Am Morgen des 30. Julis wachte ich durch lautes Getuschel neben meinem Bett auf. Ich schlief bei Ginny im Zimmer, aber sie schlief meist ebenso lange wie ich. Sie würde mich also schon mal nicht wecken.
„Leiser", murmelte ich und zog mir das Kissen über den Kopf. Aber auch das konnte das Gelächter kaum dämpfen, das nun an mein Ohr drang.
„Bei Merlin, ich versuche hier zu schlafen!", beschwerte ich mich und setzte mich auf. „Könnt ihr bitte einfach eure Klappe-" Hier stockte ich. Ich hörte ein Klicken und wurde von einem hellen Blitz geblendet. Doch ich hatte Ron, Fred, George und Ginny schon entdeckt, die um mein Bett herumstanden. Ich öffnete meine geblendeten Augen wieder. Und tatsächlich hatte sich ein beträchtlicher Teil der Weasleys hier versammelt und stimmte jetzt auch noch ein Geburtstagslied an. George pustete mir eine Luftschlange ins Gesicht. Sein Zwillingsbruder zündete die magischen Kerzen auf der Geburtstagstorte an, die Ginny auf dem Arm hatte. „Happy Birthday, Eleonora!" stand dort in bester Schnörkelschrift geschrieben. Überrascht sah ich von einem zum anderen und lauschte ihren letzten Tönen. Ron sang etwas schief, Ginny dafür sogar ganz gut.
„Danke", brachte ich heraus, als sie geendet hatten. „Aber was soll das denn?"
„Na was wohl, Dummerchen?", fragte Fred und klopfte mir mit einem eingerollten Pergament auf den Kopf. „Du hast Geburtstag!", sagte nun auch George und grinste breit. Er wickelte mich in eine Luftschlange ein. Zusätzlich verteilte er sorgfältig Konfetti in meinen Haaren. Ein teil von mir wusste genau, dass ich ihn daran hindern sollte, wenn ich nicht bis in alle Ewigkeit Papierschnipsel aus meinen Locken fieseln wollte. Doch dafür war ich gerade etwas zu überrascht. Ich hatte ihnen gar nicht von meinem Geburtstag erzählt.
„Woher wusstet ihr denn davon?", fragte ich nach.
Ron grinste. „Fred und George sind doch nicht umsonst Dauergäste in Filchs Büro. Sie haben sich die Schülerakten angesehen und dabei natürlich auch dein Geburtsdatum herausgefunden." Die Zwillinge standen nur mit stolzgeschwellter Brust und einem Gesicht da, das wohl ernst wirken sollte.
„Vielen Dank!" Ich hatte fast ein bisschen Tränen in den Augen, weil sie sich so viel Mühe gegeben hatten. Jetzt hatte ich das dringende Bedürfnis, mich für immer bei ihnen zu bedanken, bis ich ihnen eine ebenso große Freude machen konnte.
„Brauchst dich nicht bedanken. Ein Stück Kuchen für deine bescheidenen Feierplaner wäre aber ganz nett", sagte Fred und sah eher die Torte als mich an.
Ich lachte und ging mit ihnen hinunter ins Esszimmer. Dort wurde ich erstmal von Molly an ihre ausladende Brust gepresst und erst losgelassen, als mir der Erstickungstod drohte. Auch alle anderen Weasleys, die nicht schon der kleinen Feier an meinem Bett beigewohnt hatten, gratulierten mir. Den ganzen Vormittag über konnte ich nicht aufhören zu grinsen. Ich hatte einen Haufen Geschenke bekommen, auch wenn diese für mich nur noch das Sahnetüpfelchen waren. Die größte Freude hatten sie mir schon damit gemacht, überhaupt von meinem Geburtstag zu wissen und daran zu denken.
Ich hatte eine derart große Menge an Scherzartikeln von den Zwillingen bekommen, dass ich fast schon Zonkos Konkurrenz machen konnte, von Ginny bekam ich eine ganze Tüte Bertie Bott's Bohnen – obwohl sie mich ja noch gar nicht so lange kannte, Ron überreichte mir ein Geschenk von sich und Hermine: eine Tasche mit unaufspürbarem Ausdehungszauber. Charlie schenkte mir eine Kette mit Drachenzahn, Molly und Arthur einen Haufen selbstgebackener Süßigkeiten und selbstgestrickte Stulpen für Hände und Füße in einem wunderschönen Dunkelrot. Und schließlich waren da noch einige Päckchen, die mit der Post angekommen waren. Mein Pate Severus schenkte mir ein Set nützlicher und seltener Zaubertrankzutaten, mitsamt einem selbstgeschriebenen Buch voller Rezepte. Das liehen sich die Zwillinge sogleich aus und brachten es in ihr Zimmer. Sie wollten wohl erstmal alles abschreiben und ausprobieren.
Eva schickte mir mit den anderen Mädchen aus unserem Zimmer einige Bücher, in denen nützliche Alltagszauber standen. Evas Schwester Annabell hatte mir eine Flasche des Haarzähmungstranks geschickt, den sie auch für ihre eigenen Locken benutzte. Schließlich blieb nur noch ein längliches Päckchen übrig, das von den anderen Paketen bisher verdeckt gewesen war. Es hatte keinen Absender, weshalb ich es umso neugieriger auspackte. Heraus kullerte ein Besen. Ich besah ihn mir genauer und erkannte exakt das Modell, mit dem ich letztes Jahr dem Dunklen Lord eins übergebraten hatte. (Lange Geschichte.)
Also musste es ja von Dumbledore sein, denn der hatte Harry und mich letztes Jahr gerettet und mich bewusstlos neben dem Spiegel Nerhegeb gefunden. Aber wieso um alles in der Welt sollte mir Dumbledore genau diesen Besen schenken? Von McGonagall hatte Harry letztes Jahr zwar ebenfalls einen Besen erhalten, aber Harry war in der Quidditchmannschaft und ein Ausnahmetalent. Zudem war es das neuste, beste Modell gewesen. Ich hatte erst seit kurzen damit aufgehört, Panikattacken auf einem Besen zu bekommen. Mir erschloss sich das Geschenk also nicht ganz, aber Ron schlug vor, ihn doch gleich draußen bei einer Partie Quidditch auszuprobieren. Ich stimmte zu und so kam es, dass wir uns in zwei Mannschaften aufteilten. Und weil mein Geburtstag war und Percy ein schlechtes Gewissen so ganz ohne Geschenk hatte, spielte sogar er mit. Auch wenn er eigentlich keine große Hilfe war und das Spiel über hauptsächlich damit beschäftigt war, auf dem Besen sitzen zu bleiben.
Ich hatte mir meine Mannschaft aussuchen dürfen und hatte Ginny und die Zwillinge gewählt. Ron und Percy hatte ich Charlie überlassen. Ron aber eher als Entschädigung für Percy und damit der Gewinn nicht schon von Anfang an feststand. Percy und Ginny waren Hüter, Ron und George Treiber und Fred, Charlie und ich Jäger und Sucher in einem. Trotz der ungleichen Spieleranzahl, schaffte es Charlie, einen Vorsprung aufzubauen. Und das sogar, obwohl George dauernd den Klatscher auf ihn hetzte. Ich überließ Charlie Fred und machte mich lieber auf die Suche nach dem Schnatz. Den und die Punkte, die er uns einbringen würde, konnten wir nämlich dringend gebrauchen. Schließlich sah ich ihn über dem Gemüsebeet schweben und brauste dorthin. Mein Besen war nicht gerade neu und schnell, aber das waren die Besen der Weasleys auch nicht. Und so hatte Charlie keine Chance mehr mich einzuholen und ich sicherte mir Schnatz und Sieg.
Wir schrieben gemeinsam mehrfach Briefe an Harry und schickten sie mit unterschiedlichen Eulen los. Doch es kam weder an Harrys Geburtstag einen Tag nach meinem, noch an den Folgetagen eine Antwort auf die Geschenke, Briefe und Karten. Deshalb beschlossen Fred, George, Ron und ich, dass es so nicht weitergehen könnte. Gemeinsam schmiedeten wir einen Plan, wie wir ihn befreien würden. Ginny weihten wir lieber nicht ein, sonst würde sie sich vor Aufregung nicht mehr einkriegen können.
Daher brachen wir am dritten Tag nach Harrys Geburtstag auf, um ihn abzuholen. Dazu benutzten wird den fliegenden Ford Anglia, den Arthur Weasley etwas umgebaut hatte. Er hatte eine große Schwäche für Muggelgegenstände. Wir hatten uns darauf geeinigt, dass ich den Wagen fahren würde, da ich am wenigsten von Molly bestraft werden würde. Wenn einer ihrer Söhne das Auto lenken würde, dann würde sie ihm Hausarrest bis ans Lebensende verpassen. In den letzten Tagen hatte ich also Arthur gebeten, mir das Autofahren beizubringen und hatte zur Tarnung auch für die restlichen seiner Errungenschaften Interesse gezeigt. Und daher war ich nur ein kleines bisschen nervös, als ich ins Auto stieg und das Lenkrad umklammerte. Aber ich musste mich jetzt auf meine Aufgabe konzentrieren – Harry zuliebe. Und mit diesem tröstenden Gedanken startete ich den Motor.
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Eleonora Black und Slytherins Erbe ∥ Ⅱ ∥ Abgeschlossen
FanfictionEleonoras zweites Jahr auf Hogwarts beginnt. Nachdem sie letztes Jahr mehr oder weniger erfolgreich Voldemort aufgehalten hat, steht ihr nun ein weiteres Jahr voller Abenteuer bevor. Dabei hatte sie sich doch eigentlich so fest vorgenommen, nichts V...