Angst. Und falls Prim gezogen wird, machen wir sie zu der Stärksten Tributin, die es je gab." Ich lächle ihn leicht an. "Wir schaffen das, weil wir zusammen ein Team sind", sagt er mit so viel Überzeugung, dass ich ihm dankbar um den Hals falle. Peeta löst in mir Gefühle aus, die ich nicht einordnen kann und deshalb kann ich auch nicht sagen, was ich für ihn fühle....weil ich es nicht weiß. Er nimmt mich ein letztes Mal in den Arm und sagt dann: "Mach dich jetzt fertig, Katniss. In zwei Stunden müssen wir auf dem Platz sein." Ich nicke und stehe aus meinem Bett auf.

Eineinhalb Stunden später, gehen Peeta, Prim und ich auf 'den Platz'. Es sind schon viele Bewohner da und lassen sich eintragen. Prim stellt sich zu Jola und Fary und mir fällt ein, dass es die erste Ernst für Alea und Jola ist. Peeta und ich gehen auf die Bühne zu und setzen uns auf zwei Stühle, die für uns bereit stehen. Effie ist noch nicht zu sehen und auch unser Bürgermeister lässt auf sich waren. So sitzen Peeta und ich alleine auf der Bühne und beobachten das ganze Geschehen. Prim hat mir nicht gesagt, wie oft ihr Name in der Kugel liegt, aber ich befürchte, dass sie auf mindestens 5 kommt. Was im Verhältnis echt wenig ist, aber immerhin mehr, als nur einmal. Von Alea weiß ich, dass sie nur einmal drin steht und Jola ebenfalls. Aber wie es mit Fary aussieht, weiß ich nicht. Unwillkürlich nehme ich Peetas Hand und er drückt sie. ^^^^^^^^^^^^^^

"Herzlich willkommen zu den 76. Hungerspielen. Ich bin sehr stolz, euch unsere Sieger der letzten Spiele vorzustellen. Katniss Everdeen und Peeta Mellark. Einen großen Applaus", begrüßt Effie die Menge, doch wie das letzte Mal, hält sich unser Distrikt zurück mit Applaus und starrt nur zu uns nach oben. Sie winkt uns zu sich und zwingt uns somit aufzustehen. "Habt ihr ein paar Worte für die armen kleinen Kinder?" Ich schaue zu Peeta und lasse ihn an das Mikrofon: "Katniss und ich, möchten euch nur sagen, dass wir unser Bestes tun werden, damit die Tribute hier aus Distrikt 12 eine Chance haben und nicht kampflos untergehen." Er tritt zurück und vorsichtig gehe ich ans Mikrofon: "Ich stimmt Peeta vollkommen zu. Außerdem haben wir beschlossen, dass wir beide Tribute trainieren und nicht jeder einen. Das hat seinen Grund und wenn die Tribute feststehen, so werden sie sehen, warum wir uns so entscheiden haben. Danke." Damit trete ich ebenfalls zurück und stelle mich neben Peeta, der rechts neben Effie steht. "Vielen Dank, Ihr beiden. Auch unser Bürgermeister möchte noch ein paar Worte sagen." "Ich muss mit Schrecken feststellen, dass selbst die Kapitulation nichts an den Hungerspielen geändert hat. Das Kapitol droht damit, dass es dieses Jahr ganz besondere Spiele werden, denn das Kapitol hat uns Distrikte besiegt. Ich wünsche den Tribute alles gute und danke Peeta und Katniss, dass sie heil aus den Kämpfen herausgekommen sind", nach diesen Wort tritt auch zurück und Effie redet wieder: "Kommen wir nun zu den Tributen. Wie immer...Ladys First." Ehrfürchtig geht sie auf die Glaskugel mit den Zetteln, der Mädchen zu. Sie steckt ihre Hand hinein und zieht einen Zettel. Langsam geht sie zurück zum Mikrofon, faltet den Zettel auseinander und liest den Namen: "Alea Gund" ich zucke zusammen. Alea...das durfte doch nicht wahr sein. Immerhin kann Alea mit Pfeil und Bogen umgehen, aber dass sie jetzt in die Arena muss, finde ich alles andere als gerecht. Doch ich halte meine Empörung zurück. Mit langsamen Schritten kommt sie auf uns zu. In der Menge kann ich Jola erkennen, die bitterlich weint und sich von Prim trösten lässt. Als Alea die Bühne betritt umarme ich sie und auch Peeta nimmt sie in den Arm. Effies Stimme reißt mich aus meinen Gedanken: "Und nun zu den Herren." Auch dort geht sie ehrfürchtig zur Kugel, zieht einen Zettel, geht langsam wieder zurück und liest ihn vor: "Jack Connor." Jack kenne ich nicht und ich denke, dass es seine erste Ernte ist, genau wie bei Alea. Als wir Jack erblicken, weiß ich, dass Distrikt 12, wieder eine Chance hat zu gewinnen. Plötzlich bin ich total zuversichtlich und auch Peetas Gesicht hat sich entspannt. Als Jack die Bühne betritt, nehme ich ihn auch in den Arm. Meines Erachtens, müsste er ungefähr so alt sein, wie Alea...also um die 17. Peeta nimmt ihn auch in den Arm, aber auf männliche Art. Bei diesem Gedanken muss ich lächeln. "Unsere Tribute für Distrikt 12- Alea Gund und Jack Connor. Gebt euch die Hand." Alea und Jack geben sich die Hände und in ihren Gesichtern kann ich keinerlei Traurigkeit erkennen. Das einzige, was ich bei Alea sehe ist Angst und Respekt. Jacks Gesicht ist wie versteinert, aber da hinter wird sich auch etwas verbergen. Nachdem die Hymne eingespielt wurde, gehen die Türen hinter uns auf und zwei ehemalige Friedenswächter führen Alea und Jack in zwei verschiedene Räume. Ich kann mich noch gut daran erinnern, als ich hinter einer dieser Türen saß und darauf wartete mich von meiner Familie zu verabschieden. Plötzlich spüre ich eine Hand auf meiner Schulter und als ich mich umdrehe, schaue ich in Prims Gesicht. "Katniss? Verspricht mir, dass du Alea gut trainierst, damit sie eine Chance hat." Ich nicke. "Und Jack....Jack ist eine harte Nuss, die ihr erst knacken müsst. Aber ich glaube das bekommt ihr hin....ich habe es auch geschafft." "Du kennst Jack?" "Ja, er wohnt neben Fary." "Achso. Aber sag mal, Kleine. Wo wirst wirst denn jetzt die nächsten Wochen wohnen, wenn Peeta und ich schon wieder weg sind?" "Katniss....ich bin drei Jahre ohne euch zurecht gekommen, da werde ich doch die paar Wochen ohne Probleme schaffen." Ich nicke. Ich habe vergessen, wie erwachsen sie geworden ist. Peeta hat sich die ganze Zeit zurück gehalten, doch als Prim ihn umarmt sagt er: "Pass auf dich auf. Wir sind bald wieder zurück." Prim nickt und fällt mir dann auch um den Hals. Für ihre 15 Jahre, ist sie schon sehr groß, oder ich mit meinen knapp 20 Jahren einfach klein. Ich muss grinsen und gebe Prim noch schnell einen Kuss, bevor Effie uns zum Zug schiebt. "Los, los....wir haben nicht mehr viel Zeit." Peeta und ich betreten den Zug, der uns mit Alea und Jack ins Kapitol und zum Trainingscenter bringt. Effie steigt hinter uns ein und sagt: "Ich bin ja so stolz auf euch beiden. Ihr seid wahre Kämpfer." Ich kann nur nicken. "Es ist schade, dass es dieses Jahr, meine letzten Spiele sein werden." Peeta und ich gucken uns an und nicken dann einfach nur.