Zeitreise-Kapitel (Erster Teil): Die mysteriöse Schreinwächterin

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In der Zwischenzeit hatte Jacky sich unter die Tänzerinnen gemischt und eine astreine Tanz-Performance hingelegt. Die anderen Tänzerinnen applaudierten ihr begeistert. „Das war wunderschön!" rief eine von ihnen. „Du kannst sogar zum Tanz singen!" Kichernd faltete Jacky die Hände hinter dem Rücken. „Das war wirklich nichts Besonderes, eigentlich habe ich nur improvisiert.", „Du hast echt ein besonderes Talent!" rief eine junge Tänzerin mit kurzen, dunkelbraunen Haaren. „Kannst du mir etwas beibringen?" Eine Tänzerin mit saphirblauem Kimono und langem, schwarzem und gelocktem Haar kicherte. Ihre feurigen, braunen Augen musterten Jacky. „Miyako hat einen Narren an dir gefressen.", „Stimmt gar nicht, Mito!" rief Miyako zurück, würdigte die Tänzerin dann keines weiteren Blickes mehr und sah wieder zu Jacky. „Also?", „Sehr gerne." Jacky war etwas rot vor Verlegenheit, nickte aber eifrig. „Toll!" Miyako lächelte motiviert und Mito hob die Augenbrauen. „Wo hast du überhaupt tanzen gelernt? Du bist das erste Mal hier. Von Lady Sayaka kannst du es also nicht haben. Sie ist unsere Lehrerin.", „Lady Sayaka?" Hellhörig geworden legte Jacky den Kopf schief. „Ich komme nicht von hier, das stimmt, aber euch zu erklären, wo genau mein Heimatland liegt, ist seeehr kompliziert.", „Echt?" fragte Mito interessiert. Jacky nickte. „Ja, vieles ist dort anders als hier. Sagt, wisst ihr etwas über den plötzlichen Sinneswandel von König Ryoto?", „Nicht viel", antwortete Miyako. „Nur das, was Lady Sayaka uns erzählt hat. Sie ist die Getreue von Königin Ayuuki und auch ihre Ratgeberin. In letzter Zeit jedoch hatte Sayaka kaum Zeit für uns, weil sie der Königin in ihrer unendlichen Trauer beisteht." Mito räusperte sich. „Es gibt Gerüchte, aber niemand weiß wirklich etwas. Man sagt, der König sei verflucht worden oder er sei besessen... oder auch nichts dergleichen. Man erzählt sich, dass die Schreinwächterin, Saya, vielleicht etwas weiß, aber sie ist fast nie anzutreffen... Kaori war oft hier um sich unsere Tänze anzusehen, in der Hoffnung, wieder ein bisschen fröhlicher zu sein... Die Trauer über den Verlust ihres Freundes Sora und die Gefangennahme ihrer Herrin macht sie echt fertig. Sie sagte, dass der König ein schrecklicher Mensch geworden ist.", „Das klingt furchtbar... Kaori und Königin Ayuuki tun mir so leid.", „Ja... Kaori hat schon verzweifelt nach Saya gesucht, aber vergebens. Sie hat alles versucht, um den König umzustimmen... Ihr armes Herz zerreißt immer mehr." sagte Miyako. „Ich habe davon gehört..." Jacky nickte leicht. „Die Geschwister des Königshauses versuchen jeden Tag, Lord Ryoto zur Besinnung zu bringen. Das hat mir Lady Itoe erzählt.", „Es ist zum verrückt werden." jammerte Miyako. „Ich danke euch für diese Informationen. Ich hoffe, dass sich der König irgendwann wieder besinnt." Jacky verneigte sich vor den Tänzerinnen. „Kein Problem... Wir hoffen dasselbe." sagte Mito und Miyako winkte Jacky nach. „Kommst du bald wieder?", „Sicher doch! Immerhin sollte ich euch doch noch was beibringen!", „Juhu!" rief Miyako und tanzte vor Freude einmal im Kreis. Mito lachte. „Bis später." Sie hob die Hand und sah Jacky hinterher, als diese den Tanzsaal verließ.

Am Abend wartete Mari im Zen-Garten auf Jacky. „Yukino!" erkannte Jacky ihre Gestalt und eilte zu ihr. „Hey, Kana. Heh, kannst du mich bitte mit meinem echten Namen anreden?" fragte sie leise. „Nicht, wenn gerade so viele im Garten herum spazieren.", „Hm..." Mari seufzte leicht genervt. „Schon gut." Sie setzte sich auf eine kunstvolle Holzbank unter einen der Kirschbäume. Jacky setzte sich zu ihr. „Was hast du heute alles von den Getreuen herausgefunden?", „Ziemlich viel", meinte Mari. „Ich beginne besser am Anfang. Also..." Sie fing an, zu erzählen. Sie berichtete von Soras Gefangennahme und Hinrichtung, von Ronins Vermutung und am Ende erwähnte sie die Schreinwächterin. „Das war's.", „Saya", erinnerte sich Jacky an den Namen der Schreinwächterin. „Die Tänzerinnen haben mir von ihr erzählt.", „Was hast du denn herausgefunden?", „Nicht viel." Sie schüttelte den Kopf. „Nur, dass sie selten gesehen wird und man so kaum eine Möglichkeit bekommt, um mit ihr zu reden. Und... dass sie womöglich um die Ursache von Lord Ryotos Wahn weiß.", „Hm..." Mari überlegte. „Es gibt zwei Optionen. Die weniger schöne ist, dass wir irgendwie in den Kerker eindringen und alle dort befreien. Oder aber, die andere und noch weniger wahrscheinliche Variante ist, dass wir unser Glück herausfordern und nach Saya suchen, um herauszufinden, was den Wahn des Königs verursacht hat. Wenn wir die Info hätten, könnten wir dem ein Ende setzen.", „Wenn Soleils Getreuer es nicht geschafft hat, in den Kerker zu kommen, schaffen wir das nie im Leben. Das heißt, wir müssen nach Saya suchen.", „Der Meinung bin ich auch... und am Besten jetzt sofort." Jacky nickte und die beiden standen auf. Auf einem Feld des Zen-Gartens lieferten sich zwei Gestalten einen heftigen Übungskampf. „Ach... die Getreuen von Lady Sana", erkannte Mari sie. „Komm, schnell. Sie sollten besser nicht bemerken, dass wir abhauen.", „Okay." Jacky und Mari schlichen um das Feld herum, während Naomi und Taiki noch gegeneinander kämpften. „Siehst du wen hier?" fragte Mari. Jacky sah sich um. „Nein, ich sehe hier niemanden... Wir müssen nur diesen Schrein finden. Saya ist bestimmt auch dort.", „Erstmal müssen wir vom Gelände des Palasts runter." sagte Mari. „Und das unbemerkt. Aber am Tor stehen bestimmt immer noch Wachen.", „Wir sollten normal an ihnen vorbei können." sagte Jacky. „Komm mit." Sie huschten zum Tor. „Wie gehen wir bei der Suche nach dem Schrein vor?" wollte Mari wissen. „Ich weiß es nicht. Vielleicht sollten wir die Leute im Dorf nach dem Schrein fragen.", „Hm... Okay. Wir sollten als erstes Misaki fragen, denke ich.", „Hoffentlich ist sie da..."

Sie erreichten das Tor, das für sie geöffnet wurde. Die Wachen beobachteten sie, fragten jedoch nicht, was die Mädchen sehr erleichterte. Sie liefen durch das Dorf zu Misakis Haus. „Absol? Guardevoir?" fragte Jacky und blickte um sich. Sie konnte die beiden in ihrer Nähe ausmachen. „Gut, sie sind noch da...", „Ja, zum Glück." Sie erreichten ihr Ziel. Jacky klopfte an die morsche Holztür. „Hallo, Misaki! Können wir rein?" Die Tür öffnete sich und Misakis Enkelin Hanami blickte zu ihnen hinauf. „Hallo. Großmutter kommt gleich zu euch. Kommt doch hinein.", „Danke, Hanami-chan." Mari lächelte und trat dann vor Jacky an ihr vorbei.

Nach kurzer Zeit kam Misaki zu ihnen. „Oh, da seid ihr ja wieder.", „Guten Abend, Misaki!" Jacky freute sich sichtlich, die alte Dame wiederzusehen. „Wir sind hierher gekommen, weil wir dich gerne etwas fragen möchten.", „Bitte, fragt mich alles, was ihr wissen wollt, Kinder." Sie lächelte und setzte sich. „Kennst du die Schreinwächterin Saya?" wollte Mari wissen. „Saya? Oh..." Sie nickte schwer und faltete die Hände. „Natürlich, ich habe von ihr gehört.", „Hm... Weißt du, wo ihr Schrein liegt?", „Ihr Schrein liegt am Ufer des Weißen Sees. So nennt man den See in der Nähe des Palastes.", „Wir müssen Saya unbedingt treffen... Es ist wichtig." meinte Mari. „Das sehe ich." Misaki nickte ruhig und strich sich die Haare zurück. „Ich würde mir wünschen, dass ihr etwas länger bleibt, aber die Zeit läuft nun einmal gegen euch... ich hoffe, wir sehen uns bald wieder.", „Bis bald, Misaki!" Mari sah zu Jacky. „Komm, Kana.", „Auf Wiedersehen!"

Sie verließen das Haus und liefen zum Dorfplatz. „Der Weiße See..." murmelte Jacky. „Warum heißt er so?" fragte Mari. „Gute Frage, da fällt mir ein...!" Jacky machte große Augen. „Morgen soll das Fest der Weißen Nacht stattfinden. Vielleicht hat das etwas mit dem Weißen See zu tun.", „Hm... kann sein... Auf jeden Fall sollten wir schleunigst zum See kommen.", „UHaFnir, ich brauche deine Hilfe!" rief Jacky und befreite ihr UHaFnir aus dem Pokéball, als niemand mehr in der Umgebung war. UHaFnir landete vor ihr und Jacky schickte es auf die Suche nach dem See. „Hoffentlich findet UHaFnir etwas..." sagte Mari. „Panzaeron, du solltest ihm helfen! Los!" Auch sie schickte ihr Pokémon aus dem Ball und los. Panzaeron verschwand in die Nacht. Langsam zog Nebel auf. „Wir sollten zum Palast zurück und dort auf die beiden warten", schlug Jacky vor. „Und das lieber schnell, sonst verirren wir uns noch im Nebel.", „So dicht ist er noch gar nicht, aber du hast recht.", „Naja, er könnte dichter werden, wenn wir uns in die Nähe vom Wasser be- Warte mal." Jacky hielt inne. „...Wenn wir vom Palast aus in die Richtung gehen, in der der Nebel am dichtesten ist... dann müssten wir doch an Orten ankommen, an denen Wasser ist. Und es gibt nur einen Ort mit Wasser in der Nähe des Palastes.", „Der Weiße See." sagte Mari. „Stimmt... Das ist clever, Jacky. Dann nichts wie los." Jacky nickte und die beiden liefen los.

Saviors of Tomorrow 2 (Eine Pokémon-FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt