Ein fremdes Licht

1.1K 86 85
                                    

Bilbo seufzte, als er seine Hände in einen Berg aus goldenen Münzen grub und das Gold beiseite schob. Seine Finger waren steif vor Kälte, hätten sie etwas Verdächtiges berührt, so hätte er es vermutlich nicht einmal gemerkt, doch das war nicht der Fall. Der Berg aus Münzen war nur ein Berg aus Münzen, genau wie der, den er davor durchwühlt hatte, und wie der davor und der davor...

"Wieder nichts..." flüsterte er, und rieb sich die Hände, in der Hoffnung, sie würden ein wenig wärmer werden. Es brachte nicht viel, und er gab auf, als er es einsah.

"Hast du was gesagt?" Bilbo wandte den Blick von dem leblosen Gold ab und erkannte, dass die Stimme von Fili gekommen war, der zwei Armlängen von ihm entfernt stand und ihn fragend betrachtete.

Er schüttelte den Kopf und seufzte tonlos. "Nicht so wichtig."

Müde ließ er seinen Blick durch die Schatzhalle gleiten. In der Luft lag eine schwere Kälte, ein matter Schleier roten Dunstes umhüllte die schillernden Berge aus Gold und Juwelen. Ein Anblick, an den sich Bilbo nie ganz gewöhnen würde und auch nicht gewöhnen wollte. Er war sich sicher, dass sich die Morgensonne bereits seit geraumer Zeit an den Toren Erebors entlangtastete, doch er konnte sie nicht sehen, nicht fühlen, und er spürte, wie das dämmrige Fackellicht begann, ihn zu nerven und ihn schläfrig und träge machte.

Er sah aus dem Augenwinkel, wie Fili sich wieder seinem Berg aus Münzen widmete. Das Gold klirrte, als er es beiseite schob. Unter seinem Mantel lugte noch immer sein Nachthemd hervor, er hatte keine Zeit gehabt, es abzulegen, so wie jeder der anderen Zwerge auch. Nachdem Bofur und Bilbo sie geweckt und ihnen berichtet hatten, was es zu berichten gab, hatte niemand von ihnen mehr schlafen wollen. Das war nun fünf Stunden her.

Das, was sie seitdem getan hatten, hatte bisher zu keinem Ergebnis geführt, ähnlich wie damals, als sie nach dem Arkenstein gesucht hatten. Doch es ist etwas anderes, nach einem leblosen Edelstein Ausschau zu halten, als nach zwei lebendigen kleinen Feuerwürmern zu suchen.

Das Problem war, dass niemand so richtig zu wissen schien, was das Ergebnis ihrer Suche wohl sein würde. Dass niemand so richtig wusste, wonach genau es Ausschau zu halten galt, und vor allem; wo man zu suchen hatte. Sie hatten den Thronsaal Zentimeter um Zentimeter abgesucht und nach zwei vollen Stunden beschlossen, es in den angrenzenden Gängen zu probieren. Erfolglos. Dwalin hatte schließlich vorgeschlagen, die Suche in der Schatzhalle fortzusetzen, und sie alle hatten es für eine gute Idee gehalten, da sich selbst ein ausgewachsener Drache wie Smaug unter dem Gold hatte verstecken können. Nun, das Resultat war das gleiche, und die beiden Schlangen blieben ihnen verborgen. Bilbo glaubte langsam nicht mehr daran, dass sie in dieser Halle waren.

Er sank neben einer Säule auf einem kleinen Hügel goldener Münzen nieder, stützte seinen schweren Kopf auf beiden Händen und die Ellbogen auf den Knien ab. Er musste an Thorin denken, der ein paar Gänge weiter in seinem Bett lag, und überlegte, ob er nicht doch vielleicht zu ihm gehen sollte, um ihn aufzuklären und um sicher zu gehen, dass ihn nicht wieder Krämpfe aus dem Schlaf rissen.

Sein Gedankengang wurde unterbrochen, als er bemerkte, dass sich Fili neben ihn gesetzt hatte und sich räusperte, um seine Aufmerksamkeit zu bekommen. "Sag mal... du warst doch dabei, hab ich recht? Als ihr die Bruchstücke gefunden habt."

Er antwortete mit trockener Kehle. "Bofur hat sie gefunden. Dann hat er mich getroffen. Und dann haben wir euch geweckt." Fili nickte. Erst nachdem Bilbo es ausgesprochen hatte, begann er sich zu fragen, weshalb sich der Blonde dafür interessierte. Ihm war im Moment nicht wirklich danach, ein Gespräch zu führen, wenn er selbst nicht wusste, wo ihm der Kopf stand und was bei Durins Namen darin vor sich ging. Drachenbabys. Ungläubig schüttelte er den Kopf und senkte den Blick.

More than gold | BagginshieldWo Geschichten leben. Entdecke jetzt