Zeitreise-Kapitel (Erster Teil): Die Vorbereitungen

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Als Mari den Raum betrat, in dem die Dienerinnen ruhten, lag Jacky wach auf einer Matte. Sie sah zu ihr. "Hey. Da bist du ja.", "Yepp.", "Hast du Ronin Bescheid gesagt?", "Hab ich. Naomi bleibt am Leben.", "Wundervoll." Jacky lachte leise. Mari nickte und setzte sich auf die leere Matte neben ihr. "Du... ich hab ein schlechtes Gewissen.", "Wieso?", "Ronin hat gesagt, dass er uns schon als Freunde sieht und keinen von ihnen verlieren will." Jacky knirschte mit den Zähnen. "...Der Abschied wird nicht leicht, aber was wollen wir machen? Wir können nicht länger bleiben. Wir müssen Lord Ryoto von der Macht des Geist-Pokémon befreien, danach müssen wir gehen." Sie seufzte. "...Aber alle hier sind so nett... sie haben uns so behandelt, als wären wir schon immer Freunde gewesen. Und zu wissen, dass alle tot sein werden, wenn wir wieder in unserer Zeit sind... Das ist echt hart. Aber so ist das Leben, denke ich..." Mari streckte sich auf ihrer Matte aus. "...Morgen gilt es erstmal, Soleil zu retten.", "Und danach müssen wir gehen... ohne, dass jemand davon weiß.", "Das wird eine ziemliche Panikattacke auslösen.", "Aber wir können nicht anders.", "Ja, leider." Mari seufzte. "Komm... wir sollten schlafen gehen. Morgen wird eine Menge Stress auf uns zukommen.", "Wo du recht hast... gute Nacht..."

Am nächsten Morgen waren alle anderen Dienerinnen und Diener bereits wach und eilten wie die wild gewordenen Fermicula durch die Gänge. "Geschäftiges Treiben, wie's aussieht..." kommentierte Mari müde. "Heute ist doch dieses Fest..." erinnerte Jacky sie und rieb sich ein Auge. "...Ach ja... stimmt, da war ja was... Seit wir hier sind, haben wir nicht einen Finger gerührt...", "Dann sollten wir das heute mal eben ändern und mit anpacken." Jacky stand auf und richtete sich das Haar. "So was wie den Getreuen helfen oder in der Küche vorbeischauen oder so.", "Hm... Unsere Undercover-Beschäftigung." meinte Mari lachend. Sie verließen den Raum in Richtung Küche, als ihre Ohren gleich am frühen Morgen ordentlich vergewaltigt wurden. "Setsuna, pass mit den Katana auf, sonst...!" Ein lautes Klirren und das Zerbrechen von Klingen dröhnte durch eine geschlossene Tür. "Nein!! Was hast du getan?! Das waren meine...!" Mari hielt sich die Hände über die Ohren. "Autsch... Mal ehrlich, und das schon am frühen Morgen...", "Stell dich nicht so an." tadelte Jacky. "Oh... Ups. War das falsch?" fragte die Getreue und ein Seufzen folgte. "Du bist unfassbar...", "Hihi, danke. Das ist sehr nett von dir, Ronin. Aber schau mal... es sind nur die zerbrochen, die nicht gleichmäßig geschmiedet worden sind, siehst du?", "Jetzt, wo du es sagst..." murmelte Ronin niedergeschlagen. "...Setsuna hat was zerlegt..." seufzte Mari. "Nami Nummero zwei. So was von." Jacky kicherte. "Sagte ich doch.", "Setsuna!" schallte eine Stimme durch den Gang. "Wo steckst du?" Lady Itoe rannte um die Ecke und Setsuna lugte aus dem Türspalt. "Ich bin hier...", "Was machst du hier in der Schmiede? Du solltest mir doch mit den Bögen helfen!" Sie packte Setsuna am Arm. "Jetzt komm!" Verdutzt sahen sie ihnen hinterher. "O...kay...?", "...Egal..." seufzte Jacky. "Komm, wir gehen weiter." 

Sie erreichten die Küche. "Midori!" rief jemand. "Bist du fertig?" Es war die Frau von Vortag, die Setsuna fertig gemacht hatte. "Midori!! Wo bleibst du?", "Ich komme schon, nur einen Moment!" antwortete eine Stimme und ein Mädchen mit dunkelroten, fast schwarzen Haaren trug ein großes Bündel Kräuter zu ihr. "Hier, bitte schön." Mari betrat die Küche. "Hallo? Kann ich Euch behilflich sein?", "Hm?" Die Frau drehte sich zu ihnen und Midori schnallte sich ihren übergroßen Stoffbeutel um. "Hallo, ihr wollt uns helfen?" brummte die Frau und wischte sich die Hände mit einem Stück Stoff ihrer Schürze ab. "Im Moment gibt es nichts zu helfen. Midori, Enyu und ich richten alles bereits her.", "Hallo!" Midori winkte den beiden zu, dabei wurden sämtliche Narben an ihren Händen sichtbar, "Ich bin Midori, die Kräuterkundige im Dienste des Palastes! Ich helfe auch vielen mit ihren Wunden!", "Haha... ja, das tust du." Die Frau lachte leise und teilte die Kräuter auf. "Oh, in Ordnung..." Mari verneigte sich. "Gäbe es sonst noch Sachen, bei denen wir unsere Dienste anbieten könnten?", "Miyu und Kaido, Lord Takuyas Getreue, brauchen Hilfe in der Bibliothek." schlug Midori vor. "Setsuna spannt die Kunstbögen, die dann an die Wand gehängt werden. Taiki hilft Ronin, die Naginata und Katana zu schleifen. Hm... was macht Naomi noch mal?" Kurz überlegte sie. "Ah, ich glaube, sie fegt mit Shura den Zen-Garten, während Kaori und Sayaka die Tänzerinnen vorbereiten.", "Oh, verstehe. Nun, wir werden uns nützlich machen." versprach Mari und nickte Jacky zu. Diese nickte vielsagend zurück und bedankte sich bei Midori, bevor sie wieder den Gang zurück liefen. "Ich gehe in die Bibliothek", sagte Mari. "Ich nehme mal an, du hilft den Tänzerinnen?", "Nichts läge mir ferner", scherzte Jacky. "Wir sehen uns.", "Bis Dedenne!", "Schlechter Witz, Mari." Jacky winkte ihr zu und bog dann zum Tanzsaal ab. 

Mari fand den Weg zur Bücherei alleine und öffnete die Tür. Unzählige Schrankreihen und Regale waren mit verschiedensten Büchern vollgestopft. "Ratgeber über Schmiedekunst?" fragte eine weibliche Stimme und eine männliche antwortete: "Alle 15 Stück sind da.", "Pokémon-Pflege?", "Ich zähle 33.", "Gut." Mari betrat den unendlich großen Raum. "H-hallo." sagte sie und deutete eine Verbeugung an. Ein schlanker, sehr großer Typ mit pechschwarzen, zum Zopf gebundenen Haaren drehte sich zu ihr. "Hallo. Wie können wir dir helfen?" Auch das Mädchen drehte sich zu ihr, dessen tiefbraune Augen fast schon etwas rötlich wirkten. "Ich dachte, ich könnte meine Unterstützung anbieten.", "Ah, bist du nicht Yukino?" fragte das Mädchen mit ihrem beigefarbenen Kimono und verbeugte sich. "Ich bin Miyu, Lord Takuyas Getreue." Auch der Junge verneigte sich. "Ich bin Kaido, ebenfalls Lord Takuyas Getreuer. Wir sortieren gerade sämtliche Bücher der Königsfamilie.", "Ja, das ist richtig, ich bin Yukino." antwortete Mari. "Das sind ganz schön viele Bücher... Ich mag Bücher.", "Schön! Endlich jemand, der sich auch für sie interessiert!" Miyu freute sich sichtlich. "Hier drüben sind alle Bücher, die von Johtos Geschichte handeln." Sie deutete zu einem schmalen Regal an der Wand. "Nebenan stehen alle siebenundfünfzig Ausgaben zur Schmiede- und Kampfkunst.", "Ich war schon oft in Bibliotheken. Ich denke, ich finde mich zurecht." sagte Mari, hob einen Stapel Bücher an und trug sie zu einem Tisch, um sie zu sortieren. Sie legte die Geschichtsbücher beiseite. "Wie läuft eigentlich das Fest heute ab?", "Das Fest der Weißen Nacht bildete damals das Gegenstück zum Fest der Schwarzen Nacht, dass von den Ninja gefeiert wurde." erklärte ihr Kaido und half ihr mit dem Sortieren. "Damals feierte man den Zusammenhalt der beiden Völker. Es wird musiziert, getanzt und gesungen, um die Götter zu ehren, die unser Land erschaffen und uns zu diesem Reichtum verholfen haben.", "Oh, das kling interessant." Mari stapelte die Geschichtsbücher und schob sie in ein Regal. "Ich feiere das Fest zum ersten Mal, bei uns gab es so was nicht.", "Woher kommst du denn?" wollte Miyu wissen und zog ein Buch nach dem anderen aus den Regalen, um es abzustauben und dann wieder zurück zu schieben. "Aus... Einall, ja." antwortete Mari. "Aus einem abgelegenen Dorf. Aber ich bin hierher gekommen, um im Palast aus zu helfen.", "Interessant!" Miyu nickte und hielt ein Buch mit auffällig bedrucktem Cover in der Hand. "Was ist das für ein Buch?" fragte Mari, als sie die Geschichtsbücher an ihre Position gesetzt hatte und lief zu ihr. "Mythen und Legenden über Pokémon und Menschen, die Zeit und Raum überwinden können", antwortete sie und hielt ihr das Buch hin. 'Welch eine Ironie. So ein Zufall', dachte Mari bei sich. "Dieses hier hat aber eine sehr schöne Vorderseite.", "Ja, die hat Ronin entworfen." sagte Kaido. "Ronin? Ich dachte, der ist Schmied?", "Hey, das sollte doch keiner wissen!" tadelte Miyu. "Tse tse... Ist er auch. Eigentlich...", sie warf einen Seitenblick zu Kaido, "...sollte auch keiner wissen, dass er nebenbei gerne in der Bibliothek hilft, die Buchdeckel zu erneuern.", "Er findet das peinlich, wenn andere wissen, dass er malt", fügte Kaido hinzu und rieb sich etwas peinlich berührt den Hinterkopf. "Mir sollte man lieber keine Geheimnisse anvertrauen.", "Geheimnisse sollte man dir wirklich nicht anvertrauen, dafür aber bevorstehende Kämpfe. Du musst wissen, Kaido ist der Taktiker unserer kompletten Armee." erzählte Miyu. "Auch, wenn er nicht danach aussieht, nur wegen ihm haben wir die Kämpfe nach dem großen Krieg überhaupt noch gewonnen. Ich könnte dir irgendwann meine eigene Büchersammlung zeigen, Yukino!" Sichtlich fröhlich darüber, dass jemand ihre Leidenschaft für Bücher teilte, machte sie kleine Sprünge. "Ich habe alles in meinem Zimmer! Romanzen, Fantasieerzählungen, Lehrbücher, Ratgeber... Oh, wir könnten in die Stadt gehen und dort die große Bibliothek besuchen!", "Beruhige dich, Miyu." schmunzelte Kaido und hielt einen Stapel dicker Bücher in den Händen. "Lord Takuya gibt dir sonst wieder eine Standpauke. Du weißt doch, dass ihm viel daran liegt, dass wir uns gemäß unserer Position verhalten sollen." Mari lachte nur. "Ist es Ronin echt peinlich? Das muss es nicht, ich zeichne auch gerne. Und... gerne, Miyu.", "Ihr werdet euch bestimmt gut verstehen", sagte Kaido, aber ein Funken Misstrauen spiegelte sich in seinen Augen wider... 

Saviors of Tomorrow 2 (Eine Pokémon-FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt