Kapitel 27

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Kate hatte ich von dem allem nichts erzählt, da ich mir selber nicht mal sicher war, was gerade in Justin gefahren war. Also ging ich nach der Schule zu ihr.
Die knallrote Tür kannte ich mit all ihren Kratzern in und auswendig, es war fast wie ein zweites Zuhause.
Schüchtern öffnete meine beste Freundin die Tür und schaute mich überrascht an.

"Ash? Was machst du denn hier?"

Ihre großen Augen und die Röte, die ihr sofort ins Gesicht schlug verriet mir sofort, dass hier etwas faul war. Ich hörte genau hin und bemerkte, dass ein Fernseher lief. Wahrscheinlich hatte ich sie während ihrer Lieblingsserie gestört.

"Ich muss dir was erzählen", meinte ich schlicht und ging selbstverständlich hinein. Kate sah mir unsicher zu wie ich meine Sachen unter die Treppe stellte und ins Wohnzimmer ging. Ich wollte mich gerade auf ihr wundervoll weiches Sofa schmeißen, da bemerkte ich gerade noch rechtzeitig, dass da schon jemand lag. Jemand ganz bestimmtes...

"Alec? Was..-"

Mir fehlten die Worte. Was machte mein verfressender Bruder hier? Doch die Erinnerung an das Gespräch mit Chase gab mir den Grund.

"Hattet ihr überhaupt vor mir zu sagen, dass ihr zusammen seid?"

Kate verschluckte sich an ihrem Wasserglas und bekam kaum Luft, während mein liebreizender Bruder auf den Boden starrte. Ich atmete laut aus. Wie konnten sie es mir nicht sagen und dann so überrascht sein, wenn ich es selber herausfand?!

"Du weist es?", krächzte meine beste Freundin und hustete anschließend wieder. Ich nickte stumm und ließ mich auf dem Sofa fallen, sodass Alec mürrisch platzmachen musste.

"Woher?"

"Von Chase."

Alec murmelte irgendwas, das ich nicht verstand und wechselte einen vielsagenden Blick mit seiner Freundin aus.

"Wir haben es dir nicht gesagt-"

"Wegen unserem Pakt", beendete ich seinen Satz und bediente mich an den Chips vor mir. Der Fernseher wurde gestoppt, sodass keine Gespräche im Hintergrund liefen und ich schaute mir das stehengebliebene Bild an.

Kissing Booth?! Aber... das.

"Seit wann guckst du einen kitschigen Liebesfilm?"

Alec biss sich auf die Lippe und mir fiel meine Kinnlage immer weiter runter. Ein Wunder, dass sie noch nicht auf dem Boden lag.
Kate sah endlich nicht mehr so aus wie eine Tomate und ich drehte mich wieder zu meinem Bruder.

"Ich wiederhole es gerne. Hattet ihr überhaupt vor es mir irgendwann zu sagen?"

"Natürlich!", kam es aus Kate Mund und es war das erste Mal an dieser verzwickten Geschichte, dass ich ihr glaubte.
Alec rieb sich stöhnend seine Schläfe und stand dann ruckartig auf. Leider legte er meine Beine vorher nicht runter von seinen, also fiel ich auf den harten Steinboden. Danke auch, jetzt hatte ich schöne blaue Flecken!

"Sorry. Wie auch immer, ich muss jetzt zum Training. Bis bald."

Ich schluckte schwer, als er Kate auf den Mund küsste. Und nicht so badboy mäßig, wie ich es erwartet hatte, sondern ganz zart. Trotzdem schaute ich blitzschnell weg. Ich konnte zugut auf den Anblick von ihm und meiner besten Freundin küssend verzichten.

"Bis später Dobby!", rief er schnell zu mir, dann fiel die Haustür ins Schloss. Ich warf einen fragenden Blick zu Kate, die ebenfalls zur Tür starrte.

"Er hat doch immer montags und donnerstags Basketballtraining", sagte ich und Kate nickte einstimmig. Alec musste sich schon eine glaubwürdigere Lüge ausdenken, wenn er das nächste Mal abhauen wollte.
Kate hingegen schien auch nicht so begeistert zu sein, dass ich hier war. Sie spielte mit einer Haarsträhne rum und starrte stumm auf den Boden.

"Alsooo", begann ich, doch meine beste Freundin ließ mich kein Wort aussprechen.

"Du solltest erst mit deinem Bruder darüber sprechen. Ich habe nichts Falsches gemacht. Ihr hatten einen Pakt nicht wir."

"Aber du hattest es mir nicht gesagt, obwohl wir beste Freunde sind", argumentierte ich. Punkt für mich. Ich wollte zum nächsten Punkt ausholen, da klingelte es plötzlich. Kate sprintete zur Tür, so schnell wie sie war hoffte sie bestimmt, dass Alec zurückgekommen war, aber ich kannte meinen Bruder zu gut, denn er würde das nie machen, nachdem er sich eine so dumme Ausrede gesucht hatte. Stattdessen stand Hannah an der Tür.

"Wollen wir los? Camilla hat die Pferde schon rausgestellt."

Hannah war eine von Kates Freunden auf dem Reiterhof. Ich kannte sie selber nur vom Sehen, da Kate mich überzeugt hatte mitzukommen. Ich war dreimal in Pferdeäpfel getreten und hätte fast den Huf von Madera, Kates Pferd, ins Gesicht bekommen. Also war das definitiv kein Ort für mich.
Also zog ich schnell meine Sachen an und verließ das Haus.

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Auf dem Rückweg wurde es schon dunkel und mir war kalt. Regen sollte auch bald kommen, also beeilte ich mich lieber. Hinter mir hörte ich ein Knacken. Was war das?
Ich ging einfach schneller, doch das Knacken wurde häufiger. Das wurde gruselig. Bevor ich mich jedoch umdrehen konnte, packte mich jemand von hinten und presste seine Hand auf meinen Mund, damit ich nicht schreien konnte.

Scheiße!

Der Griff war fest und egal wie stark ich es versuchte, ich konnte mich nicht lösen. Keine einzige Menschenseele war in der Nähe und die Sonne war auch schon untergegangen, sodass wir nicht auffielen.
Der Angreifer zog meinen Arm komisch nach oben, sodass ich noch unfähiger wurde mich zu verteidigen und bei jeder Bewegung ein Schmerz durch meinen Körper zog. In was für einer Scheißsituation ich war, realisierte ich erst, als der Angreifer mit mir rückwärts ging und ich nichts dagegen tun konnte.

Ich schwöre zu Gott, dass ich jeden armen Menschen helfe und nie wieder böse bin, wenn ich lebend aus dieser Sache rauskomme! Ich mache alles!! Wirklich alles!

Wir gingen weiter nach hinten in eine Gasse und ich ahnte das Schlimmste. Ich hatte so Angst, dass ich kaum noch denken konnte. Mein Gehirn schrie nur nach Hilfe, aber nichts Positives kam. Ich war verloren. Morgen würde in der Zeitung ein Artikel über mich stehen.

17-Jähriges Mädchen wird vermisst. Als letztes gesehen wurde sie in der High Road, dann kam nichts mehr.

Ich malte mir den Artikel vollkommen aus, inklusive den weinenden Bildern meiner Familie. Plötzlich spürte ich den heißen Atem meines Angreifers im Nacken. Das wars dann wohl mit meiner unschuldigen Zeit.

Wrong bad boyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt