9_Cyril Llyod

18 1 0
                                    


Matt hatte sich neben mich in das Stroh gesetzt und erzählte mir ein bisschen mehr über die Familie für die wie arbeiteten. Ich war ihm dankbar dafür, dabei hatte ich nicht mal danach gefragt, aber es konnte mir nur zum Vorteil gereichen. Admiral kam herbeigelaufen und rollte sich neben mir zusammen. Ich kraulte ihn kurz hinter seinem Ohr, ehe ich mich wieder komplett auf Matts Ausführungen konzentrierte. Ich war so darauf fokussiert gewesen, dass ich gar nicht bemerkt hatte, wie sich Hufgeklapper näherte- ich bemerkte es erst, als jemand sprach. Innerlich schalt ich mich sofort dafür. Ich musste aufmerksamer werden und zu meiner alten Form zurückfinden, sonst konnte ich den Coup sofort vergessen.

Ich merkte erst, dass die Person uns gemeint hatte, als Matt eilig aufsprang und zu dem Jungen auf dem Pferd hinüberlief. Ich stand ebenfalls auf- auch wenn ich mir dazu etwas mehr Zeit ließ als Matt und ging zu dem jungen, vermutlich Adligen, hinüber. Ob er einer der Söhne der Leightons war? Wenn ich sein Alter richtig einschätzte, stand vor mir vermutlich Adrian Leighton. Und er wirkte nicht gerade wie die Liebenswürdigkeit in Person. Allein wie er das arme Pferd behandelte- es wirkte ziemlich unruhig. Ich war ihm fast schon dankbar, als er mir die Zügel in die Hand drückte und uns dann anblaffte, dass wir wussten, was zu tun sei.

Matt entschuldigte sich bei mir, weil er sich um das Pferd seiner Lordschaft höchstpersönlich kümmern musste. Der Stallbursche, welcher normalerweise für dessen Pferd zuständig war, hatte an dem heutigen Tag frei. Ich nickte und meinte, dass ich mich selbst um Adrians Pferd kümmern konnte. Ich hatte zum Glück schon genug Erfahrung im Umgang mit Pferden. Beruhigend strich ich dem wunderschönen Geschöpf über seine Nüstern und flüsterte ein paar beruhigende Worte, woraufhin es tatsächlich ein wenig ruhiger wurde. Ich wandte mich zu Matt um ihn zu fragen, wo überhaupt die Box dieses Pferdes war, denn Adrian war schon längst verschwunden und den wollte ich eigentlich auch nicht wirklich gerne fragen. Doch auch von Matt war nicht gerade was zu sehen.

Ich seufzte und gab Admiral ein Zeichen zu mir zu kommen, dem er auch sofort folgte. Tatsächlich schaffte es der Hund den Geruch des Pferdes in einer der Boxen wiederzufinden und ich vertraute einfach darauf, dass es tatsächlich die richtige war. Ich kümmerte mich ausreichend um den hübschen Hengst, ehe ich mich wieder erschöpft in das Stroh fallen ließ. In meiner eigentlichen Mittagspause zu arbeiten war nicht gerade erholend. Matt stieß etwas später wieder zu mir und gemeinsam beschlossen wir uns in der Küche eine Kleinigkeit zum Essen zu holen. Der restliche Tag war gefüllt mit zahlreichen Aufgaben und am Ende fiel ich erschöpft in mein Bett. Die andere Person, mit welcher ich mir das Zimmer teilte, war noch nicht zurück von seiner Arbeit, worüber ich aber ehrlich gesagt einfach nur froh war. Ich wollte einfach nur noch schlafen.

Die nächsten Tage vergingen rasch und so kam es, dass ich nun fast zwei Wochen auf dem Anwesen arbeitete. Ich war mit meinem Plan vorangeschritten- hatte viele neue Freundschaften geschlossen, welche bestimmt noch hilfreich sein konnten. Doch am besten verstand ich mich immer noch mit Matt, mit welchem ich inzwischen regelmäßig zusammenarbeitete, nachdem sein Vater erkannt hatte, dass ich einen guten Draht zu Pferden hatte und die Arbeit als einfacher Stallbursche, welcher nur den Mist der Pferde entsorgte und den Stall fegte, ein verschwendetes Talent war.

Auch einer meiner besten Freunde war mein Zimmergenosse Jay geworden. Er arbeitete als Gärtner bereits seit vier Jahren hier auf dem Anwesen und war ein eher zurückhaltender junger Mann, dennoch hatten wir uns auf Anhieb gut verstanden und die gemeinsame Zeit abends auf engem Raum hatte uns noch näher zusammengebracht.

Die Geheimgänge kannte ich mittlerweile in und auswendig- das einzige Problem bei diesen war, dass man eigentlich immer jemanden begegnete. Auch gelangte man in meiner Position nur selten in die Räume, in welchen etwas Wertvolles gelagert war und selbst wenn man sich dort befand, so war doch immer jemand mit einem im Raum, sodass man nichts stehlen konnte. Ich hatte also Geduld ausüben müssen und wartete nun auf eine Gelegenheit mich hochzuarbeiten, sodass ich leichteren Zugriff zu den Schätzen bekam.

Admiral hatte sich zum Glück daran gewöhnt, dass ich während des Tages nicht viel Zeit für ihn hatte und er sich mit sich selbst beschäftigen musste, ohne dass er jemanden dabei störte.

Ich hatte glücklicherweise nichts mehr von Eleanor über ihn gehört. Insgesamt hatte ich nichts mehr von Lady Eleanor gehört. Ich war kaum auf die Leightons gestoßen, außer auf Adrian, da ich mich noch immer um sein Pferd kümmerte- das war zu meiner neuen Hauptaufgabe geworden. Sein ehemaliger Stallknecht, der sich um sein Pferd gekümmert hatte, war zu unzuverlässig gewesen, weswegen er eine andere Aufgabe bekommen hatte, nämlich meine ehemalige.

Ich hatte gerade mit Matt mein Mittagessen in der Küche eingenommen und machte mich nun auf den Rückweg zum Stall. Adrian wollte zur Jagd ausreiten und ich musste sein Pferd für ihn vorbereiten. Ich betrat die Box und begrüßte den Hengst. Dieser wirkte aber merkwürdig unruhig und selbst ich schaffte es kaum ihn zu beruhigen, geschweige denn zu satteln. Ob Adrian mit ihm klarkommen würde? Ich bezweifelte es irgendwie. Der Hengst war sowieso schon temperamentvoll, aber nun, da ihn irgendetwas zu beunruhigen schien, war er kaum noch zu bändigen. Nach einer Weile hatte ich es dann doch geschafft ihn vorzubereiten und führte ihn aus der Box und fand dort dann auch Adrian vor. "Euer Hengst ist heute in keinem guten Zustand. Er wirkt sehr unruhig. Ich würde euch vorschlagen, dass ihr heute ein anderes Pferd reitet...", meinte ich mit leicht gesenktem Kopf, während ich ihm die Zügel reichte.

DollhouseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt