Erster Tag und Linux

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Aleas P.O.V.

Langsam und leise schleiche ich mich weiter in den Wald hinein. Ich habe schon ein Eichhörnchen geschossen und zu meiner großen Freude, direkt ins Auge- wie Katniss es mir immer gezeigt hat.

Ich höre die Stimmen der Karrieros, denn ich bin schon sehr in ihrer Nähe. Es ist bereits schon sehr dunkel und ich kann kaum noch was sehen. Ich muss zugeben, dass ich zu spät los gegangen bin... jetzt werde ich kaum noch Wild schießen.

Ich schaue mich um, ob ich irgendwo ein Reh, Hase oder Eichhörnchen sehe, aber nichts rührt sich. Enttäuscht lasse mich auf einen Baumstumpf fallen, schließe meine Augen und atme tief ein.

Plötzlich höre ich ein Geräusch. Blitzschnell bin ich wieder auf den Beinen, habe meinen Bogen gespannt und lausche in die frühe Nacht.

Aus dem Dickicht kommt eine Gestalt und ich richte meine Bogen auf sie. Ich kann die fremde Person kaum erkennen, ich weiß nur, dass es ein Junge sein muss... ein ziemlich großer Junge.

"Alea...", sagt der Junge und in dem Moment weiß ich, wer vor mir steht.

"Linux?" "Ja, ich bins..." "Was machst du hier? Du weißt, dass ich dich jetzt sofort töten könnte." "Ja, ich weiß, aber ich glaube nicht, dass du das tun wirst." Er lächelt mich schwach an und ich lasse meinen Bogen sinken. Er hat seine Axt dabei, aber er macht nicht den Eindruck, als ob er mich angreifen will. "Komm mit", fordert er mich auf und hält mir seine Hand hin. Ich stecke meinen Pfeil zurück in den Köcher, den ich auf meinem Rücken trage, hänge mir meinen Bogen um und greife zögerlich nach seiner Hand. Ich weiß selbst nicht, warum ich das mache und was ich mir davon verspreche, aber irgendetwas zieht mich zu ihm hin... ich weiß nur nicht genau was es ist.

"Na, komm schon. Wenn ich dich töten wollte, dann hätte ich das heute Mittag schon längst getan", sagt er und hält meine Hand fester. Ich gehe mit ihm weiter in den Wald und plötzlich ertönt die Hymne aus dem Kapitol. Das Wappen wird an den künstlichen Himmel projiziert und die toten Tribute werden angezeigt: Nina- aus 1, Loire- Distrikt 3, John und Lynne- beide aus 4, Amis und Johanna- beide aus 5, Synph und Rike- beide aus 6, Michel- aus Distrikt 7, Anny und Greg- beide aus 8, Kay- aus 9, Julio- aus 10, Jarre und Fura- aus Distrikt 13.

Das bedeutet, dass unsere anderen Verbündeten nicht mehr leben. Außerdem ist mir aufgefallen, dass Linux' Mittributin auch schon tod ist. Es sind von 6 Karrieros nur noch 4 übrig. Ich habe Angst Linux darauf anzusprechen und so schweige ich einfach.

Keiner von uns sagt ein Wort, doch als die Bilder der Toten verschwunden sind fragt Linux: "Warum tötest du mich nicht?" Ich bin von der Frage so überrumpelt, dass ich ihm meine Hand entziehe.

"Warum fragst du das?" "Weil du jetzt die Gelegenheit dazu hättest." "I- Ich kann einfach nicht..." "Ja, das merk' ich...aber warum?" Ich habe keine Ahnung, was er mir damit sagen will, aber dann sage ich zögernd: "Weil du mich nicht getötet hast." "Ach wirklich? Das wusste ich ja gar nicht", sagt er lachend. Ich mag Linux, aber er ist ein Karriero...

"Linux? Warum bist du hier?" "Warum?" "Ja... ich war auf der Jagd, aber du?" "Die anderen haben mich genervt... Collin geht es nur ums töten..." "Und dir nicht, oder wie?" Er schüttelt den Kopf. Also hatte ich mit meiner Vermutung recht.

"Weißt du, als Zora, Gilo und ich, dich und Greta gesehen haben, war mir klar, dass ich euch töten müsste. Wir sind die Karrieros und das wird von uns erwartet. Aber als ich kurz davor war, dir die Kehle durch zuschneiden, hat etwas in mir protestiert. Ich konnte und wollte dich nicht töten. Gilo hat es gemerkt und mir keinen Strich durch die Rechnung gemacht, sondern mir geholfen. Zora macht sowieso nur das, was man ihr sagt, aber Gilo und ich sind gute Freunde..."

Nachdem er dies offenbart hat, ist es still, denn ich weiß einfach nicht, was ich dazu sagen soll. Deshalb nehme ich einfach wieder seine Hand und lege, ohne groß darüber nach zudenken, meinen Kopf auf seine Schulter.

Er lächelt und legt seinen Arm um mich. Ich weiß überhaupt nicht, warum ich mich so benehme, denn eigentlich gehört Jack mein Herz. Aber Linux löst etwas in mir aus, was ich nicht einordnen kann...

Linuxs P.O.V.

Sie legt ihren Kopf auf meine Schulter und ich kann nicht anders, als meinen Arm schützend um sie zu legen.

Alea ist etwas Besonderes und wenn ich ihr in die Augen schaue, dann sehe ich etwas, was ich kaum kenne- Hoffnung. Ich kann sie nie in meinem Leben umbringen, dass schaffe ich einfach nicht, denn wenn ich ehrlich bin, dann hat sie sich in mein Herz geschlichen. Ich weiß, dass es den Tod bedeutet, aber wir sind sowieso zum Tode verurteilt, allein schon, weil wir hier in der Arena sind.

"Wir sollten wieder zurück gehen." Höre ich ihre Stimme und ich weiß, dass sie recht hat. Collin wird eh schon wütend auf mich sein...

Ich nicke einfach nur und wir stehen auf. Sir hält immer noch meine Hand und sie macht auch keine Anstalten sie loszulassen.

Als sie zu der Höhle gehen muss, wo sie und ihre Verbündeten ihr Lager haben, bleibt sie stehen und schaut mir in die Augen. Ich liebe ihre Augen und kann mich einfach nicht von ihnen lösen.

Schnell gibt sie mir einen Kuss auf die Wange, dreht sich dann um und verschwindet in der Höhle.

Meine Wage glüht an der Stelle, wo ihre Lippen meine Haut berührt haben. Total verwirrt gehe ich zurück in unser Lager....

Was das Kapitol jetzt wohl denkt?

Die Tribute von Panem- Die 76. Hungerspiele (Beendet)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt