Kapitel 2

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"WAS?!"

Langsam begannen meine Ohren wehzutun, wenn Kate noch weiter so kreischen würde. Und glaubt mir, ich kannte kein Mädchen, was höher kreischen konnte als sie.

"Beruhig dich", murmelte ich und hängte das Oberteil, was mir leider doch zu klein war, wieder zurück. Inzwischen waren Chase und seine Freunde wieder weg, doch Kate und ich befanden uns immer noch im selben Laden.

"Warte, ich glaube ich habe mich verhört... Du warst mit Justin in einer Kabine?!"

"Kate! Sei leiser, diesen Satz kann man sehr falsch verstehen..."

Doch leider hatten schon ein paar Leute ihn mitbekommen und starrten mich entsetzt an. Das lief ja super...
Erst werde ich von meinem Crush für einen Stalker gehalten, dann geht dieser Idiot von badboy einfach in meine Kabine und nun halten mich die Ladenbesucher für eine Verrückte. Nein, es konnte nicht mehr schlimmer kommen...

"OMG", murmelte sie zum tausensten Mal vor sich hin.

"Du kannst dich freuen..."

Oh, was hatte ich denn jetzt schon wieder verpasst?

"Freuen? Willst du mich verarschen?! Da war ein Typ in meiner Kabine! Was, wenn ich mich gerade umgezogen hätte?"

"Hast du aber nicht."

"Trotzdem", murmelte ich mürrisch. Ich konnte diesen Justin gerade umbringen. Ehrlich! Aber nein, das ging natürlich nicht. Dann hätte ich nämlich die Hälfte der Mädchen aus unserem Jahrgang, die mich hassen würde. Und darauf hatte ich noch weniger Lust...

"Wie sieht es mit übernachten heute Abend aus?", fragte mich Kate, um das Thema zu wechseln. Zum Glück!

"Sorry, das geht heute nicht. Alec hat ein paar Kumpels eingeladen, sie wollen pokern. Ich soll ihn nicht stören und er wollte mich dazu bringen, dass ich ihn und seine Freunde bediene, aber das kann er sich abschminken."

Kate ging auf meine verächtlichen Nachdruck gar nicht ein. Ihre Augen schauten mich begeistert an und ihre Wangen färbten sich rot.

"Dein Bruder?"

Das hatte ich ganz vergessen zu erzählen... Kate war unsterblich in meinen Bruder verknallt. Keine Ahnung, wie es dazu kommen konnte, aber ich musste es akzeptieren.
Kate hatte sich noch nie verliebt und sie war 17. Aber in meinen Bruder? In den dann doch. Naja, das Schicksal war eben ein mieser Verräter...

"Ja, genau der. Wo wir gerade über meinen Bruder reden, ich muss langsam nach Hause. Er wollte noch ein paar Besorgungen machen und ich soll auf Faith aufpassen."

Kate nickte traurig und drückte mich fest. Sie war viel stärker als ich und erdrückte mich fast, aber das war mir egal. Kate gab die besten Umarmungen. In ihnen fühlte man sich sicher. Immer.

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"Du musst jetzt schlafen gehen. Ich lese dir auch etwas vor, wenn du willst."

Mit beleidigter Miene schlich meine kleine Schwester in ihr Bett und zog sich ihre Decke über den Kopf. So war Faith eben. Ein zickiger Engel.

"Komm schon. Wie wäre es mit Yakari?"

Damit hatte ich sie. Faith liebte Yakari, also zog ich ein Buch davon aus dem Regal und setzte mich neben sie. Faith kletterte auf mein Schoss und schaute sich begeistert die Bilder an.

"Kleiner Donner!", rief sie fröhlich und zeigte auf das Pony.

"Ja, das ist er. Süß, nicht wahr?"

Okay, als ich behauptet hatte, dass der Tag nicht hätte schlimmer werden können, hatte ich gelogen. Der Abend hielt eine große Überraschung übrig...

Ich wollte mich gerade umziehen, da viel mir etwas ein.

"Mist, meine Tabletten", fluchte ich und begab mich leise ins Büro. Ich holte sie gerade aus einem kleinem Fach am Rand, da hörte ich eine Tür öffnen.
Ich drehte mich um und sprang im nächsten Moment geschockt gegen die Wand hinter mir.

"Holy shit", flüsterte ich und starrte meinen Gegenüber panisch an. Der wiederum grinste nur und lies seinen Blick über mich streifen.

"Justin", sagte ich immer noch benommen und stütze mich von der Wand ab.

"Du schon wieder", meinte er. Seine grünen Augen fixierten meine und seine braunen Haare waren leicht verstrubbelt.
Was zur Hölle machte er hier?

"Du bist beim Pokerabend meines Bruders dabei", stellte ich wenige Sekunden später fest und starrte ihn immer noch entsetzt an.
Wie er sich mit einem schiefen Lächeln gegen den Türrahmen lehnte und meinen Blick standhielt, hätte ich mich am liebsten nach Kanada gezaubert. Jetzt mal ehrlich, seit wann machte er etwas mit Alec?

"Oh, eine von der ganz schlauen Sorte", kommentierte er flink und zwinkerte.

"Raus."

"Das einzige, was du zu mir sagst ist, das ich verschwinden soll. Schon traurig."

"Was soll ich denn bitte sonst sagen? Hey, wie geht's? Nett, dass du dich einfach in mein Büro begeben hast. Freut mich wirklich sehr."

"Das wäre immer hin schonmal ein Anfang, Cinderella."

Justin deutete mit einem Kopfnicken auf mein Top, auf den Cinderella aufgedruckt war. Also peinlicher ging es wirklich nicht. Zu meiner Verteidigung, ich hatte mir das Top nur gekauft, weil Faith es sich gewünscht hatte und alle auf ihren Geburtstag eine Prinzessin auf ihren T-Shirts hatten. Das würde ich ihm aber nicht sagen... Mit welcher Kategorie Vollidiot hatte ich es denn überhaupt zu tun? Eine sehr nervige würde ich sagen.

"Außerdem wollte ich in die Küche. Aber wie es aussieht ist das hier nicht die Küche."

"Ach ne", murmelte ich und rollte mit den Augen. Ich konnte mich noch weiter mit ihm unterhalten oder ich brachte ihn einfach schnell in die Küche, damit ich ihn los war.

Nummer zwei kam mir sehr sympathisch rüber. Also schnappte ich mir seinen Arm und zog ihn aus dem Büro.

"Jetzt komm schon."

Auch wenn ich Justin nicht sah, konnte ich wetten, dass er gerade wieder grinste. Wie immer eigentlich.
Unsere Küche war mit dem Wohnzimmer verbunden, in dem Alec mit seinen Freunde Poker spielte. Als ich und Justin die Küche betraten, wanderten alle Blicke zu uns. Ich wunderte mich, wie er die Küche nicht finden konnte, wenn sie direkt vor seiner Nase war.

Plötzlich viel mein Herz ins bodenlose.
Da saß Chase.
Seit wann war Alec auch mit ihm befreundet? Oh man, ich musste echt mal ein Wörtchen mit meinem Bruder reden...

"Wo wart ihr denn?"

Chase Stimme verursachte eine Panik in mir, die mich noch nervöser machte, als ich sowieso schon war.

"Äh... ich habe Justin zufällig im Flur gesehen. Er... hatte die Küche gesucht."

Ich fühlte mich wie ein Baby, was gerade versuchte ihren ersten Satz zu sprechen.

Chase zog eine Augenbraue hoch und schaute seinen Kumpel vielsagend an. Sein Blick, der an mir runter glitt, beachtete ich gar nicht.
Erst, als auch Alec dahin starrte, schaute ich ebenfalls runter. Und wurde schlagartig rot.
Mein T-Shirt...
Verdammt, hätte Justin nicht etwas sagen können?

Sofort verschränkte ich meine Arme und schaute zu Alec, der mich grinsend, aber auch verwirrt ansah. Ich musste hier weg.
Ohne ein Wort zu sagen, verließ ich die Küche und rannte die Treppe hoch in mein Zimmer. Schlimmer konnte es echt nicht mehr kommen.

Wrong bad boyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt