Meine Augen- sie fühlten sich so schwer an. Mein Kopf war wie in Watte gehüllt und es fiel mir zunehmend schwerer mich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren. Wie sollte ich bis in zwei Tagen nur wieder fit genug für den Job als Hausdiener sein? Ich würde eine Menge an neuen Sachen lernen müssen und gleichzeitig stieg das Risiko entdeckt zu werden, weswegen ich noch vorsichtiger werden musste. Vielleicht sollte ich das Haus besser schon vor diesem Zeitpunkt verlassen haben? Aber ich kam nur in wenige Räume, in denen sich wirklich wertvolle Sachen befanden und das Geld würde so nicht ausreichen. Zudem war das Risiko hoch erwischt zu werden. Ich brauchte einfach mehr Zeit um alles zu planen. Die Position als Hausdiener würde mir einige Türen öffnen und ich konnte einen besseren Plan ausarbeiten. Letztlich brauchte ich auch jemanden, der als Beschuldigter in der ganzen Sache enden würde, sodass niemand mich verdächtigte. Nein, ich brauchte viel mehr Zeit. Ich durfte nichts übereilen. Danach hatten die Waisenkinder für immer ausgesorgt. Keinem von ihnen sollte so etwas wie Liz zustoßen. Meine Augen flackerten und ich versuchte mich auf Eleanor zu konzentrieren. Ich durfte in ihrer Gegenwart nicht erneut in einen Fieberwahn hinüberdriften. Letztes Mal führte es einen Kuss, ich wollte besser nicht erfahren, wohin es dieses Mal führte.
Mein Blick versuchte sich auf Eleanor zu fokussieren, aber ich nahm ihr Antlitz nur noch verschwommen wahr. Dennoch wurde mir mit einem mal bewusst, dass sie inzwischen neben mir kniete und das warme Gefühl durch ihre Hand ausgelöst wurde, welche meine umfasste. Was tat sie denn da? Was war, wenn jemand reinkommen würde? Aber Admiral hatte noch nicht angeschlagen, für den Moment waren wir also sicher. Ich grinste sie leicht an, aber schloss dann erschöpft für einen Moment erneut meine Augen.
"Und doch werde ich es tun", entgegnete ich mit einem leisen Lachen bei ihren Worten. "Ihr werdet mir in einiger Zeit sagen können, ob ich die Wahrheit gesagt habe oder nicht. Sagt mir dann, ob man Herzen stehlen kann oder nicht." Ich versuchte erneut meine Augen zu öffnen und schaffte es zumindest für wenige Sekunden das Bild von Eleanor scharfzustellen. Dann begannen schwarze Punkte vor meinen Augen zu tanzen und erschöpft fielen meine Augen erneut zu. Ich war so müde. So unglaublich müde. Ich wollte einfach nur noch schlafen.
Wie aus weiter Entfernung bemerkte ich, dass Eleanor meine Hand noch immer festhielt. Warum ging sie denn nicht? Es konnte immer noch jederzeit jemand reinkommen. Der Gedanke war so schnell weg, wie er gekommen war. Irgendwann driftete ich komplett weg.
Ich fand mein Bewusstsein wieder, als ich etwas nasses auf meiner Stirn spürte. "Lass das, Admiral...", murmelte ich und versuchte den Hund wegzuscheuchen. "Nicht ganz", entgegnete eine Stimme lachend. "Wie geht es dir?" Ich versuchte meinen Blick scharf zu stellen und erkannte schließlich Matt neben mir. "Etwas besser." Ich richtete mich mühsam auf und erkannte, dass ich in einem Bett lag, aber es war nicht mein Zimmer. "Wo bin ich?" "In deinem neuen Zimmer. Als neuer Hausdiener wurde dir ein Einzelzimmer zugeteilt. Klein, aber fein." Er grinste mich an und rückte dann das nasse Tuch auf meiner Stirn zurecht. "Sag mal, wer hat eigentlich Hilfe geholt? Jemand hatte an der Klingel gezogen und du wurdest am Boden liegend aufgefunden, aber du lagst viel zu weit von der Klingel weg als dass du sie selbst hättest betätigen können." Matt richtete seinen Blick neugierig auf mich.
Vor meinen Augen blitzte Eleanors Gesicht auf. Sie musste Hilfe geholt haben. Ob sie wohl rechtzeitig aus dem Raum gelangt war? Klang ganz danach, sonst hätte mich Matt bestimmt schon zur Rede gestellt oder noch wahrscheinlicher Eleanors Familie höchstpersönlich. Mein Herz macht einen kleinen Hopser als ich mich nach und nach an all das erinnern konnte, was sich gestern- ? Heute?- ereignet hatte. Ich hatte kein Gefühl für Zeit, die bereits vergangen war. Aber wie sollte es nur weitergehen? Mit Lady Eleanor und mir? Es existierte diese gewisse, knisternde Spannung zwischen uns, die wir wohl mittlerweile beide nicht mehr leugnen konnten. Und ich vermisste es mit jemandem so offen sprechen zu können. Und dann war ihre Schönheit natürlich nicht zu verleugnen.

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Dollhouse
RomanceEngland zur Zeit der Industrialisierung. Eleanor scheint das perfekte Leben zu führen. Ihre Familie ist hoch angesehen, reich und besitzt jede Menge Land und Angestellte. Sie bekommt Privatunterricht, ihre Gesellschaft ist vorsortiert und ihre Zukun...