Kapitel 44 - Ende

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Die Enttäuschung in seinem Gesicht war kaum zu ertragen, sodass ich meinen Blick zum weiß schimmernden Wasser richtete.
Wie lange wir stumm im Wasser schwammen war mir nicht klar, aber das plätschernde Geräusch bedeutete mir, er tauchte.

"Justin, vergiss es."

Wie erwartet hörte er mir nicht zu. Erst als ich ihm an seinen Armen aus dem kalten Wasser zog, schaue er mich an.

"Es ist zu dunkel und zu kalt. Du wirst dich noch erkälten."

Ich hörte mich an wie Mom, jetzt verstand ich mal, wieso sie immer so mit mir redete. Und wie auch ich und Alec immer genervt mit den Augen rollten, tat es auch Justin.
Er versuchte wieder unterzutauchen, meine Hand rutschte von seiner nassen Haut. Er würde nicht aufhören, er war viel zu stur dafür.
Zu meinem Glück öffnete sich die Tür des Holzhauses am Ufer des Sees. Das gelbe Licht sorgte für ein bisschen Helligkeit und ich spürte ein kleines bisschen Wärme von ihr aufzunehmen.
Kate stand mit nassen Haaren und einem Stück Pizza in der Hand am Türrahmen. Ihr Grinsen konnte ich sogar von hier aus erkennen. Wenn sie wüsste...

"Wir wollen "Avengers" gucken, kommt ihr?"

Die grünen Augen vor mir starrten bitter auf die helle Wasseroberfläche, dann schwamm er zurück zum Ufer. Ich folgte ihm mit Abstand.
Das Grinsen verschwand aus Kates Gesicht, erst recht als Justin wütend an ihr vorbei ins Haus preschte, seine nassen Haare tropfen auf den weißen Sand, genau wie meine.
Meine beste Freundin wollte mich etwas fragen, doch ich wimmelte sie mit einer einfachen Handbewegung ab.

"Frag nicht."

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Alec und ich hatten die Avengers schon tausend mal gesehen, daher konnte ich fast jede Szene mitsprechen. Alec ging es wohl gleich.
Das grelle Licht der Leinwand wechselte Sekunde um Sekunde ihre Farbe, es war schwierig für mich Justins Blick zu erkennen. Oder meine Augen weigerten sich schlicht und einfach dagegen, ihm ins Gesicht zu schauen.

"Wie kann Ultron nicht schon längst Tod sein? Ist ja nicht so, dass Steve und Tony ihm schon tausendmal den Blechkopf von seinem Metallkörper gerissen haben", beschwerte sich Kate zum fünften Mal bei mir.

"Ultron ist kein Mensch, sondern ein System. Er kann nicht sterben, jedenfalls nicht so."

"Er verhält sich aber wie einer."

"Du verhältst dich auch wie ein nerviges Kätzchen, bist aber keins, also."

Durch meine monotone Stimme und dem starren Blick nahm meine beste Freundin dies nicht wie ein Scherz auf, eher wie eine Beleidigung.
Ohne ein Wort rückte sie ein bisschen von mir ab und legte sich in Alecs Arme.
Die beiden waren nicht die einzigen, die sich verliebt in den Armen lagen. ­Der Würgereiz in meinem Hals wurde stärker, also entschied ich mich dazu zu gehen. Immerhin wusste ich ja, wie es ausgehen würde.

Keiner bemerkte mein Verschwinden, zum Glück. Somit hatte ich Ruhe in meinem Zimmer. Erschöpft ließ ich mich in mein Bett fallen.

"Verdammt..", murmelte ich, sobald der Sand von vorhin in meinen Nacken rollte. Dabei war ich zu faul, ihn wegzuräumen und akzeptierte das ekelhafte Kitzeln in meinem Nacken.
Es war alles still, dennoch war es mir unmöglich meine Augen zu schließen. Mindestens eine Stunde lag ich reglos in meinem Bett rum, bis ich das Quietschen meiner Tür wahrnahm. Sofort stellte ich mich schlafend.

"Was machst du da?"

Chase Stimme war die erste, die ich hörte, dicht gefolgt von Justins.

"Wonach siehst denn aus?"

"Alter, chill mal. Wir sind hier nicht in der Schule, wo jeder Lehrer einen anschnauzt", stöhnte Chase genervt. Ich war mir sicher, dass er gerade seine Arme verschränkt hatte.

Wrong bad boyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt