Kapitel 8 - Winkelgassengasse, Prügeleien und unerwünschte Verwandte

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Ich ließ meine Bücher nicht signieren, um schneller wieder an die frische Luft zu kommen. Hier drinnen waren mir deutlich zu viele Hormone und auch Gilderoys Zahnpastalächeln würde mich noch in meine Träume verfolgen. Fred, George und Lee ging es ähnlich. Kaum vor der Tür traf ich auf jemanden, mit dem ich eigentlich nicht gerechnet hatte. Tante Narcissa.

Auch sie schien überrascht über meine Anwesenheit, fing sich aber schnell wieder. „Entschuldigt uns bitte kurz", sagte sie mit einem angedeuteten Lächeln in Richtung der Zwillinge. Mich griff sie am Arm und zog mich um die Ecke in eine enge Gasse zwischen den Läden.

„Wie geht es dir?", fragte sie und lächelte mich an, als wäre nichts geschehen und als hätte sie sich nicht geweigert, mich über die Ferien bei sich aufzunehmen.

„Gut und selbst?", gab ich sarkastisch zurück. „Wie geht es dem liebreizenden Lucius und was würde der wohl davon halten, wenn du mich in irgendwelche Gassen ziehst und sogar wagst, mit mir zu reden?"

Ihr Lächeln gefror auf ihrem Gesicht ein. Früher hätte ich mich jetzt schleunigst aus dem Staub gemacht um nicht bis in alle Ewigkeit alle Spinnen von Malfoy Manor zusammenzusuchen. Doch jetzt reckte ich nur mein Kinn vor und lächelte grimmig.

„Hör zu, ich wollte ...", begann sie energisch und fuhr sich mit der Hand durch die Haare. „Das alles nicht", beendete sie ihren Satz dann allerdings ziemlich lahm.

„Schön. Ich auch nicht. Und trotzdem stehen wir jetzt hier, ich verbringe die Ferien bei meinen Freunden und werde von deinem Mann als Blutsverräterin betitelt", zählte ich bitter auf. „Wenn es also weder du noch ich so wollten, wessen Schuld ist es also dann?"

„Lucius", antwortete sie nach einigem Überlegen. Ich schnaubte. Klar, immer waren es die anderen.

„Letztes Jahr hast du mir noch eine tolle Rede am Bahnsteig gehalten, weißt du noch? Du lässt nach." Ich benahm mich wie eine absolute Kratzbürste. Mir war klar, dass sich an der Situation so keineswegs etwas ändern würde und ich sogar die einzige Person beleidigte, die sich bei Lucius für mich einsetzen konnte und dies bereits getan hatte. Dennoch wurde mir durch ihren plötzlichen Anblick bewusst, wie enttäuscht ich von ihr war. Ich hatte immer gedacht, dass ihre Familie bei ihr an allerhöchster Stelle stehen würde, doch ich hatte mich wohl schwer getäuscht. Oder ich zählte nicht zu ihrer Familie.

Narcissa schwieg getroffen. Meine Worte waren nicht spurlos an ihr vorbeigegangen. „Willst du ... willst du mich überhaupt noch haben?", fragte ich mit leiserer Stimme als zuvor.

„Natürlich", antwortete sie und ihre Augen nahmen einen fast schon liebevollen Ausdruck an. „Aber vielleicht ist es besser für dich und uns, wenn du dich erstmal von uns fernhältst."

Wie bitte? Wie konnte sie all meine Hoffnung mit diesem zusätzlichen Satz so simpel zerstören?

„Du ... uns", wiederholte ich und begriff, dass ich nur mit einem von beiden gemeint war.

Sie schwieg und knetete nur ihre feinen, behandschuhten Hände. Ich hatte ihr diese Spitzenhandschuhe vor anderthalb Jahren zu Weihnachten geschenkt.

„Warum?", fragte ich mit tränenerstickter Stimme. Bis eben hatte ich sie gar nicht bemerkt, doch jetzt kullerten sie mir die Wangen hinunter und fielen zu Boden.

Ihre Augen wichen mir aus. „Der Dunkle Lord ..." Sie führte den Satz nicht aus. Doch ich konnte mir denken, was sie meinte. Ich hatte letztes Jahr den Dunklen Lord daran gehindert, den Stein der Weisen zu bekommen. Noch war er zwar verschwunden, doch ich wäre sicherlich eines seiner Ziele. Ebenso wie Harry. Und Narcissa wollte deshalb keinen von uns beiden in ihrem Haus haben. Wir stellten eine Gefahr dar. Ein Heuler, der jederzeit loslegen konnte.

„Ich verstehe ...", flüsterte ich schwach. Ich wollte nur noch weg von ihr. Wie konnte die Frau, die mich großgezogen hatte, nur so grausam zu mir sein? Das Schlimmste war aber doch, dass ich es ihr eigentlich nicht verübeln konnte. Bei ihr stand ihre Familie an oberster Stelle. Sie hatte sich zwischen mir, der Tochter ihres Cousins und ihrem Mann und ihrem Sohn entscheiden müssen. Und ihre Wahl war nicht auf mich gefallen. Jede Mutter würde wahrscheinlich so handeln. Und trotzdem ... trotzdem fühlte ihre Ablehnung sich so fies an. So schmerzhaft. Ich atmete tief durch, verschloss alle meine Emotionen tief in meinem Innersten, wie man mir es seit der Kindheit gepredigt hatte und trat aus dem Schutz der Gasse. Dort kamen mir die wutschnaubenden Weasleys, sowie Harry, Hermine und ihre Eltern entgegen. Arthur hatte eine blutige Lippe und Fred erzählte mir aufgeregt von der Schlägerei zwischen seinem Vater und Lucius Malfoy. Scheinbar hatte sich Familie Malfoy zufällig den gleichen Tag zum Einkaufen ausgesucht wie wir. Wenigstens war ich nur Narcissa und nicht Draco oder Lucius in die Arme gelaufen. Das hätte sicherlich auch mit einer Schlägerei geendet. Verstohlen wischte ich mir ein paar vereinzelte Tränen von der Wange, während wir zum Tropfenden Kessel marschierten. Glücklicherweise bekam davon niemand etwas mit. George kommentierte zurück im Fuchsbau zwar meine geröteten Augen, doch ich schob es auf den Ruß bei der Rückreise mit Flohpulver.


Eleonora Black und Slytherins Erbe ∥ Ⅱ ∥ AbgeschlossenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt