Zeitreise-Kapitel (Erster Teil): Der Schmied

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Hmh..." Mari lehnte sich etwas zurück. „Langsam kriegen wir ein Bild von dem ganzen System hier. Was tun wir also als nächstes?", „Ich finde, wir sollten uns aufteilen und getrennt nach Hinweisen suchen." schlug Jacky vor. „Ich könnte nach den Tänzerinnen suchen, zu denen ich angeblich gehöre und mich umhören und du könntest nach den Getreuen der Königsfamilie suchen und ihnen Löcher in den Bauch fragen.", „Guter Plan. Aber wie bleiben wir in Kontakt? Per Viso-Caster wohl kaum.", „Dann machen wir es so wie immer." Jacky tippte sich an den Kopf und Mari verstand, dass Jacky auf ihre Fähigkeit anspielte. „Okay. Treffen wir uns heute Abend im Garten?", „Mhm. Viel Glück, Yukino." Jacky zwinkerte ihr zu. Mari zwinkerte zurück. „Danke, Kana." Dann lief sie schnellen Schrittes durch die Flur.

Aus einem der Räume, an dem sie vorbeikam, summte jemand vor sich hin und das Schleifen von Stein auf Metall war zu hören. „Hört sich nach einem Schmied an..." murmelte Mari und lugte durch die halb offene Tür, der einen schmalen Lichtstrahl auf den Gang warf. Ein junger Mann hielt in sein Summen vertieft eine Klinge ins Feuer. Neben ihm lagen unzählbar viele Dolche und Katana ordentlich nebeneinander. Seine haselnussbraunen Haare berührten fast seine Schultern. Mari stieß die Tür neugierig weiter auf. „Mh?" Von dem Geräusch der knarrenden Tür aufgeschreckt drehte er sich um und zog die Klinge aus dem Feuer. „Verzeihung. Hab ich Euch erschreckt?", „Oh, hallo." Er tauchte den Stahl in einen Eimer Wasser und ein leises Zischen war zu hören, bevor er die neue Waffe zu den anderen legte. „Nein, nein... Dich habe ich hier noch nicht gesehen. Wer bist du?" Forschende, hellblaue Augen musterten sie. „Ich meine... Wer seid ihr? Ugh, ich kann das immer noch nicht...", „Das ist nicht trivial. Mein Name ist Yukino Hozuki, ich bin neu hier. Aber... wenn Ihr das möchtet, könnt ihr mich auch Yuki nennen." antwortete Mari. Es viel ihr unglaublich schwer, so zu reden. Sie durfte sich nicht durch ihre Sprechweise verraten. „Freut mich sehr, dich... Euch..." Kurz hielt er inne und seufzte, bevor er sich verneigte. „Es freut mich sehr, Euch kennenzulernen.", „Wie lautet denn Euer Name? Und Ihr könnt ruhig Du zu mir sagen, wenn Euch das leichter fällt.", „Ich bin Ronin, Lord Takos Getreuer." Er richtete sich wieder auf. „Schmied, Waffenmeister und Offizier der Palastwache.", „Sehr erfreut." Mari verneigte sich, wie sie es sich von den anderen abgeschaut hatte. „Nun, ein Getreuer zu sein, scheint mir eine sehr anspruchsvolle Aufgabe zu sein. Ich bin auf der Suche nach Arbeit.", „Mit Lord Tako als Herr ist es nicht so hart, wie es scheint." Er lachte leise. „Er ist gütig und neugierig, das zweit jüngte Geschwisterkind der Königsfamilie. Ich strenge mich jeden Tag an, um ihn zu beschützen und seinen Ruf nicht zu beschmutzen." Wieder seufzte er und nahm einen Dolch in die Hand, den er prüfend auf und ab warf. „Ich komme nicht von der Stadt, deswegen muss ich erst noch lernen, mich gesittet und höflich zu verhalten. Und das ist schwerer, als es klingt.", ‚Ich kenne deinen Schmerz', dachte Mari bei sich. „Nun... ich finde es nicht so schlimm. Zu einer einfachen Dienerin wie mir muss man keineswegs so gesittet sein, meint Ihr nicht auch? Ihr steht als Getreuer über mir." Sie strich sich eine Strähne hinters Ohr, die ihr bei der Verbeugung ins Gesicht gerutscht war. „Hm... Ja, kann sein." Kurz weilte sein Blick auf ihr. „Jedenfalls...", er drehte sich weg und löschte lächelnd das Feuer, „... schmiede ich Waffen für den ganzen Palast. Es gibt nichts Aufregenderes, als mit der Klinge, die man mit seiner eigenen Hand erschaffen hat, zu kämpfen! Deswegen liebe ich es, mit anderen zu trainieren. Inzwischen gehen mir die Getreuen der anderen Lords und Ladies meistens aus dem Weg, weil sie wissen, was ich von ihnen will." Mari lächelte leicht. „Das hört sich so an, als wärst Ihr ein ziemlich harter Trainer. So schlimm ist es sicher gar nicht." Sie kniete sich auf den Teppich, um sich die Waffen näher anzusehen. Die Katana sahen genauso aus wie die, die Saoko und die anderen Ninja benutzten. Sie hatten sich wohl kaum verändert. „Nein, schlimm ist es wirklich nicht. Ich bin noch lange nicht so schlau wie Lord Takuyas Getreue oder so diszipliniert wie die Getreuen des Königs.", „Eure Waffen sehen sehr gut aus." meinte Mari, nahm eins der Katana in die Hand und betrachtete es eingehend. Es war nicht das erste Mal, dass sie eines sah, aber das erste Mal, dass sie eines in der Hand hielt. Es war unerwartet leicht. „Sie sind im Palast berühmt für die ungewöhnlich leichten Klingen", erklärte Ronin. „Und doch können sie Knochen leicht zertrennen.", „Ich hörte davon, allerdings habe ich ein solches Schwert noch nie gesehen.", „Kannst du denn kämpfen?", „Kein bisschen. Ich hab noch nie ein Schwert in der Hand gehalten.", „Ronin!" rief jemand quer über den Flur und ein neugieriges Augenpaar lugte in die Schmiede. „Wer hätte gedacht, dass du dich wieder hier aufhältst. Ich sicher nicht." Mari stand super schnell wieder auf und drehte sich zur Tür. „Hallo, Naomi." begrüßte Ronin sie mit einem Grinsen und bat sie mit einer Handbewegung in den Raum. „Yuki, das ist Lady Sanas Getreue, Naomi.", „Oh, sehr erfreut." Mari verbeugte sich zum x-ten Mal. „Es freut mich sehr!" In kirschrotem Kimono gekleidet verbeugte sie sich ebenfalls. „Ich bin Lady Sanas Erstgetreue und stehe auch dir bei Fragen gerne zu Diensten!" Hinter Naomi näherten sich Schritte und ein weiterer, junger Mann betrat die Schmiede. „Und ich bin Taiki, Lady Sanas Schutzgetreuer. Auch ich stehe jedem, auch dir, gerne zur Verfügung." Mari lächelte etwas eingeschüchtert. „Schutzgetreuer? Das gibt es doch überhaupt nicht!" beschwerte sich Naomi und stemmte die Hände in die Hüften, während Taiki schelmisch lachte. „Erstgetreue genauso wenig. Ich habe nicht gehört, dass du befördert wurdest.", „Ich kenne Lady Sana viel länger als du! Ich war immer ihre Erstgetreue!" verteidigte sie sich und Taiki konterte belustigt: „Ich glaube, würden wir es mit einem Kampf entscheiden, würden sich meine außerordentlichen Qualitäten als Getreuer beweisen.", „Die beiden streiten sich immer darum", raunte Ronin Mari zu. „Das ist irgendwie niedlich", raunte sie zurück. „Wie ein altes Ehepaar." Sie hielt sich kichernd den Ärmel ihres Kimonos vor den Mund. „Pah! Heute Abend, bei Sonnenuntergang im Palastgarten! Ich werde es dir schon zeigen, wer von uns Lady Sana eine größere Hilfe ist!" Naomi kehrte um und lief vor sich hin brummend aus der Schmiede. Taiki konnte sich das Grinsen nicht verkneifen und ging ebenfalls. „Müssen die sich immer bekriegen?" fragte Mari und sah zu Ronin, bevor sie das Schwert zurück legte. „Jedes Mal", bestätigte er lächelnd und verschränkte die Arme. „Von allen Getreuen machen die beiden den meisten Lärm.", „Puh... Ich will echt nicht zwischen den beiden stehen. Das könnte fatal enden.", „Sie fordern sich zwar immer wieder gegenseitig heraus, sind aber sehr ehrgeizig und voller Hingabe. Sie würden alles für Lady Sana tun.", „Dann sind sie gute Getreue", meinte Mari und ließ sich wieder auf dem Teppich nieder. „Ich hab gehört, war mit Lady Soleil geschehen ist. Sie hatte sicher auch Getreue, oder? Was ist mit ihnen geschehen?" Sie legte ihre Hände auf den Schoß. „Lady Soleils Getreue versuchen jeden Tag zusammen mit den königlichen Geschwistern, Lord Ryoto zu überzeugen." Er sah weg und ließ beklemmt die Schultern fallen. „Jeden Tag flehen und betteln sie, aber Lord Ryoto ist so kalt und unnachgiebig wie ein Felsen.", „Sie tut mir ziemlich Leid.", „Eines Nachts hat Sora, einer der beiden Getreuen von Lady Soleil, versucht, in den Kerker einzudringen und seine Lady zu befreien. Aber er wurde gefasst." Er ballte kurz die Hände zu Fäusten. „Und hingerichtet." Das brachte Mari aus der Balance. Geschockt hielt sie sich die Hand vor den Mund. „Was, ehrlich? Wie ungerecht!", „Sora hatte schon immer viel für Lady Soleil übrig." Er schüttelte bedrückt den Kopf. „Er wäre für die durch tausend Feuer gegangen.", „Weiß... Lady Soleil davon? Das er... hingerichtet worden ist, meine ich?", „Nein. Sie hat gesehen, wie Sora vor ihren Augen gefangen genommen wurde, aber nicht, wie er..." Er hielt inne. „Das zu erfahren, würde schrecklich für sie sein. Vielleicht ist es besser, wenn sie es nie erfährt." meinte Mari. „Ich fühle mit ihr.", „Kaori, Lady Soleils zweite Getreue, hat viele Tage um ihn geweint. Sie beide waren Freunde und haben sich geschworen, Lady Soleil immer zu beschützen. Sora hat es nicht verdient, wegen so etwas sein Leben zu verlieren.", „Da hast du Recht.", „Niemand weiß, was mit Lord Ryoto geschehen ist, dass er plötzlich so den Verstand verloren hat..." erzählte Ronin leise und fegte mit der Hand über den Steintisch vor dem Schmiedeofen. „Seine Augen sind dunkel vor Blutlust und Gier, nicht gutmütig und warm wie davor. Manche sagen, er wäre besessen.", „Darum hat er sogar sein Pokémon verloren, wie ich hörte...", „Ja, das stimmt.", „Wo ist denn der Kerker?", „Unter dem Thronsaal des Königs, aber nur Befugte dürfen eintreten. Es gibt sehr viele Wachen dort, es ist fast unmöglich, an ihnen vorbei zu kommen. Selbst, wenn jemand es versuchen wollen würde... der Kellerbereich ist wegen Morgen vollständig gesperrt.", „Hm..." Mari dachte nach. „Der König sei besessen, sagst du?", „Ja, jedenfalls vermuten das viele. Es gibt Gerüchte, dass die Schreinwächterin Saya Saito die Wahrheit wüsste... Aber sie zeigt sich so selten, dass viele nicht einmal wissen, wie sie aussieht, geschweige denn sie fragen könnten...", „Ich verstehe." Mari nickte und stand auf. „Ich denke... ich sollte gehen. Danke, dass Ihr mir das alles erzählt habt." Sie hob die Hand. „Falls du noch etwas wissen möchtest, ich bin meistens immer hier." meinte Ronin und winkte ihr nach. Sie verließ den Raum und schloss sanft die Tür hinter sich. ‚Diese Informationen waren aufschlussreich. Ich werde Jacky beizeiten sagen, was ich weiß...'

Saviors of Tomorrow 2 (Eine Pokémon-FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt