Kapitel 3

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Ich war meiner Sitznachbarin sehr dankbar dafür, dass sie mich aus meinen Gedanken riss, denn ich konnte nicht aufhören über das zu denken, was gestern passiert war.
Rosalie drückte mir einen Zettel in die Hand, welcher mit einer krakeligen Schrift verziert war. Ich wusste sofort von wem dieser Zettel war...

Sicher, dass du das vielleicht doch nur geträumt hast?

"Kate", murmelte ich genervt und schaute sie kopfschüttelnd an. Sie deutete mit ihrem Kopf auf den Zettel vor mir.

Solche Albträume habe ich nicht!

Okay, es war nicht ganz so schlimm. Justin war ja nicht irgendwer, aber ich wollte nicht, das Kate am ende noch dachte, dass ich diesen badboy mochte. Denn dem war nicht so. Ich fand ihn nur nervig, dass war's. Und ziemlich gutaussehend, aber das hieß nichts.

"Miss Cooper? Was haben Sie denn da?"

Mein Lehrer stand plötzlich vor mir, was mich ziemlich überraschte, denn ich wollte gerade den Zettel an meine beste Freundin weitergeben.

"Äh, gar nichts."

Seine großen Augen musterten mich, sodass ich mir besser eine andere Ausrede ausdachte.

"Das sind meine Philosophie Hausaufgaben", log ich und spielte unschuldig mit einer Haarsträhne rum. Was ihn natürlich nicht beeindruckte, sondern ihn noch mehr verärgerte. Super Leistung, liebes ich...

"Für wie dumm halten Sie mich eigentlich? Das da sind keine Hausaufgaben, dass ist irgendein Zettel, den Sie in meinem Unterricht geschrieben haben. Wenn mein Unterricht wirklich so langweilig ist, dann können sie auch gleich gehen."

Hatte er..? Er hatte mich gerade ernsthaft aus dem Unterricht geschmissen? Was für ein Idiot. Und das nur, weil ich nicht aufgepasst hatte. Ich konnte mich nur verhört haben.

"Verlassen Sie bitte meinen Unterricht, Miss Cooper."

Nope, ich hatte mich nicht verhört...
Kate schaute mich entschuldigend an, was mir aber auch nichts brachte. Also packte ich mürrisch meine Sachen zusammen und verließ den Unterricht.

Oh man, wenn das Mum und Dad mitbekamen, dann gab es Ärger. Obwohl? Vielleicht würden sie mich ja verstehen. Hoffentlich, ich hatte keine Lust auf Hausarrests. Alec war doch immer der, der Mist baute. Nicht ich.

Beleidigt schlenderte ich über den Pausenhof und entdeckte den Rucksack meines Bruders in der hintersten Ecke stehen. Man konnte ihn kaum sehen, er war unter einer Tischtennisplatte versteckt, aber ich war dennoch zu 100% sicher, dass es seiner war.
Vorsichtig ging ich zu ihm hin. Keiner in der Nähe. Komisch...

Plötzlich hörte ich ganz leise Stimmen. Sie kamen aus der Richtung des Schuppens. Der Weg dahin war jedoch versperrt, abgesehen von einem Minigang, durch den kaum einer passte.
Wenn Alec da war? Ich musste es wissen, nicht das er irgendeinen Mist baut. Er war so schon kurz davor sich sein Leben zu ruinieren...

"Verdammt", murmelte ich und machte mich so klein es ging. Diese Äste wollten aber auch alle mich aufhalten. Einer nach dem anderen piekst mich und ich musste mich zusammenreißen, nicht laut zu stöhnen.

Ich war am Ende angekommen und lugte vorsichtig hinter den Schuppen hervor. Die Stimmen waren immer lauter geworden. Es waren fünf Jungs. Und mir verschlug es fast die Sprache...

Cameron, Chase, David, Justin und mein Bruder standen alle in einem Kreis. In der Mitte hatten sie etwas, was ich jedoch nicht erkannte. Es war ein Sack mit Sachen drin, aber genaueres konnte ich nicht erkennen.
Das Gespräch machte mich hellhörig.

"Also, bist du dabei?", fragte Chase an meinen Bruder gewandt. Er nickte unsicher.

"Ich habe sowas noch nie gemacht."

"Na und? Bringt Spaß. Und du kannst was gewinnen", mischte sich David ein. Um was zur Hölle ging es da?

Chase griff in seine Hosentasche und holte eine Zigarettenpackung raus. Okay, wieder eine Macke an ihm. Ich hasste rauchen. Es war aus meiner Sicht das Dümmste, was Menschen machen konnten. Wer vergiftete sich schon freiwillig?
Chase hielt die Packung in die Mitte und auch David griff nach einer. Am liebsten hätte ich als nächstes einen Satz nach vorne gemacht und meinen Bruder treten können.
Alec griff nämlich auch nach einer...

"Wenn Mum und Dad das erfahren..."

Normalerweise war ich keine Petze, aber hier ging es ja nicht um irgendeinen Quatsch, sondern um die Gesundheit meines Bruders! Da war petzen erlaubt.

"Das wird ein großes Fest, wir haben noch andere Mitstreiter. Generell kommen viele. Aber kein Wort zu irgendjemanden. Ich habe keinen Bock, dass die Polizei uns ein Strich durch die Rechnung macht."

Chase Worte machten mich unsicher...
Zu was hatten sie Alec überredet gekriegt? Und warum ausgerechnet Chase? Er konnte nicht auch noch Dreck am Stecken haben...
Boah, Jungs konnten ja echt anstrengend sein!

"Hier", Justin gab Alec einen Schlüssel. In dem Moment wusste ich endlich, worum es ging. Ein Motorradrennen. Sie hatten Alec zu einem Motorradrennen überredet.
War sowas überhaupt erlaubt?
Naja, die Polizei wollten sie jedenfalls nicht dabei haben, warum auch immer. Am liebsten hätte ich Alec gerade erwürgt und den Rest gleich dazu. Wie konnten sie nur...

"Holy shit!"

Kreischend schüttelte ich meine Hand und sprang einen Schritt zurück. Eine riesige fette Spinne saß auf meiner Hand und ich hatte unglaublich große Angst vor diesen Monstern. Sie waren einfach ekelhaft...
Aber das war nicht mein einziges Problem. Die Jungsbande hatte mich bemerkt und schauten verwirrt und überrascht zu mir. Genau genommen in meine Richtung, gesehen hatten sie mich nicht, nur gehört.

Im nächsten Moment waren Schritte zu hören.
Ich musste hier schleunigst verschwinden, sonst würde das hier ein böses Ende geben. Schnell sprintete ich los. Die Dornen, die sich in meinen Arm bohrten, ignorierte ich so gut es ging und atmete erleichtert aus, als ich wieder aus dem engen Gang raus war und über den Schulhof gucken konnte.

Dann tauchte eine Gestalt vor mir auf. Mein Oberkörper wurde mit so einem starken Druck gegen die Wand hinter mir gedrückt, dass ein tiefer Schmerz durch meine Schultern zog.
Panisch versuchte ich nach Hilfe zu rufen, doch mein Gegenüber presste seine Hand auf meinen Mund. Ich starrte in hellgrüne Augen und ein makelloses Gesicht, welches vielleicht ein Zentimeter von meinem entfernt war.

"So sieht man sich wieder", flüsterte er und ein breites Lächeln bildete sich auf seinen Lippen. Den Fakt, dass er mich mit einem viel zu starken Druck gegen die Wand gedrückt hatte, war ja schon schlimm, aber das dieser jemand ausgerechnet Justin war, verschlug mir die Sprache.
Naja, die brauchte ich gerade sowieso nicht, da seine warme Hand immer noch auf meinen Lippen lag.
Wie viel Glück konnte ich eigentlich haben?

Wrong bad boyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt