Von Eicheln und Ponys

1.8K 132 83
                                    

"Er ist mein Freund, Gandalf! Der engste, den ich je hatte! Und der, der mir am meisten bedeutet..."

"Das weiß ich, Bilbo. Und glaube mir, das beruht auf Gegenseitigkeit."

"Warum verstehst du dann nicht, dass ich gehen will? Gehen muss?"

Der kleine Hobbit war in Rage. Vor wenigen Stunden noch war er sich sicher gewesen, dass alles gut werden würde. Dass er einen Weg finden würde, um mit allem abzuschließen. Um mit Thorin abzuschließen und einfach alles so zu akzeptieren, wie es nun einmal war. Doch dieses Gefühl der Hoffnung und Sicherheit war nun dem Gefühl des Pflichtgefühls und der Unvernunft gewichen. Bilbo spürte, wie Zorn und Tränen in ihm aufstiegen und kurz davor waren, auszubrechen. Thorin brauchte ihn.

Der Zauberer blieb ruhig und senkte seine Stimme zu einem tiefen, eindringlichen Flüstern.

"Mit der Drachenkrankheit ist nicht zu scherzen. Gerade du solltest das wissen!"

"Aber... aber Thorin hatte sie schon besiegt! Seit der Schlacht der fünf Heere und bis zu meinem Abschied war er wieder vollkommen er selbst! Ich... ich fühle mich schuldig, Gandalf. Vielleicht bin ich der Grund, weshalb er wieder dem Wahnsinn verfallen ist... Damit könnte ich nicht leben." Er schloss die Augen. Eine warme Träne rann seine Wange hinab und ließ ihn bei dem Gedanken an Thorin erschaudern. Was mussten er und seine Freunde wohl gerade durchmachen?  

"Du fühlst dich schuldig?"

"Ja..." Bilbos Stimme war nur noch ein Flüstern.

"Wie kommst du auf den Gedanken, dass du der Grund für Thorins Krankheit bist? Du musst dir wirklich keine Vorwürfe machen. Niemand kann etwas dafür, und du schon gar nicht."

Der kleine Hobbit atmete tief durch. "Ich... ich habe gemerkt, dass... Nun ja, dass Thorin meine Abreise näher ging, als er es mir gegenüber zu zeigen wagte."

Der Zauberer wölbte eine Augenbraue. Bilbo spürte, wie er seinen prüfenden Blick über ihn streifen ließ. Ahnte er, dass der Hobbit das Gespräch zwischen ihm und Thorin mitangehört hatte? Nein, völlig unmöglich. Oder?

"Ich halte es nicht für weise, dorthin zurückzukehren."

Bilbo lachte auf. "Ach, ich soll meine Freunde also einfach ihrem Schicksal überlassen? Sie im Stich lassen? Das habe ich nie getan und werde es auch in Zukunft nicht tun!"

"Das habe ich auch nicht von dir verlangt. Und ich bin überzeugt davon, dass wir ihnen helfen müssen. Ich zweifle nur daran, dass du etwas ausrichten kannst. Du würdest dich - und das leider nicht zum ersten Mal - unnötig in große Gefahr begeben!"

"Gandalf! Du hast mich in dieses Abenteuer verwickelt. Und ich habe mich bis jetzt ganz gut durch die Gefahren geschlagen, würde ich sagen - immerhin stehe ich noch vor dir! Du kannst nicht von mir verlangen, dass ich zurück nach Beutelsend gehe und allem den Rücken zuwende!"

"Jetzt geht der Tuk mit dir durch, Bilbo Beutlin! Sei kein Narr! Du hast Filis Worte gelesen! Die Drachenkrankheit ist stärker denn je! Wenn er dich schon zu Beginn der Schlacht den Wall hinunterstürzen wollte, was wird er dann erst jetzt tun?! Wenn er sich deines Verrats erinnert und - " Bilbo unterbrach ihn.

"Mein Verrat? Er hat den Arkenstein wieder! Er hat mit Elben und Menschen Frieden geschlossen! Er hat keinen Grund mehr, auf mich wütend zu sein! Ich habe keine Angst vor Thorin!"

"Das solltest du aber. Ich kann nicht zulassen, dass du umkehrst und dich erneut in Gefahr bringst! Das erlaube ich nicht!"

Bilbo lächelte gequält und schüttelte den Kopf. "Ich bitte nicht um Erlaubnis, Gandalf."

More than gold | BagginshieldWo Geschichten leben. Entdecke jetzt