2_Cyril Llyod

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Ich wachte von den ersten Strahlen der Morgensonne auf und setzte mich auf. Um die Jahreszeit begann es langsam frisch zu werden und ich rieb kurz meine Hände aneinander, damit sie etwas auftauten. Admiral sprang augenblicklich auf, als er merkte, dass ich wach war und lief schwanzwedelnd um mich herum. Ich kraulte ihn kurz und holte dann einen Knochen mit einigen Fleischresten aus einer Kiste heraus, in welcher ich meine Nahrungsvorräte aufbewahrte, diesen warf ich ihm hin. Danach blickte ich mich aufmerksam um. Das Flusswasser schimmerte geheimnisvoll im sanften Licht der Morgensonne.

Ich wohnte in einem kleinen Ruderboot, welches ich unter einer Brücke befestigt hatte. Tagsüber, wenn ich unterwegs war, befestigte ich eine Plane darüber. Die Brücke bot Schutz vor Wind und Regen und bisher hatte noch niemand mein Versteck entdeckt. Einst hatte ich sogar mit Mask in einer kleinen Hütte etwas außerhalb von London gewohnt, aber nachdem dieser von einem Tag auf den anderen verschwunden war, hatte ich beschlossen mir ein neues Versteck zu suchen- das alte war mir einfach zu unsicher geworden. Ich selber aß rasch einen Apfel und kümmerte mich dann wieder darum die Plane festzumachen, ehe ich mich entlang einiger Metallhaken hangelte, welche in die steinerne Mauer getrieben worden waren. Ein weiterer Grund warum mein Versteck gut gewählt war. Nur über diese gelangte man zu meinem Boot ohne nass zu werden und das eine Boot mehr oder weniger auf dem Fluss fiel nicht auf.

"Admiral!", rief ich dem Hund zu, welcher immer noch mit seinem Knochen beschäftigt war, obwohl bereits kein einziger Fetzen Fleisch mehr an diesem hing. Admiral blickte auf- ließ den Knochen ins Wasser fallen und sprang hinterher, dann paddelte er durch den Fluss auf das nächste Ufer zu. Ich nahm bei dem letzten Metallhaken Schwung und ließ mich auf das Ufer fallen, wo ich mich abrollte und dann aufstand. Ich klopfte den Schmutz von meiner Hose. Nachdenklich blickte ich Admiral an. Ich hatte mir bisher noch gar keine Gedanken gemacht, was ich mit ihm machen sollte. Wenn ich ab heute bei den Leightons leben würde, würde ich mich nicht mehr um ihn kümmern können. Immerhin hatte ich nicht gerade vor mein restliches Leben dort als Stallbursche zu arbeiten. Ich würde ihr Vertrauen gewinnen und mich hocharbeiten, bis ich ohne Probleme Zugang zu ihren Reichtümern haben würde. Mit diesen würde ich es dann allen Kindern im Waisenhaus- meinen Freunden- ermöglichen die Schule zu besuchen und somit die Aussicht zu haben später nicht auf der Straße zu landen.

Bei meinen früheren Beutezügen hatte ich stets einen dunklen Kapuzenumhang getragen und später kam noch Mask's Maske dazu- von daher kannte niemand mein Gesicht und es würde ein leichtes sein ohne weitere Prüfungen bei den Leightons zu arbeiten. Mein "Bewerbungsgespräch" mit dem Stallmeister hatte ich bereits vor einer Woche gehabt und da er dankbar um jede Hilfe war, hatte er meine Hilfskraft rasch angenommen.

Ich blickte zu meinem Hund hinüber. Er hatte früher bereits auf der Straße gelebt- bestimmt würde er auch jetzt noch gut alleine zurechtkommen. Ich seufzte. Trotz allem machte ich mir Sorgen um Admiral- er war in letzter Zeit mein einziger Begleiter geworden. Ich vermisste Liz und ich vermisste sogar Mask- auch wenn dieser sehr streng mit mir gewesen war und mich des Öfteren geschlagen hatte, so war er dennoch stets für mich da gewesen und hatte mir alles beigebracht, was ich zum Leben gebraucht hatte. Ich drehte mich um und ging davon- quer durch die schmutzigen- zu dieser Tageszeit noch unbelebten- Seitengassen Londons. Erst als ich in der Nähe des Anwesens war, drehte ich mich um und stellte fest, dass Admiral sich immer noch hinter mir befand. Ich beschloss ihn einfach gewähren zu lassen. Wenn ich das Anwesen betreten würde, würde man ihn schon verjagen und ich musste es nicht selber tun.

Als ich schließlich bei den Leightons ankam, versperrte man mir augenblicklich den Weg und fragte mich nach meinem Begehr. "Mein Name ist Cyril Llyod.", stellte ich mich vor. "Ich bin der neue Stallbursche- Edgar sollte mich eigentlich erwarten!" Die Wachen beratschlagten sich kurz und einer nickte schließlich. "Geh zum Seiteneingang für das Dienstpersonal- dort wird man dir deine Aufgaben erklären und dich herumführen, sodass du niemanden, der seiner Aufgabe nachgeht, stören musst um ihn nach dem Weg zu fragen!", wies er mich an.

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