Wrong bad boy

Kapitel 21

"Du kriegst mich nicht!"

Ich rannte Alec so schnell ich konnte hinterher, bis wir vor dem Wald zum Stehen kamen.

"Dad meinte wir dürfen da nicht rein. Das ist nur was für große Leute."

"Wir sind groß", widersprach mein Bruder und ging los. Ich folgte ihm widerwillig.

"Du bist elf. Ich bin zehn. Ich glaube, Dad hat mit "große Leute" etwas ältere Leute gemeint."

Alec hörte nicht zu, sondern spazierte weiter.

"Ich will kein Ärger bekommen!"

Selbst das stimmte ihn nicht um. Also blieb mir nichts anderes übrig, als ihm zu folgen. Und ich dachte immer die großen Brüder beschützen die kleinen Geschwister. Hier war es genau andersherum. Ich musste ihn beschützen.

"Bitte! Können wir nicht einfach umdrehen und Wii spielen?"

Alec schien kurz zu überlegen, dann schüttelte er jedoch den Kopf. Na super, ich wollte einfach nur nach Hause, aber ich konnte ihn ja wohl kaum allein hier lassen.
Alec kletterte auf einen Baum.

"Komm schon!"

Ich setzte mich genervt auf einen Stein und fing an zu weinen. Zwei Sekunden später sprang Alec vom Baum und rannte zu mir.

"Hey! Nicht weinen, bitte."

Ich schaute traurig hoch und zog einen Schmollmund.

"Jetzt siehst du aus wie Dobby", bemerkte mein Bruder lachend und zog mich hoch.

"Ich liebe Dobby!"

Und da kam ich auf eine Idee.

"Lass doch nach Hause gehen und Harry Potter gucken."

Alecs Augen waren sofort weit geöffnet. Er nickte wild und nahm mich fest in den Arm.

"Du bist genial! Komm."

Mir war erst heiß, dann wieder kalt und dann normal. Verschlafen öffnete ich meine Augen und schaute mich fragend um. Ja, ich lag in meinem Bett und es war mitten in der Nacht. Und ich hatte hohes Fieber. Woher ich das wusste?

Ganz einfach. Wenn ich Fieber habe, dann unterscheide ich mich extrem von anderen Menschen. Andere Menschen schlafen und bleiben in Ruhe liegen. Ich? Ich werde verrückt. Ein Wunder, dass ich noch nicht in einer Irrenanstalt war.

"Mum! Mum! Mum! Mum!"

Wie eine Alarmanlage, wenn gerade eingebrochen wurde, schrie ich durchs Haus, bis Mum tatsächlich zu mir kam.

"Schatz, was ist los?"

"Darf ich Biene Maja gucken?"

Mum verdrehte die Augen und tastete vorsichtig mein Gesicht ab. Dann misste sie mein Fieber.

"Oh Gott, ich weiß gerade ehrlich nicht, wer heißer ist. Du oder die Sonne", sie versuchte zu lächeln, doch rannte dann aus dem Zimmer, wo mein Bruder mit verschlafenen Augen und versrubbelten Haaren stand.

"Dobby auf Drogen?", fragte er grinsend, doch als er Mums panisches Gesicht sah, verschwand seine gute Laune.

Wenig später kam Dad rein, dicht gefolgt von Mum und tastete ebenfalls mein Gesicht ab.

"Wir müssen sie ins Krankenhaus bringen", sagte Mum verzweifelt, doch Dad schüttelte den Kopf.

"Erst, wenn die Medikamente nicht anschlagen. Aber sie sollte nicht unbeobachtet sein."

Ich wusste echt nicht, was hier los war. Ich wollte einfach nur Biene Maja gucken. Alec ging wieder ins Bett, Dad kam später nach und Mum legte sich auf mein Sofa.

"Ihr macht mir Angst", murmelte ich, doch Mum lächelte schlapp.

"Keine Angst, Darling. Sag einfach bescheid, wenn du es nicht mehr aushalten kannst. Ich bin da."

Ich nickte vorsichtig und wartete, bis Mum eingeschlafen war.

Trotzdem ging es mir nicht wirklich besser. Also griff ich nach meinem Handy und rief nacheinander die Leute in meiner Telefonliste an.

"Wer zur Hölle ist da?"

Die wütende Stimme erinnerte mich an Alec, wenn man ihn bei seinem Fifa-Spielen unterbrach.

"Biene Maja."

Was auch immer in mich gefahren war, ich konnte es nicht kontrollieren. Der Anrufer war kurz davor aufzulegen, als plötzlich das Licht in seinem Zimmer anging und der schwarze Bildschirm erleuchtete.

"Wa Ashley?!"

Ich schaute in die verschlafenen Augen von Justin und schüttelte den Kopf.

"Nein, Biene Maja!"

Justin runzelte die Stirn und stöhnte auf.

"Es ist mitten in der Nacht, was soll das?"

"Willst du Willie sein? Wir könnten durchs Gras fliegen und-"

"Bist du betrunken? Oder auf Drogen?"

"Habe wohl zu viel Honig gegessen."

Justin nickte lächelnd.

"Sieht wohl so aus."

Das Licht ging kurz aus, dann sah ich ihn wieder.

"Jetzt ehrlich, wie geht es dir? Du machst mir ganz schön Angst."

"Scheiße, aber das ist nicht so wichtig."

Mum flüsterte was, doch sie schien zu schlafen.

"Warum hast du mich angerufen? Ich will verdammt nochmal schlafen und-"

"Ich will zu dir."

Justin war verwundet über meine Aussage und fuhr sich durch die verstrubbelten Haare.

"Sagst du das, weil du hohes Fieber hast?"

"Halt die Klappe."

Ich hörte sein warmes Lachen und musste lächeln.

"So spricht eine Prinzessin aber nicht, Cinderella."

Ich lächelte breit.

"Schlaf. Den brauchst du gerade ziemlich dringend."

Da hatte er recht.

"Ich will nicht, dass du auflegst."

Justins weißen Zähne kamen zum Vorschein und sein zur Hälfte im Kissen versunkenes Gesicht wurde dunkler durch meine schlechte Handyqualität.

"Werde ich nicht. Und jetzt schlaf und träum was Süßes."

"Ich träume von Biene Maja und Willie! Und von Honig!"

Justin zog einen Schmollmund und schüttelte leicht den Kopf.

"Ich dachte du sagst jetzt, dass du dann von mir träumst", meinte er beleidigt.

"Aber du sagtest doch ich soll von was Süßem träumen."

"Ouch", sprach er das Wort aus und fasste sich an sein Herz.

"Das tat weh."

Mich überkam die Müdigkeit sofort und ich sah ein letztes Mal in diese grünen Augen, die mich nicht aus den Augen ließen, dann betrat ich das Reich der Träume.

By the way, ich träumte von Biene Maja und Willie... :)