Zeitreise-Kapitel (Erster Teil): Es beginnt

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Mari betrat die Bücherei und suchte nach dem Buch. Ein junger Mann mit schwarzem Kimono und ebenso schwarzen Haaren lief zwischen den Schränken umher. Mari beobachtete ihn kurz. "Hm..." Der Mann zog ein Buch hervor und sah dann zu ihr. Mari nickte ihm kurz zu und beachtete ihn dann nicht weiter. "Man sollte sich unter normalen Umständen vor einem Mitglied der Königsfamilie verbeugen", bemerkte der Schwarzhaarige scharf. "Wie bitte?" fragte Mari erst verdutzt, dann peinlich berührt und dann beschämt. Sie verbeugte sich schnell. "Verzeiht mir.", "Ihr scheint Yukino zu sein", stellte er fest. "Ich bin Lord Takuya, der Älteste der königlichen Geschwister.", "Verzeiht, dass ich euch nicht erkannt habe und vergebt mir mein unerhörtes Auftreten.", "Das ist schon in Ordnung. Jemand wie du, der von einem Tag auf den anderen aufgetaucht ist, kann unsere Verhaltensregeln noch nicht so schnell gelernt haben. Das verstehe ich." Mari senkte den Kopf. "Ich habe gehört, Ihr habt inzwischen mit meinen Geschwistern und deren Getreuen Bekanntschaft gemacht." Seine aufrechte Haltung und sein prüfender Blick ließen ihn ganz anders erscheinen als seine Geschwister. "So sehr, dass Ihr euch bereits an der Büchersammlung meiner kleinen Schwester bedienen könnt.", "U-uh... j-ja, ich habe... sie gefragt." Sein bohrender Blick machte sie nervös. Dieser Takuya war irgendwie unheimlich. Er verengte die Augen. "...Einen schönen Tag noch, Yukino. Ich hoffe, Euch gefällt das Fest." Er bedachte sie noch mit einem letzten Blick, bevor er die Bibliothek mit dem Buch verließ. Mari atmete aus. "..." Dann griff sie sich das Buch, das sie gesucht hatte und setzte sich an einen der Mahagoni-Tische. Sie betrachtete noch einmal den Einband, bevor sie die ersten Seiten aufschlug.

Der Wunsch, die Zukunft oder die Vergangenheit zu ändern, war schon seit Geburt des Menschen tief in ihm verankert. Dieser Traum schien unerreichbar und unmöglich, doch es ranken sich Legenden und Mythen um Menschen, die die Gunst der Götter erhalten haben und somit die Macht besitzen, Zeit und Raum zu durchqueren.

Mari las eine Weile in dem Buch, bis die Tür plötzlich aufging. "Ich wusste, dass du hier bist!" Mari sah auf. Ronin lehnte an der Tür und spielte mit einem Dolch in seiner Hand. "Tut mir Leid, wenn ich dich störe. Was liest du da?", "Das hier." Mari zeigte ihm das Buch. "Ich kann mit Büchern überhaupt nichts anfangen..." Er kam zu ihr und nahm das Buch in die Hand. Er wendete es wie einen fremden Gegenstand in den Händen. Als er die Vorderseite des Buches betrachtete, musste er leicht lächeln. "Ich lese gerne", sagte Mari, während sie ihn beobachtete. "Ich weiß, das du den gemacht hast. Den Buchdeckel.", "Was?!" Er sah auf und wurde rot im Gesicht. "Lass mich raten... Es war Kaido.", "Richtig geraten." Mari nickte. "Ich finde nicht, dass dir das peinlich sein muss. Ich zeichne auch gerne.", "Wirklich?" Er brachte ein zerknirschtes Lächeln auf. "Hmhm. Aber ich komme fast gar nicht mehr dazu. Viel zu tun... und so. Es muss dir echt nicht peinlich sein. Das...", sie deutete auf das Cover, "...ist wirklich gut geworden." Er trat nervös von einem Fuß auf den anderen und schmunzelte. "Weißt du... schmieden und zeichnen ist fast das Gleiche.", "Wie kommst du auf den Gedanken?", "Man braucht das richtige Werkzeug... die Stärke des Stahls oder der Farben muss stimmen... wenn beides gut genug ist, bleibt es für die Ewigkeit.", ".... Aha...? Interessante Sichtweise... Ich kann zwar zeichnen, aber vom Schmieden habe ich keine Ahnung...", "Ich weiß nicht, ich... fange immer unkontrolliert zu Reden an, wenn du da bist", meinte Ronin und lächelte verkniffen. "Oder vielleicht will ich einfach nur verbergen, wie peinlich mir das ist...", "Nicht schlimm." Mari nahm ihm das Buch ab und stellte es in das Regal zurück. "Du misstraust mir nicht, oder?", "Warum fragst du das?", "Es gibt Menschen hier, die es tun... Und ich kann es durchaus verstehen, ich meine... Hast du dich nie gefragt, warum wir aus dem Nichts zu dieser Zeit aufgetaucht sind? Ich an eurer Stelle hätte auch Misstrauen in mir...", "Natürlich habe ich mich das gefragt." Er steckte den Dolch weg und verschränkte die Arme. "Aber ich sehe auch keinen Grund, euch nicht zu trauen. Ihr seid nett zu jedem und es gibt keine Feinde mehr, die und schaden wollen würden." Mari nickte. "... Na gut... Hey, wir hatten doch noch etwas vor, oder? Sei bitte nicht ganz so streng, ich hatte noch nie vorher ein Schwert in der Hand.", "Ist gut."

Er nahm sie mit in den Zen-Garten und fing an, mit Übungsschwertern mit ihr zu trainieren. Mari stellte sich gar nicht mal so dumm damit an. Sie ließ es anfangs ein paar Mal fallen, aber sie steigerte sich zunehmend und schaffte es sogar, ein paar von Ronins Hieben erfolgreich abzuwehren. Er ließ ihr Zeit, sich nach jeder Aktion neu zu ordnen und über ihre nächsten Züge nachzudenken. "Du schlägst dich gut! Nur weiter so.", "Uff..." Mari blockte weitere Hiebe ab und wagte dann einen Angriff. Er verhielt sich jetzt defensiver und parierte ihre Angriffe mit jahrelang eingeübten Bewegungen.

Im Hintergrund hörten sie Musik spielen und Mädchen lachen. Mari duckte sich vor einem Schlag weg und sah sich um. "Fängt es schon an? Das Fest, meine ich?", "Es müsste bald losgehen..." Ronin stützte sich auf seinem Schwert ab und blickte zu den Tänzerinnen, die im Garten die letzten Vorbereitungen trafen. "Normalerweise würden alle voller Vorfreude schon im Palastsaal warten... aber seit Lord Ryoto so geworden ist, machen sich viele Druck, weil sie Angst haben, ihn zu enttäuschen. Weil sie Angst haben, dass er ihnen auch etwas antut.", "Ziemlich mies", meinte Mari. "Ich habe Sana was versprochen... Das muss ich einhalten.", "Du hast Lady Sana getroffen?" Er wirkte überrascht. Dann überlegte er kurz und drehte den Kopf weg. "Natürlich... man hat sie weinen und schreien gehört. Sie muss es wieder versucht haben.", "Diesmal habe ich mit ihr gesprochen.", "Konntest du sie wieder aufheitern?", "Ja, in dem ich ihr dieses Versprechen gegeben habe.", "Welches Versprechen?", "... Dass ich es beende. Dass Kana und ich Lord Ryoto wieder zu Verstand bringen.", "Wie wollt ihr das schaffen?" Er versuchte, hoffnungsvoll zu klingen. "Ich meine... wenn ihr das wirklich könntet... dann könnte alles wieder gut werden. Er würde wieder zu Sinnen kommen und die Kinder gehen lassen. Lady Soleil würde mit ihnen gehen. Das bricht der Königsfamilie das Herz.", "Kann ich verstehen." Dann plötzlich veränderte sich Ronins Gesicht. Er sah in eine Richtung. Mari folgte seinem Blick und erkannte ihr Guardevoir, das im Zen-Garten stand und sie beobachtete. "Ein... Guardevoir..." murmelte Ronin. "Warum ist es hier?", "Wer weiß." Mari zwinkerte ihm zu und er sah zu ihr. "Ist das...?" Ein Ruf unterbrach sie. "Ronin! Lord Tako ruft nach dir!", "Ich muss gehen." Eilig legte er die Übungsschwerter beiseite und fuhr sich durchs Haar. "Wir sehen uns später im Saal, Yukino. ...Viel Glück." raunte er ihr noch zu, bevor er zum Palast eilte. Mari sah zu Guardevoir und nickte ihm zu. Ihr Pokémon nickte zurück.

Saviors of Tomorrow 2 (Eine Pokémon-FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt