Zeitreise-Kapitel (Erster Teil): Ein Versprechen

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"Anscheinend habt ihr viel gemeinsam..." murmelte Kaido. "Und dennoch... Kana und du, ihr erscheint wie aus dem Nichts hier, mitten im Herzen unseres Königreiches.", "Tja, äh..." Mari senkte de Kopf. "Ich... helfe dann mal Miyu weiter..." wich sie aus. Kaido nickte, doch sein Misstrauen wuchs noch weiter. Mari stapelte weitere Bücher und staubte sie ab. "Tut mir Leid, wenn dir das seltsam vorkommt", murmelte sie. "Miyu? Könnte ich mir das Buch mal ausleihen? Dieses über Raum und Zeit?", "Das ist eins von Lady Sanas Büchern", bemerkte Miyu. "Niemand darf ohne Erlaubnis die Bücher nehmen, die Mitgliedern der Königsfamilie gehören. Aber Lady Sana ist ein gütiges Mädchen... bestimmt leiht sie es dir.", "Ich frage sie mal." 

Eine Weile sortierten sie schweigend die Bücher, bis Mari fragte: "Wann beginnt denn die Feier?", "Heute Abend, wenn die Sonne untergeht", antwortete Miyu. "Okay... dann haben wir bis dahin noch viel Zeit..."

Die letzten Bücher wurden eingeräumt. "So, das war es schon!" verkündete Mari. "Ging doch schnell, oder?", "Ja, es hat nur...", Kaido sah abschätzend aus dem Fenster, "... ich denke, vier Stunden gebraucht.", "Doch so lang?" Mari lachte. "Oh. Ähem. Was macht ihr jetzt?", "Inzwischen sollten Shura und Naomi mit dem Zen-Garten fertig sein. Wir werden jetzt Lord Takuya Bericht erstatten. Die Tänzerinnen können im Garten üben, bis es soweit ist.", "Oh, da muss ich unbedingt zuschauen! Bis heute Abend, ihr zwei!" Mari eilte auf die Tür zu und schloss sie hinter sich. Sie lehnte sich dagegen und atmete aus, als sie Kaido und Miyu drinnen reden hören konnte. "Miyu..." Kaidos Schritte waren zu hören. "...bitte sei nicht so offen zu Yukino. Wir kennen sie kaum.", "Aber du hast doch gesehen, wie nett sie ist! Sie mag sogar Bücher!" Er seufzte. "Du hast gesehen, wie sie mir ausgewichen ist, als ich ihr sagte, dass ich ihr misstraue. Wer ist still und traut sich nicht einmal, mich anzusehen, wenn man nichts zu verbergen hat?", "Kaido..." Miyu klang bedrückt, doch plötzlich rief jemand durch den Gang: "Hey, Yukino! Bist du müde? Du lehnst dich so sehr an die Tür!" Mari erschrak so heftig, dass sie einen Satz machte und vor Schreck über ihre eigenen Füße stolperte. Eine starke Hand packte sie am Arm und hielt sie davon ab, zu fallen. "Hab ich dich erschreckt?" Ronin lächelte ihr entschuldigend entgegen. "Tut mir Leid.", "H-Hilfe", piepste sie und atmete tief durch, um sich zu beruhigen. "Warne mich das nächste Mal... Nein, ich bin nicht müde. Danke.", "Was hast du dann getan?" Ronin trug einen Stapel Katana auf seiner Schulter. "Ach, ich hab nur Miyu und Kaido in der Bibliothek geholfen... vier Stunden lang. Und ich dachte, ich gönne mir hier eine kurze Pause... Danach wollte ich Lady Sana aufsuchen. Was machst du denn mit den ganzen Schwertern?", "Die gehören alle Lord Tako", antwortete er. "Immer, wenn ich mir etwas Neues einfallen lasse, will er ein Exemplar davon haben, wenn ich fertig bin. Das sind alle, die sich über die Zeit angesammelt haben.", "Oh? So viele?", "Ich mache oft den ganzen Tag nichts Anderes..." gab er grinsend zu. "Gehst du nie im Zen-Garten spazieren?", "Ich gehe nur in den Zen-Garten, wenn ich trainiere. Alleine oder mit anderen. Alle anderen haben immer viel zu tun..." Er legte die Katana auf dem Boden ab und rieb sich die Schulter. "Manchmal fühle ich mich nutzlos im Gegensatz zu anderen.", "Hm... Ach was, ich denke, niemand kann so gut schmieden wie du. Ich kann nicht einmal kämpfen.", 'Also... nicht im traditionellen Sinne...', fügte sie in Gedanken hinzu. "Ich könnte dich trainieren, wenn du willst", bot er an. "Du könntest lernen, mit Katana oder Naginata umzugehen.", "Ich bin bestimmt miserabel darin.", "Du weißt es nie, bevor du es nicht versucht hast. Du siehst stark aus." Er sah sie aufmunternd an. "Und du hast etwas an dir. Etwas Unvorhersehbares.", "Achso...?" Mari wusste nicht so recht, was sie davon halten sollte. "...Na ja... warum eigentlich nicht? Es schadet bestimmt nicht...", "Ich kann dich später abholen! Dann können wir anfangen." Er schien sich sichtlich darüber zu freuen und lud sich die Schwerter wieder auf die Schulter. "Bis später, Yukino!", "Bis später", rief sie und lief dann den Gang runter, um nach Sana zu suchen. Ronin schien sie wirklich sehr zu mögen, dafür brauchte man kein Detektiv zu sein. 

Im nächsten Moment wurde sie von einem weinerlichen Aufschrei aus ihren Gedanken gerissen. Lady Sana stürmte mit den Händen vor ihrem Gesicht aus dem Thronsaal und rannte aus dem Gebäude. "Sana!" Lady Itoe blieb am Ausgang stehen und seufzte. "Sana... sie geht schon wieder zum Lotusteich." Mari schloss zu ihr auf. "Mylady, was ist denn diesmal passiert?", "Sie hat es wieder versucht." antwortete Itoe und sah mit vor Trauer verdunkelten Augen zum Thronsaal. "...ich sehe mal nach ihr." Damit ging Mari los. Sana saß wie ein Häufchen Elend am kristallklaren Teich hinter dem Palastmauern und vergoss bittere Tränen. "Hey. Sana." Mari stellte sich neben sie. "Habt Ihr es wieder versucht?", "Er will sie nicht gehen lassen!" weinte sie. "Er ist so kalt.", "Lady Sana..." Mari kniete sich neben sie hin und nahm ihre Hand. "Ich kann zwar nicht in die Zukunft sehen... Aber alles wird gut.", "Oh, Soleil... sie hat es nicht verdient..." schluchzte sie und wischte sich über die verweinten Augen. "W-wir haben immer hier gesessen und mit den Lotusblüten gespielt. Sie hat mir gezeigt, wie man Blumenkränze flechtet...", "Hört mir zu, Lady Sana. Alles wird gut, wirklich. Wir glauben, es ist nicht König Ryoto selbst, der sich weigert... Ich weiß, dass es enden wird, ich verspreche es dir. Okay? Ich verspreche es dir. Alles findet heute Abend sein Ende.", "Wie könnt Ihr Euch so sicher sein?" Sie schniefte und strich sich die kurzen, roten Haare zurück. "Vater war noch n-nie so... er war so gütig und fair. Er ist grausam geworden. Er hat sogar Sora getötet, den Getreuen und Geliebten meiner Schwester." Die Tränen rannen wieder unkontrolliert über ihre Wangen. "Geliebter?" fragte Mari verdutzt. "Sie hat gesagt, ich soll es für mich behalten, aber... i-ich kann es nicht mehr ertragen, sie so leiden zu sehen!", "Keine Sorge, Sana. Alles wird besser. Heute wird es enden.", "V-versprichst du es mir?" Sie blickte auf. "Ja. Ich werde höchstpersönlich dafür sorgen. Und Kana hilft mir dabei." Sie hielt der Kleinen ihre Hand hin. Sie griff nach ihr und zog sich an ihr hoch. "Danke...", "Alles wird gut." Mari lächelte. "Eine Sache noch... Ich habe vorhin in der Bibliothek ausgeholfen und ein Buch entdeckt, welches mich sehr interessiert... Es gehört dir. Ich wollte fragen, ob ich es mir ausleihen darf.", "Natürlich." Ihre Tränen trockneten wieder und sie strich ihr weißes Samtgewand glatt. "Danke. Und nun geh zurück in den Palast, ja? Ich kümmere mich heute Abend um alles." Und damit ging sie zurück in den Palast. 

Saviors of Tomorrow 2 (Eine Pokémon-FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt