Wrong bad boy

Kapitel 28

Bleib ruhig. Nicht ohnmächtig werden.

Um mich zu beruhigen atmete ich tief ein. Dabei stieg mir ein Zitronenduft in die Nase. Zitronenduft? Die Hand an meinem Mund verschwand und ich sprach das erste aus, was mir in den Sinn kam.

"Bitte lassen Sie mich gehen. Ich mach alles!! Wirklich alles! Bitte..."

Meine flehende Stimme wurde verzweifelter und ich schluckte schwer. Es passierte nichts, dann flüsterte er mir etwas ins Ohr.

"Genau deshalb sollte jedes Mädchen sich verteidigen können."

Meine ganze Panik verschwand auf einen Schlag.

"Justin?!"

Der Griff lockerte sich sofort und ich ging so viele Schritte wie möglich nach hinten, bis ich gegen eine Wand stieß.
Das kann doch nicht wahr sein.

Justins schiefe Grinsen erkannte ich im schwachen Licht der Straßenlampe und er verschränkte seine Arme vor der Brust. Seine Haaren waren zerrzaust und kleine Grübchen bildeten sich.

"Was.."

Ich war einfach zu überrascht, um das alles zu verstehen.

"Ich war auf dem Weg zum Boxen und da habe ich dich gesehen", erklärte er, als wäre es das Logischste auf der Welt.

"Aber... warum?"

Meine Stimme funktionierte einigermaßen und mein Herz schlug wieder langsamer.

"Ich wollte wissen, ob du dich verteidigen geschweige denn kämpfen kannst."

"Aber deshalb kannst du mich doch nicht von hinten angreifen und mich in eine Gasse zerren!"

Justin zuckte nur mit den Schultern.

"Immerhin bin ich fürs Training aufgewärmt. Danke."

Er ging weiter und ich schlich hinterher, doch als ich ihn von hinten überraschen wollte, drehte er sich sofort zu mir und packte mich an beiden Händen.

"Du musst dringlichst besser werden. Komm mit zum Boxen, es würde dir echt helfen."

Erst entführte er mich fast und dann wollte er, dass ich freiwillig zu seinem Boxtraining ging? Auf keinen Fall!
Ich schaute in seine grünen Augen, die direkt vor meinen waren. Doch so sehr ich es auch versuchte, ich konnte mich nicht befreien.

"Du wirst es gebrauchen können. Du wirst mir noch um den Hals fallen, so dankbar wirst du sein."

"Das glaubst du doch wohl selber nicht!"

Ich lachte laut, doch Justin schüttelte schweigend den Kopf.

"Lass uns eine Wette machen. Ich bringe dir Boxen bei, damit du dich verteidigen kannst. Wenn ich recht habe und du mir dankbar sein wirst dafür, dann..."

Er überlegte, dann starrte er auf meine Lippen.

"Dann kriege ich einen Kuss", beendete er seinen Satz und wandte seinen Blick langsam hoch in meine Augen.

"Was springt da für mich raus?", hakte ich ungläubig nach.

"Was du willst."

Er machte, was ich wollte? Das klang verlockend. Außerdem hatte ich die Wahl zwischen einen mürrischen Bruder mit einer weinenden kleinen Schwester, die unbedingt Yakari mit mir sehen wollte und dem Boxtraining mit Justin. Inklusive tat er, was ich von ihm verlangte.
Grinsend nickte ich und kam ihm näher, bis wir Stirn an Stirn waren.

"Okay", flüsterte ich. Justin nickte, dann wollte er die Lücke zwischen unseren Lippen schließen, doch ich machte ruckartig einen Schritt zur Seite, sodass er gegen die Wand prallte. Ich fing sofort an zu lachen.

"Dich kann man gut reinlegen", meinte ich, doch Justin schüttelte nur grinsend den Kopf.

"Na komm, ich will nicht zu spät kommen."

Ehe ich mich versah hatte er meine Hand fest mit seiner verschlossen und ging mit ihm los. Blöd nur, dass ich meine Hand einfach nicht lösen konnte.
Was er genau wusste.

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Vor einem riesigen Sportcenter blieben wir stehen. Ich musste schlucken. Das Ding da war fast so groß wie das Empire State Building!

"Hier hast du Training?", fragte ich ungläubig und starrte das Glasmonstrum immer noch an. Justin nickte lachend und zog mich hinein. Wir gingen bis in die letzte Etage, dann blieben wir vor den Umkleiden stehen.

"Du musst einfach da durch gehen, immer gerade aus. Es sei denn du willst mir mit-"

"Vergiss es. Bis gleich", ich ließ ihn diesen verstörenden Gedanken nicht aussprechen und verschwand in der Damenumkleide.
Ein paar Mädchen meines Alters machten sich wohl auch bereit fürs Training. Sie lächelten mich kurz an, als sie mich bemerkten, gingen dann jedoch weiter.

"Bist du neu beim Training?"

Ein Mädchen mit langen blonden Haaren und braunen Augen lächelte mich freundlich an. Ich schüttelte den Kopf.

"Nein, ich bin hier mit einem Freund."

"Cedric, Moritz, Lukas, Tim, Justin-"

"Justin", stoppte ich sie und schaute aus der Tür. War er vielleicht schon fertig und wartete auf mich? Das Mädchen nickte und nahm ihre Boxhandschuhe.

"Ah, Justin. Er ist der Beste im boxen. Du solltest ihn mal sehen. Ich heiße übrigens Lexi. Und du?"

"Ashley."

Sie nickte, dann redeten wir noch ein bisschen. Nach ein paar Minuten ging sie zur Tür und ich folgte ihr einfach. Vielleicht war Justin auch schon fertig. Meine Gedanken hatten Recht, da stand er und machte gerade ein paar Liegestütz. Naja, ein paar konnte man das nicht nennen. Es sah so aus, als würde er das jede Minute seines Lebens machen.

Er schaute hoch und kam sofort zu mir.

"Cinderella, das hat aber lange gedauert."

Lexi schaute mich eindringlich von der Seite an. Was sie jetzt dachte war ein logischer Entschluss aus Justins Aussage. (Haha, irgendwie klang das jetzt sehr schlau ;) )

"Kann deine Prinzessin denn überhaupt boxen?"

Bevor ich Lexi korrigieren konnte, hatte Justin schon das Wort ergriffen.

"Nope, deshalb ist sie auch hier."

"Wegen einer Wette", verbesserte ich schnell und schaute mich unauffällig um. Hier waren mehrere Leute in meinem Alter. Sie waren am Aufwärmen und Reden, manche hatten schon mit dem Training angefangen und schlugen professionell auf den Boxsack ein. Also deren Schläge würde ich ungern in mein Gesicht bekommen...

"Willst du dich gar nicht aufwärmen?"

Lexis Stimme riss mich aus meinen Gedanken und schaute in ihr strahlendes Gesicht. Eigentlich wollte ich nicht mal mitmachen, aber jetzt konnte ich nicht mehr gehen.

Arrrg, dann bringe ich eben diese blöden Stunden hinter mich.

Also nickte ich und machte mir schnell einen Zopf. Als ich Justins Stimme an meinem Ohr hörte, zuckte ich automatisch zusammen. Seine heißer Atem kitzelte meinen Hals und ich hoffte sehnlichst, dass er nicht sah, was er für eine Reaktion auf mich hatte.

"Denk bloß nicht, dass ich dich auch wie eine Prinzessin behandeln werde."

Was das heißen sollte, wollte ich gar nicht mehr wissen...