27_Cyril Llyod

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Ich saß ruhig da, versuchte nach außen hin mich so gelassen zu geben wie aufgewühlt ich im Inneren war. Eleanor mochte sich bisher für mich eingesetzt haben, aber das bedeutete nicht, dass sie es auch weiterhin tun würde, falls ich mich ihr gegenüber unziehmlich verhalten hatte. Meine Gedanken rasten und versuchten aus den Worten und Reaktionen Lady Eleanors Schlüsse zu ziehen was vorgefallen war. Und dennoch war es mir gerade einmal möglich festzustellen, dass ich mich wohl im Fieber falsch verhalten hatte. Was genau ich dagegen getan hatte, würde sich wohl nur dann aufklären, wenn sie bereit war mir davon zu berichten.

Mein Blick folgte Eleanor durch den Raum, welche wirklich aufgebracht wirke. Admiral gab ein irritiertes Geräusch von sich, weil wohl auch er nicht wusste, was das zu bedeuten hatte. Sein Schwanz peitschte von rechts nach links, während er bei meinen Füßen lag und darauf wartete, dass er irgendeinen Befehl diesbezüglich bekommen würde.

„Ich glaube dir. Obwohl ich aufrichtig wünschte, dem wäre nicht so."

Sie wünschte, dass sie mir nicht glauben müsste? Um ehrlich zu sein verstand ich immer weniger, was vorgefallen war und wie ich reagieren sollte. Zudem hatte mein Kopf wieder zu schmerzen begonnen und ich legte eine Hand an meinen Kopf, während ich mich zurücklehnte- mit den Augen immer noch auf Eleanor fokussiert. Ich wusste, dass sie eine Lady war und mir damit keinerlei Erklärung schuldig, aber dann sollte sie das Thema doch besser einfach ruhen lassen, nicht wahr? Was an mir hatte sie so sehr durcheinandergebracht, dass sie genau das nicht schaffte?

Ihre Beleidigung traf mich nicht wirklich, großteils vermutlich deswegen, weil sie nicht wirklich verärgert klang, sondern immer noch mehr verwirrt als irgendetwas anderes. Ich denke wir wussten in dem Moment beide nicht ganz wie wir uns dem jeweils anderen gegenüber verhalten sollten. Wir schlichen umeinander wie zwei verletzte Tiere, jederzeit zum Angriff bereit. Irgendetwas war da zwischen uns passiert und wir wussten mehr über den jeweils anderen als wir vermutlich wissen sollten. Dennoch war da der Moment, an den ich mich nicht erinnern konnte und Eleanor, welche wohl nicht wusste wie sie mit diesem Moment umzugehen hatte. Eigentlich verstand ich mich meisterhaft darauf andere zu täuschen, aber bei Eleanor wollte ich einfach nur ich selbst sein, so wenig ich auch wusste woher dieser Drang kam. Es spielte für mich keine Rolle, ob ich mit ihr flirtete oder nicht, weil ich sie richtig eingeschätzt hatte, dass sie dabei nicht gleich mit meiner Entlassung reagieren würde. Ich wusste, dass ich auf einem schmalen Grad balancierte und jederzeit abstürzen und mir das Genick brechen konte, falls Lady Eleanor mit einem Mal doch anders als gedacht reagieren würde, aber irgendetwas in meinem Inneren drängte mich dazu sie besser kennenlernen zu wollen. Ich war noch nie jemanden wie ihr begegnet. Sowohl unter den Adeligen- auch wenn das vermutlich nicht viel aussagte, weil ich kaum jemanden kannte- als auch unter dem einfachen Volk. Eleanor dagegen hatte irgendetwas an sich gehabt, was sie von der ersten Sekunde in meinen Augen interessant gemacht hatte. Sie hatte sich zwar auf den ersten Blick wie eine Adelige verhalten, aber es gab so viele kleine, versteckte Momente, in denen etwas anderes hindurchgeblitzt war. Fast als wäre sie in ihrem Körper und ihrer Rolle gefangen und wartete nur darauf auszubrechen.

Alles in mir drängte mich dazu ihren Panzer zu knacken und die richtige Eleanor kennenzulernen, von der ich bisher nur kleine Einblicke gesehen hatte. Ich wollte sie besser kennenlernen. Ich wollte die wahre Eleanor treffen und sie vielleicht sogar verführen. Es war das erste Mal überhaupt, dass ich solche Gedanken hegte und ich wusste, dass sie unangemessen waren. Dennoch konnte ich sie nicht zurückhalten. Ich wusste, dass ich mich auf meinen Coup besinnen musste und Lady Eleanor genau die Person war, welche diesen am ehesten platzen lassen konnte und dennoch konnte ich ihr nicht widerstehen. Ich konnte dem Reiz nicht widerstehen sie besser kennenlernen zu wollen. Auch wenn ich wusste, dass es keine Chance gab, keine Zukunft. Meine ganzen Ideale gerieten ins Wanken nur wegen dieser Porzellanpuppe, so zerbrechlich und gleichzeitig so stark.

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